Das Chaos an den Flughäfen wird mit Beginn der Sommerferien sicherlich nicht besser. Darauf stellt auch die größte deutsche Fluggesellschaft ihre Passagiere ein und bittet damit um Geduld. Doch wie viel verbleibt davon noch?
Airlines müssen ihre Flugpläne anpassen, Flughäfen ihre Kapazitätsgrenzen herunterstufen. Die Corona-Krise ist vorbei, die nächste Krise als Konsequenz darauf hat die Branche bereits getroffen. Der Personalmangel sorgt weltweit für Chaos bei Flughäfen und Fluggesellschaften. Die Lufthansa wendet sich deshalb mit einem Brief an die Passagiere und bittet damit um Verständnis. An Verständnis fehlt es aber vor allem Politikern und Experten, wie die Tagesschau berichtet.
Brief vom Vorstand
In einer Pressemitteilung machte es die Lufthansa schließlich am Montagabend offiziell: Der Airbus A380 wird im kommenden Sommer bei der Lufthansa nochmal sein Comeback geben. Diese Botschaft wurde auch in einem Brief des Vorstands der Lufthansa an die Passagiere gepackt. Dieser Brief sollte aber keine schöne bunte Welt zeichnen, sondern vielmehr die Passagiere auf die bevorstehenden Wochen und Monate vorbereiten. Denn der Alltag an deutschen Flughäfen lässt kaum Urlaubsstimmung aufbringen. Im Gegenteil: Es herrscht branchenweit Chaos wegen Personalmangel, einer Folge der Corona-Pandemie.
Es bleibt Ihnen nicht verborgen, dass das Hochfahren des komplexen Luftverkehrssystems von fast Null auf derzeit wieder fast 90 Prozent nicht in der Verlässlichkeit, Robustheit und Pünktlichkeit gelingt, die wir Ihnen so gerne wieder bieten möchten.
Die Branche rutscht somit von einer Krise in die nächste. Swiss musste nun ebenfalls knapp 700 Flüge bereits bis in den Herbst streichen. In Deutschland zählen Lufthansa und Eurowings bereits circa 3.000 Flugstreichungen in den nächsten Monaten.
Wir können uns dafür bei Ihnen nur entschuldigen und wollen dabei auch ganz ehrlich sein: In den nächsten Wochen mit weiter steigenden Passagierzahlen, ob Urlaub oder Geschäftsreisen, wird sich die Situation kurzfristig kaum verbessern. Zu viele Mitarbeitende und Ressourcen fehlen noch, nicht nur bei unseren Partnern, sondern auch in einigen Bereichen bei uns. Nahezu alle Unternehmen unserer Branche rekrutieren derzeit neue Kolleginnen und Kollegen, allein in Europa sind mehrere Tausend Neueinstellungen geplant. Dieser Kapazitätsaufbau wird sich allerdings erst im kommenden Winter stabilisierend auswirken können.
Die Lufthansa entschuldigt sich für die Umstände und nimmt sich erstmals auch selbst in die Pflicht. Zuletzt wurde mit dem Zeigefinger, nicht nur der Lufthansa, auf die Prozesse an den Flughäfen gezeigt. Doch der Personalmangel erstreckt sich durch die gesamte Branche, soll aber bis zum Winter gelöst sein. Die Lufthansa und andere Airlines rekrutieren momentan demnach mehrere Tausend neue Mitarbeiter. Tatsächlich hatte die Luftfahrtbranche nie Schwierigkeiten, Rückkehrer für sich zu begeistern.
Aufforderung zum Handeln
Doch die letzten zwei Jahre Corona-Pandemie haben die enge Bindung zerstört. Kritik für die aktuelle Situation äußert vor allem der Bundesverkehrsminister Wissing (FDP). In einem Interview mit der WELT äußert er seine Kritik vor allem hinsichtlich der schlechten Personalplanung. Personal- und Fachkräftemangel sei keine Corona-Erscheinung. Dementsprechend hätte man hier bereits viel früher reagieren müssen. Auch Arbeitnehmervertreter nehmen die Airlines wieder mehr in die Pflicht. Der Fachkräftemangel wirke sich nicht nur auf die Passagiere, sondern auch auf das vorhandene Personal aus, welches die Mehrlast nun tragen müsse. Vor allem die Gewerkschaft ver.di fordert Eurowings zum schnellen Handeln auf.
Fazit zum Brief der Lufthansa
Die Lufthansa richtet sich an ihre Passagiere und stellt sie in den kommenden Wochen und Monaten auf weiteres Chaos an den Flughäfen und Unebenheiten im Flugplan ein. Circa 3.000 Flüge muss die Lufthansa mit Eurowings bereits in den Sommermonaten ersatzlos annullieren. Eine Entspannung der Lage wird erst im Winter erwartet. Ob dies wirklich eintrifft, bleibt offen. Während die Lufthansa bei den Passagieren nach Verständnis sucht, trifft die aktuelle Situation bei Politikern und Experten aber bereits auf Unverständnis. Vielmehr habe die Lufthansa und die gesamte Branche es versäumt, sich ausreichend früh auf diese Situation vorzubereiten. Stattdessen war die Pandemie eine willkommene Ausrede für Sparmaßnahmen, die am Ende wie immer das Personal und die Passagiere trifft.