Die Luftfahrt hat sich in den vergangenen Jahren massiv verändert, insbesondere durch Konsolidierung. Bleiben Luftfahrtallianzen in dieser Gemengelage auch langfristig relevant?

Es gab eine Zeit, da war es für eine Fluggesellschaft ein Ritterschlag, in eine Luftfahrtallianz aufgenommen zu werden. Die Allianzen versprachen eine globale Präsenz und Relevanz, Zugang zu besonders lukrativen Kundengruppen inklusive. Mittlerweile scheint dieser Glanz ein wenig verflogen, doch die Allianzen spielen weiterhin eine wichtige Rolle. Bleibt die Frage: Wie lange noch und wie könnte eine Zukunft aussehen?

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Flugallianzen und die Welt der Loyalitätsprogramme

Für die meisten Verbraucher fallen Luftfahrtallianzen im Alltag vornehmlich dadurch auf, dass sich Tickets kombiniert sowie oft auch global über die bekannte Airline in der Heimat buchen lassen. Durchgechecktes Gepäck und unproblematische Umstiege sind ein weiteres Argument, das gerne mit den Allianzen in Verbindung gebracht wird.

Bei reisetopia Lesern dürften dagegen eher Loyalitätsprogramme ein zentrales Element sein, wenn es um Flugallianzen geht. Das Sammeln von Meilen bei einer Airline eröffnet Möglichkeiten bei Dutzenden anderen Airlines. Wer bei Miles & More sammelt, kann seine Meilen eben der Star Alliance wegen problemlos in Neuseeland bei Air New Zealand oder in Japan bei ANA nutzen.

Allianzen versprechen Vorteile auf weltweiten Reisen

Dazu kommt, dass Flugallianzen es ermöglichen, dass ein Vielfliegerstatus eine globale Relevanz hat. Wer einen Senator Status bei Miles & More hat, kommt so auch bei einem Flug mit Air Canada oder South African Airways in die Lounge. Manch ein smarter Reisender sichert sich deshalb auch einfachere Status bei Aegean Airlines oder Turkish Airlines und nutzt diese dann primär für Vorteile bei Flügen mit der Lufthansa Group.

Zumindest in dieser Welt sind und bleiben Allianzen entsprechend sehr relevant. Nicht zuletzt ermöglichen sie es Optimierern, mehr Vorteile für weniger Geld zu bekommen und oftmals auch Meilen zu besseren Konditionen einzulösen. Nicht umsonst sind etwa Einlösungen bei Singapore Airlines mit Miles & More Meilen beliebt, weil sie deutlich niedrigere Zuschläge haben.

Direkte Partnerschaften haben Luftfahrtallianzen nicht verdrängt

Geht es nun um die Zukunft von Luftfahrtallianzen, werden seit Jahren direkte Partnerschaften und Joint Ventures als möglicher Todesstoß des Konzeptes beschrieben. Ähnlich wie man es auch aus der Politik oder dem Handel kennt, schließen auch Airlines immer öfter Partnerschaften, die nicht zwingend mit der eigenen Allianz zu tun haben.

So hat die Lufthansa etwa vor der Fusion eng mit Vistara in Indien zusammengearbeitet, obwohl es mit Air India einen natürlichen Partner in der Allianz gegeben hätte. Delta, obwohl eng ins SkyTeam eingebunden, arbeitet auch außerhalb der eigenen Allianz intensiv mit verschiedenen Partnern zusammen, etwa mit LATAM in Südamerika.

LATAM hat die oneworld Allianz verlassen und arbeitet individuell mit Partnern

Dazu kommen Joint Venture, die zwar oft ihre Basis in einer Allianz haben, aber im Grunde eine Vertiefung der Zusammenarbeit einzelner Mitglieder auf Kosten der anderen sind. Das beste Beispiel dafür sind die transatlantischen Joint Venture. Die Lufthansa Group hat sich hier etwa mit Air Canada und United zusammengetan, um Flugpläne und Preise abzustimmen. Andere Star Alliance Mitglieder wie TAP Portugal oder LOT sind außen vor und haben dadurch finanzielle Nachteile.

Doch so sehr diese neuen (vertieften) Partnerschaften existieren mögen, haben sie doch nicht dazu geführt, dass die Luftfahrtallianzen verschwinden würden. Weder hat Delta mit Blick auf die eigenen Ambitionen über die Allianz hinaus das SkyTeam verlassen noch haben sich Lufthansa, United oder Air Canada mit Blick auf die enge Zusammenarbeit auf dem wichtigsten Markt in die Unabhängigkeit verabschiedet.

Gegenläufige Bewegungen machen Hoffnung für die Luftfahrtallianzen

Dass man sich Sorgen machen müsste, dass die Luftfahrtallianzen und damit geliebte Privilegien eines Vielfliegerstatus oder beim Meilen sammeln wegfallen würden, erschien zuletzt sogar zunehmend unwahrscheinlicher. Hintergrund sind gegenläufige Bewegungen, mit denen vor einigen Jahren eher nicht zu rechnen war.

Der langjährige Delta-Partner Virgin Atlantic, in den die Airline sogar investiert ist, wurde mittlerweile beispielsweise ins SkyTeam aufgenommen. Alaska Airlines, lange das Paradebeispiel für eine unabhängige Airline mit Dutzenden Partnerschaften über die Allianzgrenzen hinweg, hat sich oneworld angeschlossen. Hintergrund dürfte mitunter die Langstreckenexpansion sein.

Auch Alaska Airlines hat sich mittlerweile einer Allianz angeschlossen

Selbst bei den so stolzen Airlines aus dem Mittleren Osten fassen die Allianzen mehr und mehr Fuß. Den Anfang hatte Qatar Airways mit dem Beitritt zur oneworld Allianz gemacht, in diesem Jahr ist nun auch Oman Air derselben Allianz beigetreten. Ebenfalls ranken sich Gerüchte darum, dass auch Etihad Airways einen Beitritt zu einer der globalen Allianz anstreben könnte.

Gegenläufige Bewegungen gibt es also mehr als genug, nicht zuletzt auch bei kleineren Airlines. Die Subkonzepte wie ‘oneworld Connect’ oder ‘Connecting Partners’ bei der Star Alliance mögen nicht recht aufgegangen sein, doch teilnehmende Airlines streben soeben den Gesamtbeitritt an, statt einfach wieder in die Unabhängigkeit zu streben. Fraglos zeigt dies, wie stark und relevant die Allianzen auch weiterhin sind.

Konsolidierung dürfte die Allianzen noch stärker machen

Überraschend kommt es entsprechend nicht, dass der Abgesang auf die globalen Flugallianzen mittlerweile ein wenig verstummt ist. Nicht zuletzt dürfte sich der Trend sogar fortsetzen. Zwar ist davon auszugehen, dass die Allianzen nicht unbedingt primär mit Blick auf die Zahl der Mitglieder, sehr wohl aber bei den Strecken und Flügen wachsen dürften.

Vielflieger dürfen sich zumindest in dieser Hinsicht über die fortschreitende Konsolidierung auf dem Markt freuen. Einerseits wechseln Fluggesellschaften durch neue (Teil-)besitzer die Allianz, aktuell etwa bei ITA Airways oder SAS zu beobachten. Andererseits kommen bislang unabhängige Airlines durch die Konsolidierung in die Allianzen hinein, momentan am Beispiel von Hawaiian Airlines im Rahmen der Übernahme durch Alaska Airlines zu beobachten.

Die Konsolidierung dürfte die Luftfahrtallianzen weiter stärken

Eben jener Trend dürfte sich auch in den kommenden Jahren fortsetzen, sodass schon die Konsolidierung des Marktes dafür sorgen dürfte, dass die drei großen Allianzen noch größer und noch stärker werden. Für Verbraucher sind das gleichwohl nicht zwingend gute Nachrichten, könnten durch weniger Anbieter im Markt doch die Preise weiter steigen und Vielfliegerprogramme weniger attraktiv werden.

So darf man sicherlich wieder positiver auf die Zukunft der Allianzen blicken, zumindest wenn es um deren Wachstum geht. Ob man sich darüber als Vielflieger freuen sollte, steht dagegen auf einem anderen Blatt Papier. Stärkere Allianzen bedeuten mehr Möglichkeiten für das Sammeln und Einlösen von Meilen sowie die Nutzung des Vielfliegerstatus, aber eben weniger Wettbewerb. Ein zweischneidiges Schwert, das den positiven Blick auf die Zukunft der Luftfahrtallianzen aus Verbrauchersicht trübt.

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Autor

Moritz hat sich über die Jahre ein enormes Wissen über Finanzprodukte, Loyalitätsprogramme und Luxusreisen angeeignet. Für Luxushotels, First Class Flüge sowie die Details von Kreditkarten, Tagesgeldkonten und mehr ist Moritz genau der richtige Ansprechpartner!

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