Ansteigende Standortkosten sorgen für einen Rückgang an Flügen und höhere Ticketpreise. Was bedeutet dies für den Luftfahrtstandort Deutschland?

Im Zuge von Maßnahmen der Ampel-Koalition haben sich die Kosten für Flüge in Deutschland seit der Pandemie erhöht. Einerseits soll die Zukunft gesichert werden, andererseits hat man Sorge um die betriebswirtschaftliche Entwicklung. Das Handelsblatt berichtet über einen Anstieg der Standortkosten, der sich negativ auf die Rolle als internationales Drehkreuz auswirkt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Aufgrund höherer Standortkosten entwickelt sich die Anzahl an angebotenen Sitzplätzen in Deutschland rückläufig
  • Weniger Reisende nutzen deutsche Flughäfen für Reisen nach Asien und steigen eher an Flughäfen in der Türkei oder in der Golfregion um
  • Auch die Gebühren für An- und Abflüge sowie für die Sicherheitskontrollen haben sich erhöht
  • Durch die Erhöhung der Ticketsteuer im Mai ist kein Ende der steigenden Kosten in Sicht

Die Kosten steigen weiter

Der Luftverkehr in Deutschland erholt sich weiterhin nur schwer von der Pandemie. Im Winter 2023/2024 boten Airlines in Deutschland 21 Prozent weniger Sitzplätze im Vergleich zu 2019 an. Andere Länder wie Zypern, Malta, Griechenland und Portugal konnten das Vor-Corona-Niveau längst wieder übertreffen. Die Standortkosten in Deutschland sind laut Jost Lammers, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) ausschlaggebend für die rückläufige Entwicklung. So kostet ein Flug innerhalb Europas ab Deutschland mit einem A320neo etwa rund 4.200 Euro, zuzüglich werden noch Flughafenentgelte berechnet. Ein klarer Unterschied zu anderen Standortkosten innerhalb der EU, denn ab Spanien liegen die Kosten beispielsweise bei etwa 600 Euro.

Auch die An- und Abfluggebühren an das staatliche Unternehmen Deutsche Flugsicherung (DFS), festgelegt durch die Gebührensätze des Bundesaufsichtsamts für Flugsicherung, tragen ebenfalls eine entscheidende Rolle. Diese betragen aktuell pro Flugzeug rund 271 Euro, 2021 lagen sie noch bei 130 Euro. Auch die Gebühren für die Sicherheitskontrollen haben sich massiv erhöht, knapp 890 Millionen Euro wurden im Jahr 2023 verzeichnet. Zum Vergleich: Laut Bundesinnenministerium lagen die Kosten 2011 noch bei 422 Millionen Euro.

Dies wirkt sich auch auf die Ticketpreise aus. Staatliche Abgaben für Flüge in Europa werden im Mai 55 Prozent über den Werten von 2019 liegen. Die Konsequenz ist ein geringeres Passagieraufkommen, der Flughafen Berlin-Brandenburg bildet hier das Schlusslicht. Beim Anstieg der Kosten ist auch kein Ende in Sicht. Die Luftverkehrssteuer wird ab nächstem Monat ebenfalls erhöht. So wird die Steuer bis 111 Prozent über den Gebühren von 2019 liegen, was dem Staat ab nächstem Jahr 1,8 Milliarden Euro einbringen soll. Zudem werden sich die Sicherheitsgebühren ab 2025 von aktuell zehn Euro pro Passagier auf 15 Euro anheben.

Weniger Umstiege in Deutschland

Die Kostensteigerung hat außerdem zur Folge, dass sich Billigfluggesellschaften wie Ryanair zunehmend aus Deutschland zurückziehen. Drehkreuze außerhalb Europas, wie etwa in der Golfregion oder in der Türkei verzeichnen ein hohes Wachstum an Reisenden mit Reisezielen in Asien oder Afrika. Auch die Lufthansa betont, dass die Standortkosten in Deutschland mit Abstand am höchsten sind. Dies wirkt sich auch negativ auf das Angebot an Zubringerflügen aus, bereits 2022 wurden weniger Inlandsflüge in Deutschland verzeichnet.

Inzwischen steigen nur noch zehn Prozent aller deutschen Passagiere auf dem Weg nach Asien in Frankfurt oder München um. 2010 waren es noch 17 Prozent, was darauf hinweist, dass Deutschland als internationales Luftfahrt-Drehkreuz an Einfluss verliert. Zwar wird die Luftverkehrssteuer nicht europaweit angehoben, allerdings gilt sie auch für ausländische Airlines, die an deutschen Flughäfen abheben. Erst kürzlich hatten sowohl Riyadh Air als auch Royal Jordanian Interesse an der (Wieder-)Aufnahme von Flügen nach Deutschland bekundet.

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Autor

Amélie Margout ist Head of Content und seit August 2020 bei reisetopia tätig. Nach ihrem Bachelorstudium in Medien und Kommunikation in England zog sie nach Berlin und schreibt seither Ratgeber mit Fokus auf Finanzen, Luxushotels und suchmaschinenrelevante Inhalte.

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