Der Nachfolger des 9-Euro-Tickets zieht die Jahresbilanz – die Zahlen sprechen dabei für sich. Allerdings ist die Zukunft des Tickets weiterhin nicht vollständig sicher.
Seit der Einführung des Deutschlandtickets am 1. Mai 2023 gab es viel Diskussion um die Nutzung, den Preis und Finanzierung. Zwar ist die Gebühr von 49 Euro für dieses Jahr gesichert, allerdings soll der Preis mittelfristig steigen. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) stellt indessen ein Jahr nach der Einführung in einer Pressemitteilung die Ergebnisse einer bundesweiten Marktforschung vor.
Das Wichtigste in Kürze
- Anfang Mai besteht das Deutschlandticket bereits ein Jahr, nach aktuellem Stand gibt es 11,2 Millionen durchschnittliche Nutzer
- Der VDV misst eine hohe Kundenzufriedenheit und eine positive Auswirkung auf die Erholung der Fahrgastzahlen
- Um die Attraktivität des Angebots zu sichern und die Anzahl an Neukunden weiter auszubauen werden unter anderem eine langfristige Finanzierung und ein besseres Angebot für ÖPNV im ländlichen Raum gefordert
Kundenzufriedenheit von 95 Prozent
Am 1. Mai 2024 jährt sich die Einführung des Deutschlandtickets. Für einen monatlichen Preis von 49 Euro können Passagere mit dem Ticket bundesweit alle Busse und Bahnen des Nah- und Regionalverkehrs nutzen. Bereits im Dezember nutzen zehn Millionen das Deutschlandticket, laut der Jahresbilanz vom VDV sind es nun 11,2 Millionen Abonnements durchschnittlich im Monat. Im Jahr 2023 haben rund 20 Millionen Menschen das Deutschlandticket mindestens einmal besessen, bei etwa jedem zweiten Ticket handelt es sich dabei um eine digitale Version. So lauten die Ergebnisse der Marktforschung, bei der repräsentativ für Grundgesamtheit von 84,4 Mio. Einwohnern Deutschlands mittels online Interviews 83.381 Personen ab 14 Jahren befragt wurden. Langfristiges Ziel ist eine Anzahl von 15 Millionen Nutzern.
Deutschlandticket kaufen
- für nur 49 Euro im Monat unbegrenzt reisen
- innerhalb Deutschlands in allen Verkehrsmitteln des ÖPNV gültig
- monatliche Kündigung des Abos möglich
Laut Angaben des VDV sind ein Großteil der Nutzer zufrieden mit dem Deutschlandticket. Vier von fünf befragten Besitzern würden das Ticket weiterempfehlen, insgesamt misst das Ergebnis der Marktforschung eine Zufriedenheit von 95 Prozent. Dabei spricht das Abo eine eher jüngere Zielgruppe an, denn 35 Prozent sind zwischen 14 und 29 Jahre alt. 53 Prozent der Besitzer nutzen dabei den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) häufiger als vorher.
Deutschlandticket fördert ÖPNV-Nutzung
Laut der Jahresbilanz nutzen auch 16 Prozent der Befragten seltener das Auto. Der Verband lässt verlauten, dass sich dies positiv auf die Erholung der Fahrgastzahlen im ÖPNV auswirkt, denn “coronabedingten Fahrgastverluste sind damit weitgehend rückgängig gemacht”. Zusätzlich wären gemäß der Studie rund 25 Prozent der Fahrten ohne das Ticket nicht gemacht worden. Dabei gilt es jedoch weiterhin, dass das Angebot im ländlichen Raum weitaus geringer ausfällt, denn nur rund sechs Prozent der Befragten im dörflichen Raum besitzen ein Ticket. Der VDV fordert konkret ein Deutschland-Angebot für den ÖPNV.
Laut Ingo Wortmann, Präsident des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen, hat das Deutschlandticket noch keinen Beitrag dazu geleistet, dass mehr Menschen vom Auto auf die Bahn umschwenken. Zwar nutzen Abonnenten des Deutschlandtickets laut der Marktforschung seltener das Auto als Verkehrsmittel, trotzdem sei es das Ziel, mehr Neukunden zum ÖPNV zu bringen. Dies hat auch wirtschaftliche Hintergründe, denn die Quote der neuen Nutzer müsste auf 20 Prozent steigen, damit sich das Ticket wirtschaftlich selbst tragen kann. Dies hätte dann auch einen spürbaren Effekt auf die Klimaziele. Laut VDV ist dafür ein ausreichendes Sitzplatzangebot, attraktive Taktungen und vor allem eine dauerhafte Finanzierungsperspektive gefordert.
Finanzierung und Preisfrage stehen weiterhin zur Debatte
Laut der Marktforschung des VDV haben 76 Prozent der befragten Besitzer des Tickets vor, langfristig im Deutschlandticket zu bleiben. Doch wie realistisch ist diese Prognose, wenn die Finanzierung des Tickets und der dauerhafte Preis weiterhin ungeklärt bleiben?
Der VDV hatte die Verluste für die Branche aufgrund des verkürzten Geltungszeitraums von Mai bis Dezember im vergangenen Jahr für das Jahr 2023 und 2024 auf rund 6,4 Milliarden Euro beziffert. Bund und Länder haben indessen 3 Milliarden Euro pro Jahr zugesagt. Unterdessen forderten die Länder jüngst eine Verlängerung des Deutschlandtickets bis 2036.
Der VDV fordert nach den Ergebnissen der Verkehrsministerkonferenz Mitte April, bei der sich die Minister bereits für eine langfristige Absicherung bereiterklärt hatten, besonders vom Bundesfinanzminister ein Bekenntnis zur dauerhaften Finanzierung des Deutschlandtickets. Bereits Mitte Januar wurde bekannt, dass der VDV einen höheren Preis der Deutschlandtickets nicht mehr ablehnt. Dabei halten Mobilitätsexperten den Preis des Abonnements bereits jetzt schon für zu hoch. Laut einer Umfrage aus dem letzten Jahr würden viele Nutzer auch keinen höheren Preis akzeptieren.