Es ist offiziell: Die Lufthansa kauft airberlin. Wie der Airline-Chef bekanntgegeben hat, wurden die Verhandlungen erfolgreich zu Ende geführt. Ein Notartermin ist für heute um 12 Uhr mittags geplant. Wie die Lufthansa bekanntgegeben hat, konnte man sich mit dem Insolvenzverwalter und den Gremien auf einen Kauf von großen Teilen der insolventen Fluggesellschaft einigen. Damit ist genau das passiert, was bereits seit Anbeginn der airberlin Insolvenz vermutet wurde.
Lufthansa kauft 81 Maschinen und zwei Töchter
Zwar ist der Kaufvertrag noch nicht offiziell einsehbar, es ist aber davon auszugehen, dass die Lufthansa ihre Wunsch-Anteile an der insolventen Fluggesellschaft gekauft hat. Dabei handelt es sich um die Töchter LGW und Niki sowie eine Flotte von insgesamt 81 Flugzeugen:
- 20 Dash Q400 von der Tochter LGW
- 61 Maschinen aus der Airbus A320-Familie
Übernommen werden damit unter anderem die gesamte Flotte von Niki sowie LGW. Weiterhin dürften in dem Paket die bereits aktuell von airberlin geleasten Maschinen, insgesamt 38, enthalten sein. Mit der Flotte übernimmt die Lufthansa auch die Slots an den Flughäfen Berlin und Düsseldorf sowie einigen weiteren wichtigen deutschen und internationalen Flughäfen.
Lufthansa kauft airberlin ohne Mitarbeiter und Tickets
Wer sich allerdings Hoffnung macht, dass die Lufthansa durch den Teilkauf der insolventen Fluglinie auch die Tickets und die Mitarbeiter übernimmt, wird enttäuscht. Zwar ließ Airline-Chef Spohr wissen, dass die Lufthansa insgesamt 3.000 ehemalige Mitarbeiter von airberlin einstellen möchte, dabei werden aber nicht einfach die Verträge übernommen. Vielmehr möchte die Lufthansa, dass die Mitarbeiter sich (zu schlechteren Konditionen als bisher) bei der Tochter Eurowings Europe in Österreich bewerben. Insgesamt möchte die Lufthansa allein in Nordrhein-Westfalen 1.500 Mitarbeiter einstellen. Die Gesamtinvestitionen im Rahmen der Übernahme sollen sich auf 1,5 Milliarden Euro belaufen.
Weiterhin übernimmt die Lufthansa keine Verpflichtungen aus Ticktet-Verkäufen. Da die airberlin den Flugbetrieb unter eigener Marke zum 28. Oktober aufgibt, verfallen alle Tickets nach diesem Datum. Auch die Tickets für Langstreckenflüge ab Berlin sowie von Düsseldorf in die Karibik sowie in die USA verfallen ohne Ersatz. Die Lufthansa hat jedoch angekündigt, dass sie gestrandeten Passagieren helfen möchte. Die Rede ist dabei von einem fairen Preis für eine “Rettungsaktion”, sofern die notwendigen Kapazitäten dafür gegeben wären. Konkrete Informationen seitens der Lufthansa gibt es noch nicht.
Lufthansa erwartet keine steigenden Preise
Obwohl Lufthansa durch den Kauf von airberlin nahe an eine Monopol-Stellung im innerdeutschen Markt sowie auf Strecken zwischen Deutschland und Österreich sowie Deutschland und der Schweiz ist, erwartet die Airline keine allzu großen Preissteigerungen. Zwar schließe man Erhöhungen auf bestimmten Routen nicht aus, es gäbe aber weiterhin Konkurrenz, heißt es seitens der Lufthansa. Dazu kommt, dass man sich selbst Konkurrenz mache, indem Eurowings auf denselben Routen zum Einsatz kommen werde wie die Lufthansa. Ersichtlich ist das beispielsweise bereits aus neu angekündigten Strecken, etwa von München nach Berlin und München nach Düsseldorf.
Abzuwarten bleibt, wie sich die Preise gerade auch auf der Langstrecke entwickeln. Ab Berlin und Düsseldorf waren die Tickets durch die intensive Konkurrenz bis vor einigen Wochen sehr günstig. Mittlerweile sind die Preise auf vielen Strecken fast doppelt so hoch. Ob es sich dabei nur um einen temporären Effekt handelt und ob die günstigen Preise wieder zurückkehren, lässt sich aktuell nicht absehen. Insgesamt sollte man sich aber auf steigende Preise einstellen.
Was passiert mit dem Rest von airberlin?
Unklar ist aktuell noch, was mit den restlichen Teilen von airberlin passiert. Neben den 81 Flugzeugen, die an die Lufthansa gehen, gibt es noch insgesamt über 50 weitere Maschinen, die einen neuen Eigner suchen. Zehn Langstrecken-Maschinen sind gleichzeitig bereits an die Leasing-Firma zurückgegangen. Bislang wurde zur Übernahme des restlichen Flugbetriebs mit EasyJet verhandelt, doch die britische Airline hat ihr Angebot scheinbar deutlich gesenkt. Durch die Insolvenz des britischen Konkurrenten Monarch Airlines kommt EasyJet schneller und günstiger an das nötige Fluggerät für den Ausbau der eigenen Kapazitäten.
Sofern keine Einigung mit EasyJet erzielt werden kann, werden ab dem 13. Oktober auch wieder Angebote von anderen Bietern angenommen. Möglich erscheint hier auch eine Übernahme der anderen Teile der Airline durch Thomas Cook und Condor oder einen anderen Konkurrenten wie die British Airways-Mutter IAG. Auch bei weiteren Teilen von airberlin, etwa der Technik-Spare, fehlt es noch an einem Käufer.
Lufthansa kauft airberlin – Fazit
Die Lufthansa kauft airberlin – davon war schon zu Beginn des Insolvenzverfahrens auszugehen. Mittlerweile herrscht Gewissheit, wodurch ein Monopol der Lufthansa-Gruppe im deutschsprachigen Bereich realistisch wird. Ob es einen großen Konkurrenten geben wird, hängt auch von der Frage ab, ob EasyJet sich über den Kauf der Restflotte mit den Gläubigern einigen kann. Spannend wird auch, inwiefern die Lufthansa sich um gestrandete Passagiere von airberlin kümmern wird.