Insgesamt 13 europäische Geschäftsreiseverbände wenden sich erneut an die Politik zur Wiederaufnahme des Reiseverkehrs – noch immer fehlt es der Branche an Perspektiven.
Teststrategie statt Quarantäne? Mit sinkenden Infektionszahlen Anfang des Jahres war das durchaus eine mögliche Realität. Das entsprechende Konzept hat auf Nachfrage der Bundesregierung, die Reisebranche selbst erarbeitet und vorgelegt. Umgesetzt wurde es jedoch nicht. Auch deshalb appelliert die Reisebranche Europas erneut an die Politik und fordert sie zur Wiederaufnahme des Reiseverkehrs auf, wie Business Travel berichtet.
Die Zukunft der Geschäftsreise
Ob Bundes-Notbremse oder regionale Lockdowns. An eine klare Öffnungsperspektive ist aktuell nicht zu denken – vor allem nicht für die Reisebranche. Auch die Teststrategie hat daran nichts geändert. Der internationale Flugverkehr bleibt eingeschränkt und Hotels in Deutschland dürfen weiterhin nur Geschäftsreisende willkommen heißen. Ein entsprechendes Konzept, welches die Bundesregierung selbst in Auftrag gegeben hat, sollte das ändern. Auch der Verband Deutsches Reisemanagement VDR war an diesem Konzept beteiligt. Die Umsetzung ist mittlerweile in weite Ferne gerückt. Stattdessen wurde eine allgemeine Testpflicht für Reiserückkehrer beschlossen und umgesetzt. Die Quarantäneregelung wurde jedoch nicht geändert. Auch deshalb fordert der Verband, mit zwölf weiteren Geschäftsreiseverbänden Europas, die Politik zu einer einheitlichen Vorgehensweise bei den Reisebestimmungen auf.
Mit der gemeinsamen Initiative von 13 führenden europäischen Geschäftsreiseverbänden setzen wir ein starkes Signal der Einheit mit dem Ziel, den politischen Entscheidungsträgern länderübergreifend konkrete Vorschläge zu unterbreiten, wie Geschäftsreisen künftig wieder sicher und effizient durchgeführt werden können. Die Maßnahmen staatlicher Institutionen werden mitentscheidend dafür sein, ob die wirtschaftliche Erholung auch bei den Geschäftsreiseaktivitäten gelingen kann. Reisende und Unternehmen brauchen Reiseerleichterungen, verlässliche Informationen, klare Leitlinien und weniger Bürokratie, um eine effiziente Reiseorganisation, unternehmerische Fürsorgepflichten und geltende Vorschriften miteinander vereinbaren zu können
Hans-Ingo Biehl, Hauptgeschäftsführer des VDR
Dazu werden Anforderungen und Maßnahmen beschrieben, um die Wiederaufnahme der Reisetätigkeit zu ermöglichen. Tatsächlich ist der Geschäftsreiseverkehr vor der Corona-Pandemie für einen Großteil der Einnahmen bei Fluggesellschaften, Hotels und anderen Unternehmen und Bereichen des Tourismussektors verantwortlich gewesen. So haben deutsche Unternehmen vor der Corona-Pandemie über 55 Milliarden Euro für Geschäftsreisen ausgegeben – die regionale Wertschöpfung, also die Ausgaben der Reisenden am Zielort etwa für gastronomische oder kulturelle Angebote, nicht mit einberechnet. Im entsprechenden Positionspapier verweisen die Verbände erneut auf den Fünf-Punkte-Plan.
Konzept für Reisen ohne Quarantäne
Das Konzept der Branchenvertreter war bereits damals eindeutig formuliert und hatte das Ziel: Mobilität muss auch während einer Pandemie gegeben sein, die Folgen der Einstufungen des Robert-Koch-Instituts und Auswärtigen Amts für die verschiedenen Länder müssen ersetzt werden. Das vorgeschlagene Konzept sieht die Aufhebung der Quarantänepflicht vor. Auch für Hochinzidenzgebiete ist ein Konzept erarbeitet worden – die Quarantänepflicht sollte auch hier entfallen. Tatsächlich scheint das aktuell aber nur eine Option für vollständig geimpfte Reisende zu sein. Erste Bundesländer und Kommunen haben deshalb die Quarantänepflicht für Reisende aus Risikogebieten bereits aufgehoben, sofern diese seit mindestens zwei Wochen vollständig geimpft sind.
Für eine der größten Volkswirtschaften weltweit und eine starke Exportnation bleiben Geschäftsreisen ein notwendiges Erfolgsinstrument. Regionale Wertschöpfung etwa in Gastronomie, Einzelhandel und Dienstleistungssektor entsteht nicht durch Videokonferenzen. Politische Entscheidungen müssen die vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsketten einer Geschäftsreise miteinbeziehen und sollten die Hygienekonzepte und Sicherheitsstandards der Anbieter nicht ignorieren. Es ist wichtig, dass die notwendigen Geschäftsreisen in Zukunft so sicher, aber auch so effektiv wie möglich durchgeführt werden können
Christoph Carnier, Präsident des VDR
Eine weitere Möglichkeit könnten digitale Nachweise zu Impfungen und Tests darstellen. Diverse Unternehmen der Privatwirtschaft, einschließlich Airlines, Branchenverbände, aber auch unabhängige Unternehmen und Start-ups, sowie die Politik selbst erarbeiten derzeitig verschiedene Lösungen. Während die Wirtschaft ihre Entwicklungen bereits auf dem Markt testet, soll der EU-Impfpass erst frühestens Ende Juni zur Verfügung stehen. Dieser soll dann auch beispielsweise in der Corona-Warn-App implementiert werden können. Vielleicht aber zu spät. Der Wirtschaftsverband IATA sieht das Sommergeschäft bereits in Gefahr.
Gleichzeitig bereitet sich die Branche bereits auf die Zeit nach der Corona-Pandemie vor. In aktuellen Planungen spielen Geschäftsreisende keine große Rolle mehr. So plant die Lufthansa beispielsweise, zukünftig die Business Class zu verkleinern, dafür aber die Premium Economy zu vergrößern. Geschäftsreisende werden weniger zu Terminen vor Ort reisen müssen. Und selbst wenn, dann bekommen sie nur noch Tickets in der Economy Class bezahlt. Upgrademöglichkeiten wird es dann nur noch in die Premium Economy geben, die sich auch bei Touristen großer Beliebtheit erfreut.
Fazit zum Appell des VDR
Der VDR und zwölf weitere Geschäftsreiseverbände appellieren erneut an die Politik und fordern sie zu einer einheitlichen Vorgehensweise bei den Reisebeschränkungen auf. Auch der kommende EU-Impfpass garantiert noch keine einheitliche Vorgehensweise, sodass die Wiederaufnahme des Reiseverkehrs in Europa laut VDR in Gefahr ist. Ein entsprechendes Konzept zur Umsetzung liegt auch der Bundesregierung schon seit längerer Zeit vor. Umgesetzt wurde dieses nicht. Auch weiterhin fehlt es der Reisebranche an Öffnungsperspektiven.