Die Hotellerie steht seltener im Rampenlicht der Nachhaltigkeitsdebatte als etwa das Fliegen, doch auch hier gibt es viele Aspekte, die einen Einfluss auf die Umwelt, die Menschen und die Wirtschaft haben. In diesem Artikel wollen wir zeigen, was Hotels tun oder tun können, um einen positiven Beitrag zu leisten.

Das Thema Nachhaltigkeit ist bei für uns bei reisetopia immer weiter in den Fokus gerückt. Vor allem aber haben wir uns dem offensichtlichen Aspekt der Luftfahrtbranche angenommen – doch wie sieht es in der nachhaltigen Hotellerie aus? Was machen die Hotels aus unserem Portfolio, um ihren Einfluss auf die Umwelt und die lokale Bevölkerung so gering wie möglich zu halten und vielleicht sogar Positives zu bewirken? Wir haben uns auf die Suche gemacht nach Häusern, die einen anderen Weg als die große Masse gehen und Nachhaltigkeit fest in ihren Unternehmenswerten verankert haben. Hier stellen wir sie Euch vor!

Reduktion der CO₂-Bilanz

Jeder hat durch das eigene Handeln im Alltag eine eigene CO2-Bilanz. Im Internet gibt es viele Tools anhand derer man diese – zumindest an einen Schätzwert angenähert – errechnen kann. Wer so etwas schon einmal gemacht hat, der weiß, dass die CO2-Bilanz einer Person oder eines Unternehmens nicht nur davon abhängt, ob man viel Auto fährt oder fliegt, sondern dass viele andere Faktoren mit einfließen. So ist es zum Beispiel ganz entscheidend, welche Energiequellen genutzt werden, welche Lebensmittel man zu sich nimmt – sprich, ob der Fokus auf pflanzlichen Gerichten oder viel Fleisch und Fisch liegt – und ob diese einen langen Anfahrtsweg hatten oder vom regionalen Bauernhof um die Ecke stammen. Natürlich spielen diese Faktoren auch in der Hotellerie eine Rolle. Zudem muss man hier auch mit berücksichtigen, wie oft der Wäscheservice erfolgt, wie sich innerhalb des Hotelgeländes fortbewegt wird und natürlich auch wie das Gebäude an sich beschaffen ist. In all diesen Bereichen gibt es Hotels, die versuchen, es besser als die Konkurrenz zu machen. So gibt es immer mehr “Zero-Emission-Hotels” oder aber auch solche, die auf dem besten Wege dahin sind.

Bahía del Duque  (Teneriffa, Spanien)

Ein Hotel, das großen Wert auf die Verbesserung seiner CO2-Bilanz legt, ist das Bahía del Duque auf Teneriffa in Spanien. Hier stehen besonders die richtigen Energiequellen im Fokus. Im vergangenen Jahr ist man dort den Schritt gegangen und ist auf erneuerbare Energien umgestiegen. Damit konnten bereits 80 Prozent des gesamten CO2-Fußabdrucks eingespart werden, was verdeutlicht, wie wichtig der Faktor der Energiequellen ist. Ein weiterer Aspekt, dem sich das Hotel angenommen hat, ist der Wasserverbrauch – eine besondere Herausforderung für das Hotel auf der Insel.

Hier hat man sich dazu entschieden, auf dem Grundstück – beispielsweise zum Bewässern der Pflanzen – entsalztes Meerwasser zu verwenden. Der Entsalzungsprozess geschieht dabei direkt auf dem Gelände selbst. Auch engagiert sich das Hotel gemeinsam mit lokalen Umweltverbänden bei Strand- und Meeresbodenreinigungen, um Teneriffa sauber zu halten. Ich selbst durfte das Hotel in diesem Sommer schon besuchen und kann sagen, dass mir insbesondere der Hotelstrand besonders sauber vorkam, wenn man ihn mit anderen Hotelstränden auf der Insel vergleicht.

Verdura Resort, a Rocco Forte Hotel  (Sizilien, Italien)

Auch das Rocco Forte Verdura Resort auf Sizilien wurde bereits in der Konzipierungsphase auf Umweltfreundlichkeit gepolt. Das gesamte Hotel verfügt über Solarzellen, die das vor Ort genutzte Wasser erwärmen. Gleichzeitig wird benutztes Wasser in einem eigenen Wasserrecycling-System wieder frisch gemacht, sodass der Wasserverbrauch erheblich viel niedriger ist, als anderenorts. Ein großer Teil des Energieverbrauchs konnte kürzlich eingespart werden, da alle 8.300 Glühbirnen der Außenbeleuchtung durch sparsamere LED-Birnen ersetzt wurden.

Fahrende Autos findet man auf dem Grundstück übrigens auch keine. Die “No-Car-Politk” soll dafür sorgen, dass die Schönheit der Umgebung nicht durch den Verkehr auf dem Resortgelände gestört wird. Jan konnte das Hotel bereits genießen und berichtet in seinem Review über das Rocco Forte Verdura Resort, was ihm besonders gut gefallen hat.

The Dolder Grand (Zürich, Schweiz)

In unserem Nachbarland Schweiz gibt es auch ein exklusives Luxushotel, das sich besonders durch seine Nachhaltigkeitsbestrebungen auszeichnet. Im The Dolder Grand Zürich steht neben vielen anderen Initiativen besonders die Effizienz durch Technik im Fokus. Statt eines herkömmlichen Heizungssystems nutzt The Dolder Grand nämlich ein Erdwärmesystem.

Hierfür wurden etwa 70 Erdsonden rund 152 Meter tief in den Boden eingegraben. Mithilfe dieser geothermischen Technologie konnte der gesamte Energieverbrauch des Hotels bereits enorm reduziert werden. Die neue Erdspeichertechnik kann nämlich ein Viertel des Kälte- beziehungsweise Wärmebedarfs decken. Für alles andere setzt man auf 100 Prozent schweizerische Wasserkraft, sodass auch hier CO2-Neutralität gegeben ist. Auch die Beleuchtung des Hotels ist im Jahr 2020 deutlich umweltfreundlicher geworden. Fast 600 Leuchtmittel wurden bereits auf LED-Beleuchtung umgerüstet, und sind damit 7-mal effizienter als die herkömmlichen Halogenlampen.

Moritz konnte das Hotel bereits testen und berichtet Euch in seinem Erfahrungsbericht über das The Dolder Grand seine Eindrücke.

Vorreiter für den Erhalt der Artenvielfalt

Natürlich spielt die CO2-Bilanz in Sachen Umweltschutz eine große Rolle. Gleichzeitig geht es beim Umweltschutz um viele weitere Aspekte, wie etwa den Erhalt der Biodiversität. Hier kann ein Hotel selbstverständlich nur einen kleinen Beitrag leisten, denn weit über den Radius des eigenen Wirkungskreises kann dies meist nicht beeinflusst werden. Dass man aber doch einiges tun kann, zeigen die Bemühungen einiger Hotels.

Marbella Club Hotel, Golf Resort & Spa (Marbella, Spanien)

Der Marbella Club hat sich auf die Fahne geschrieben, die Artenvielfalt im Meer zu schützen und zu fördern. Dafür ist das Luxushotel in Marbella zum Hauptsponsor einer lokalen, von der in Málaga ansässigen Stiftung Aula Del Mar geleiteten Initiative geworden, die sich genau diesem Thema widmet. Mithilfe dieser Initiative möchte man an den Küsten Andalusiens wieder Seegraswiesen erschaffen, um in dieser verwilderteren Umgebung zwei spanische Seepferdchenarten wieder anzusiedeln. Auch wenn Seepferdchen vielleicht auf den ersten Blick nicht wie die Top-Priorität klingen mögen, so ist das Ziel des Projektes, das Seepferdchen als Flaggschiff-Spezies für die Auswirkung und die Überwachung des Klimawandels einzusetzen. Um nicht nur monetär zu unterstützen, sondern auch das Wissen über die Thematik zu verbreiten, bietet das Hotel seinen Gästen viele verschiedene Angebote, in denen sie mehr über die Naturschutzinitiativen erfahren können.

Auch werden vom Marbella Club jährlich Strandsäuberungsaktionen des 8 Kilometer langen Strandes koordiniert. Bei der Aktion im vergangenen Jahr wurden auf dem kurzen Abschnitt allein 150 Kilogramm Müll gesammelt.

Conrad Maldives Rangali Island (Malediven)

Das erste Mal in diesem Artikel verlassen wir Europa, um einen Blick auf das Conrad Maldives Rangali Island zu werfen. Auch hier steht das Thema Meeresschutz und Erhaltung der Biodiversität im Vordergrund. Dafür hat das Hotel ein eigenes Korallenschutzprogramm entwickelt, welches Jung und Alt gleichermaßen ansprechen soll. Der hauseigene Meeresbiologe des Resorts bietet auf spielerische und interaktive Weise Einblicke in das Thema Korallen und hebt die Bedeutung des Meeresschutzes hervor.

Auch besteht die Möglichkeit, dass der Meeresbiologe die Gäste mit auf einen kurzen Schnorchelausflug zur Korallenaufzuchtstation um das Riff herum, nimmt, wobei er vieles über die wundersamen Meeresbewohner erzählen kann. Sicher ist hier zu beachten, dass die Initiative sehr auf die Unterhaltung der Gäste abzielt, dennoch ist auch der Korallenschutz eine wichtige Maßnahme, die anderenorts sicherlich auch angebracht ist. Wer wissen möchte, wie es sonst in diesem Hotel ist, der sollte einen Blick auf Moritz Review über das Conrad Maldives Rangali Island werfen.

Unterstützung der lokalen Bevölkerung

Ein großer, häufig in der Debatte vernachlässigter Aspekt, ist die Unterstützung und die Einbindung der lokalen Bevölkerung. Denn ein Hotel kann viele Umweltinitiativen starten, aber wenn die Einwohner nicht vom Wirtschaftsfaktor Hotellerie profitieren können, dann kann man nicht von Nachhaltigkeit sprechen. Die Säule der sozialen Nachhaltigkeit hat dementsprechend große Relevanz.

São Lourenço do Barrocal (Monsaraz, Portugal)

Ein Hotel, das wohl alle Punkte in perfektem Einklang miteinander vereint, ist das São Lourenço do Barrocal. Das 2.000 Hektar große Anwesen war bei der Gründung vor mehreren hundert Jahren ein kleines autarkes Bauerndorf, wo Selbstversorgung und die Verbindung zum Land schon immer eine große Rolle gespielt haben. Als das Gebiet im Jahr 2016 durch die dort bereits in der achten Generation ansässige Familie als Hotel wieder zu neuem Leben erweckt wurde, ging man genau auf diese Wertevorstellungen ein.

Und nicht nur das – etwa 95 Prozent aller 100 Mitarbeitenden kommen aus der Gegend und haben gemeinsam mit ihren Familien die Möglichkeit auf dem Grundstück zu leben. Durch diese enge Verbindung zwischen lokalen Bewohnern und Touristen entsteht eine besondere Atmosphäre der Gastfreundschaft. Die Besucher können sich freuen, da sie vor Ort viele Geschäfte mit lokalen Produkten wiederfinden können und die Einwohner haben seit Eröffnung des Hotels einen enormen Aufschwung der lokalen Wirtschaft miterleben können.

Royal Mansour Marrakech  (Marrakesch, Marokko)

Die letzte Initiative, die wir in diesem Artikel vorstellen wollen, stammt vom Hotel Royal Mansour in Marrakesch. Dieses Hotel geht nochmal einen ganz anderen Weg und arbeitet eng mit Projekten zur Förderung benachteiligter Bevölkerungsgruppen zusammen.

Hierfür kooperiert das Luxushotel in Marokko mit dem Center Fiers & Forts, der verlassene und verwaiste Kinder auffängt, mit der Trait D’Union, die sich um die Bedüfnisse von Kindern mit Behinderungen kümmern, mit Tameslouth Village, einer Initiative, die besonders die Frauen der Region und ihre Kinder unterstützt und mit der EFA (Education for Girls), die jungen Frauen Bildung und finanzielle Unabhängigkeit näherbringen möchte.

Fazit zu den Nachhaltigkeitsbestrebungen der Hotels

Auch bei den Hotels tut sich einiges in Sachen Nachhaltigkeit. Gerade das letzte Jahr hat bei vielen noch einmal bekräftigt, dass man nicht einfach den Status Quo beibehalten kann, sondern proaktiv Veränderungen voranbringen sollte. Sei es im Bereich der Reduktion der CO2-Bilanz, dem Erhalt der Artenvielfalt oder aber auch der Unterstützung der lokalen Bevölkerung. All diese Punkte haben Relevanz, auch wenn sie auf noch so kleiner Ebene erfolgen. Wünschenswert wäre es natürlich, dass noch mehr Hotels diesen Vorbildern folgen, um gemeinsam Großes zu bewirken.

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Autorin

Wenn Anna unterwegs ist, ist sie in ihrem Element. Selten ist sie mehr als ein paar Tage am selben Ort. Der nächste Kurztrip oder eine Fernreise stehen immer schon in ihrem Kalender. Nach ihrem Tourismus-Studium konnte sie ihre Leidenschaft zum Beruf machen und teilt auf reisetopia.ch ihre Erfahrungen, Tipps und News aus der Reisewelt mit euch.

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