Frankreich hilft der heimischen Airline-Industrie mit insgesamt 15 Milliarden Euro – allerdings nur mit Umweltauflagen. Eine davon betrifft besonders den Flugzeughersteller Airbus.
Die letzten Jahre waren für Airbus eine außergewöhnliche Zeit: Der Flugzeughersteller durfte sich sowohl mit dem Airbus A320neo als auch dem zugekauften Airbus A220 sowie dem Airbus A350 über viele Bestellungen freuen. Misserfolge wie die Einstellung der Produktion des Airbus A380 waren dabei eher Nebensache, nicht zuletzt, weil Konkurrent Boeing durch große Fehler deutlich schlechter dasteht. Dennoch bekommt Airbus nun Hilfe vom Staat und muss dafür besonders in umweltfreundliche Entwicklungen investieren, wie die FAZ berichtet.
Mehrere Milliarden für Airbus und andere Teile der Airline-Industrie
Während in Deutschland mit der Senkung der Mehrwertsteuer und weiteren kleineren Konjunkturmaßnahmen reagiert wird, hilft die französische Regierung ganz gezielt der Flugzeugbranche. Insgesamt 15 Milliarden Euro wendet der Staat dafür auf und unterstützt damit primär Air France – die Airline erhält sieben Milliarden Euro. Deutlich überraschender kommt, dass auch der Rest der Branche sich über enorme Hilfen von acht Milliarden Euro freuen darf. Diese gehen unter anderem an Airbus, aber auch an Triebwerkhersteller wie Safran oder andere Zulieferer aus der in Frankreich traditionell starken Branche.
Was daran allerdings besonders ist, dürfte der starke staatliche Einfluss sein, welchen die Regierung plant. Das gilt weniger für das operative Geschäft, denn für die Zielsetzung. Klima- und Umweltschutz sollen bei den unterstützen Firmen genauso zu den Hauptzielen gehören wie ein Fokus auf Digitalisierung und Robotik. Während Airbus in den letzten beiden Bereichen weniger Nachholbedarf hat, spielt besonders das Thema Umwelt in Frankreich rund um die Flugzeugbranche eine wichtige Rolle. Genau hier muss sich Airbus auf relevante Zielvorstellungen seitens der Regierung einstellen. Miteigner Deutschland hat dem Unternehmen dagegen keinerlei Vorgaben gemacht, bietet allerdings auch keine Hilfen für den erfolgsverwöhnten Konzern mit Sitz in Hamburg und Toulouse.
Schnellere und umweltfreundlicherer Nachfolger für den Airbus A320
Das Hauptziel der französischen Regierung ist die Entwicklung eines Nachfolgers für den Airbus A320, das erfolgreichste Modell von Airbus. Mit dem Airbus A320neo, der seit wenigen Jahren an Airlines ausgeliefert wird, gibt es schon eine erste Weiterentwicklung mit geringerem Spritverbrauch. Doch Frankreich möchte deutlich weitergehen und eine echte Weiterentwicklung sehen. Auf den Markt kommen soll das Modell zwischen 2033 und 2035 (ursprünglich lag der Zielkorridor für die Weiterentwicklung im Jahr 2045), ein Demonstrationsmodell soll es bereits zwischen 2026 und 2028 geben. Ein sehr straffer Zeitplan für ein neu entwickeltes Flugzeug.
Doch es geht der französischen Regierung per se weniger um eine schnelle Entwicklung eines neuen Flugzeugs, denn um den Umweltschutz. Die Regierung fordert von Airbus nicht nur einen um 30 Prozent reduzierten Treibstoffausstoß gegenüber zum führenden Modell – dem aktuellen Airbus A320neo, sondern auch noch deutlich mehr. So soll die neue Maschine mit 100 Prozent Biotreibstoff betrieben werden können, um den Einfluss auf die Umwelt noch weiter zu reduzieren. Auf die Ingenieure bei Airbus wartet eine ambitionierte Zielsetzung, die dafür sorgen könnte, dass Fliegen in wenigen Jahrzehnten signifikant umweltfreundlicher ist als heute.
Hybrides Regionalflugzeug mit Elektro- oder Wasserstoffantrieb bis 2030
Doch die Entwicklung eines Nachfolgers für den Airbus A320 ist nur ein Thema. Die französische Regierung möchte auch, dass schon im Jahr 2030 ein hybrides Regionalflugzeug auf den Markt kommt, das nicht mehr primär mit Kerosin betrieben wird. Die Rede ist entweder von einem Elektro- oder aber von einem Wasserstoffantrieb. Ein solches Modell könnte dafür sorgen, dass Flüge mit sehr geringen oder sogar gar keinen Emissionen mehr möglich sind – analog zu Bahnfahrten mit regenerativen Energien. Auch hier ist der Zeitplan allerdings sehr straff, schon 2028 soll es ein Demonstrationsmodell geben.
Immerhin allerdings ist Airbus hier mit Blick auf die Entwicklung schon etwas weiter, unter dem Namen E-Fan wurde ein ähnliches Projekt bereits vor einiger Zeit vorgestellt. Die Entwicklung stockte zuletzt allerdings, denn das Umwelt-Prestigeprojekt fiel dem Rotstift bei den Kürzungen durch das Coronavirus zum Opfer. Auch die Partner Rolls-Royce und Siemens entwickeln aktuell nicht weiter am E-Fan. Die französische Regierung möchte mit ihren Hilfen allerdings dafür sorgen, dass genau solche Projekt auch zukünftig fortgeführt werden. Falls sich die internationalen Partner nicht überzeugen lassen, soll deshalb auch die französische Firma Safran zum Partner von Airbus werden. Ganz oben steht bei den Zielen der Regierung dabei der Fokus auf den Umweltschutz.
Fazit zu den Entwicklungsplänen der französischen Regierung für Airbus
Staatlicher Einfluss auf Unternehmen führt selten zu positiven Ergebnissen, in Frankreich allerdings ist diese Art der Industriepolitik im Trend. Positiv ist dabei sicher der Fokus auf den Umweltschutz, denn gerade rund um das Fliegen gibt es hier sehr viel Nachholbedarf. Die Zeitpläne für die Neuentwicklungen bei Airbus sind dabei sicher ambitioniert, sollte der Konzern diese allerdings einhalten können, dürfte die Nutzung eines Flugzeugs möglicherweise schon ein oder zwei Jahrzehnten signifikant umweltfreundlicher sein als noch heute.
Frankreich hilft der heimischen Airline-Industrie mit insgesamt 15 Millionen Euro
Ihr meint bestimmt 15 Milliarden 😉
Hey Christoph, da hast du natürlich Recht! Habe es direkt geändert. Viele Grüße!