Die Lufthansa-Tochter Swiss hat ebenfalls die Ergebnisse für das abgeschlossene Geschäftsjahr mit einem Rekordverlust vorgestellt und denkt bereits über eine Verkleinerung der Flotte und weiteren Sparmaßnahmen nach.
Die Corona-Pandemie ist auch an der schweizerischen Luftfahrt nicht spurlos vorbeigegangen. Im Rahmen der Lufthansa Group hat auch Swiss die Ergebnisse für das vergangene Krisenjahr vorgestellt und muss dabei einen Rekordverlust von über 650 Millionen CHF (circa 585 Millionen Euro) verbuchen. Mit der Vorstellung ihrer Zahlen hat die Swiss bereits weitreichende Sparmaßnahmen verlauten lassen und denkt unter anderem darüber nach, die Flotte weiter zu verkleinern, wie cockpit.aero berichtet.
Das Jahr 2020 für Swiss
Das Jahr 2020 dürfte wohl als Rekordjahr in die Geschichte der Lufthansa Group eingehen – jedoch im negativen Sinne. Die andauernden Reisebeschränkungen im internationalen Reiseverkehr haben für einen Rekordverlust im Konzern gesorgt. Wie der Konzern-Chef Carsten Spohr selbst mitteilen musste, hat die Lufthansa Group einen Rekordverlust von 6,7 Milliarden Euro hinnehmen müssen. Auch die Lufthansa-Tochter Austrian Airlines hat ihre Ergebnisse für das abgeschlossene Geschäftsjahr mitgeteilt und einen Verlust von über 300 Millionen Euro verbuchen müssen. Bei Swiss fallen die Zahlen noch drastischer aus. Bei einem Umsatzeinbruch um 65,2 Prozent auf 1,85 Milliarden CHF (circa 1,66 Milliarden Euro) betrug der operative Verlust 654 Millionen CHF (circa 585 Millionen Euro). Noch im Vorjahr konnte Swiss, wie in den 15 Jahren zuvor, einen Gewinn von 578 Millionen CHF (circa 520 Millionen Euro) erwirtschaften.
Die Corona-Pandemie und die daraus resultierenden Reiserestriktionen haben uns stark gefordert. Auch aufgrund des für die Luftfahrt üblichen hohen Fixkostenanteils hat uns die Krise deutlich stärker getroffen als andere Branchen. Um unsere Liquidität zu schonen und uns zukunftsfähig aufzustellen, haben wir unsere Kosten drastisch gesenkt.
Dieter Vranckx, CEO von Swiss
Die herben Verluste sind vor allem auf den deutlichen Rückgang der Passagierzahlen zurückzuführen. Während Austrian Airlines bereits zum Beginn der Pandemie den gesamten Betrieb für 100 Tage eingestellt hat, reduziert Swiss aktuell den Flugplan drastisch und betreibt nur noch wenige essenzielle Routen. Im Jahr 2020 beförderte Swiss lediglich knapp 4,8 Millionen Passagiere – 74,5 Prozent weniger als noch im Vorjahr 2019. Die insgesamt durchgeführten Flüge der Swiss wurden um 68,2 Prozent auf 48.000 im gesamten Jahr reduziert. Der Sitzladefaktor betrug durchschnittlich knapp 58 Prozent, etwa 26 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr.
Die notwendige Verkleinerung
Swiss hat bereits umgehend zu Beginn der Corona-Pandemie diverse Maßnahmen ergriffen, um den Negativtrend aufzuhalten. Dennoch verliert die Fluggesellschaft täglich bis zu zwei Millionen CHF (circa 1,8 Millionen Euro). Ähnlich wie Austrian Airlines hat man auch bei Swiss die Chance genutzt auslaufende Arbeitsverträge nicht zu verlängern, offene Stellen nicht zu besetzen oder mittels Frühpensionieren die Personalkosten und die Mitarbeiterzahl um 1.000 Stellen zu senken. Diese Einsparungen treffen jedoch nicht nur die Basis, sondern auch die Mitarbeiter in den Führungsebenen. Diese wird um 20 Prozent reduziert, die Geschäftsleitung wird ebenfalls von vier auf drei Mitglieder minimiert. Dafür seien die Verhandlungen mit den verschiedenen Sozialpartnern der Kabinencrews bisher noch nicht abgeschlossen. Swiss erklärte diese jüngst sogar als gescheitert.
Dank bereits im März 2020 eingeleiteter drastischer Massnahmen konnte der Verlust im Rahmen gehalten werden. Dennoch prüft Swiss aufgrund der sich seit Jahresbeginn immer deutlicher abzeichnenden strukturellen Veränderung der Airlinebranche weitere Massnahmen, um zukunftsfähig zu sein
Statement von Swiss
Durch die drastische Reduzierung des Flugplans – im März unternehmensweit nur noch 25 Prozent des Angebots im Jahr 2019, in Genf sogar nur noch mit Minimalbetrieb – denkt Swiss auch über eine Verkleinerung und Optimierung der Flotte nach. Aktuell ist das nur ein Gedanke, Entscheidungen sollen laut Dieter Vranckx (CEO von Swiss) noch nicht getroffen worden sein. Aktuell umfasst die Flotte der Fluggesellschaft 93 Flugzeuge, 21 weitere sind bestellt. Vor allem die neuen Airbus A220 werden in der Zukunft eine wichtige Rolle für die Fluggesellschaft spielen. Swiss betreibt Flugzeuge aller Varianten der ehemaligen Bombardier C-Series. Dazu betreibt Swiss eine wichtige Flotte von Langstreckenflugzeuge. Einen wichtigen Bestandteil stellen die Boeing 777-300ER, welche erst seit 2016 zur Flotte hinzugestoßen sind. Die alten Airbus A340-300 sollen spätestens 2025 ausgeflottet werden. Durchaus denkbar, dass Swiss hier einen früheren Termin wählt.
Fazit zu den Jahresergebnissen von Swiss
Die Lufthansa-Tochter Swiss hat, wie ihre Konzern-Schwestern, stark unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie zu leiden. Diese andauernden Reisebeschränkungen verdeutlichen sich jüngst am besten bei Swiss – der Flugplan ist auf ein Minimum reduziert worden. Dennoch scheint die Fluggesellschaft mit einer modernen Flotte gut ausgestattet zu sein. Der Fokus der Fluggesellschaft liegt durchaus auf das Luxussegment. Daher bleibt es meiner Meinung nach interessant zu beobachten, ob sich dieser Fokus, wie bereits bei Lufthansa und Austrian Airlines, ebenfalls vermehrt auf die klassischen Tourismus-Destinationen wandeln wird.