Der aktuelle Teil-Lockdown schränkt die finanziellen Möglichkeiten für die Hotellerie ein. Kurzarbeitergeld ist aktuell nicht möglich. Eine Hotelkette fordert deshalb den gänzlichen Lockdown.

Um die hohen Infektionszahlen in Deutschland in den Griff zu bekommen, wurden beim gestrigen Bund-Länder-Treffen neue Maßnahmen zur Eindämmung vereinbart. Diese beinhalten vor allem eine Art Teil Lockdown für Ungeimpfte. Geimpfte müssen sich derweil bei Besuchen in Restaurants und Hotels mitunter zusätzlich testen lassen. Trotz der weiterhin bestehenden Möglichkeiten erfahren Hoteliers in Deutschland momentan eine Welle von Stornierungen. Sie fordern deshalb finanzielle Unterstützung oder gar einen gänzlichen Lockdown, wie das Handelsblatt berichtet.

Ganz oder gar nicht

Noch im Sommer gab sich die gesamte Reisebranche wieder optimistisch. Die Buchungszahlen stiegen, die Reisebeschränkungen national sowie international wurden gelockert. Es schien, als hätte man die Corona-Pandemie überwunden. Auch Deutschlands Hotellerie genoss einen Aufwärtstrend nach der langen Flaute, sodass sich die Hotelbuchungen wieder über dem weltweiten Durchschnitt befunden haben. Ein Trend, den auch die Hotelkette Dorint noch vor wenigen Wochen bestätigte. Mitte Oktober hieß es noch, dass der Umsatz wieder auf Vorkrisenniveau sei und die Zimmerbelegung etwa 67 Prozent entspreche. Dorint-Aufsichtsratschef Dirk Iserlohe gab sich damals noch optimistisch im Interview mit dem Handelsblatt und fügte an, dass man nach dem Überlebenskampf gestärkt auf der Pandemie hervorgehen könne. Dieser Optimismus ist mittlerweile verflogen. Die Töne der Hotelkette klingen nur kurze Zeit später gänzlich anders.

Wie viele andere Hotels und Ketten in Deutschland sieht man sich einer Flut von Stornierungen ausgesetzt. Die Zimmerbelegung ist binnen weniger Wochen auf 45 Prozent gesunken. Wichtige Veranstaltungen wie Fußballspiele, Karneval oder Weihnachtsfeiern würden ausfallen oder seien nicht mehr erlaubt. Dennoch mutet es im ersten Moment verwunderlich an, wenn der Chef der Hotelkette einen Lockdown für alle Bürger fordert. Nach dem gestrigen Bund-Länder-Treffen wurden neue Maßnahmen vereinbart. Die 2G-Regelung gilt mittlerweile bundesweit in allen öffentlichen Einrichtungen. Bundesländer können individuell die Maßnahmen verschärfen. Diese treffen so oder so aber fast ausschließlich die Ungeimpften. Dementsprechend sei dies aber nicht mit den Lockdowns der Vergangenheit vergleichbar – und finanzielle Unterstützung wie das Kurzarbeitergeld sei unter den aktuellen Voraussetzungen ausgeschlossen.

Wettbewerbsverzerrung vom Bund

Eine ähnliche Meinung habe ich selbst erst gestern Abend im Gespräch mit einem Hotelchef auf Usedom erfahren. Nur ein kompletter Lockdown würde die Chance ermöglichen, einen rechtlichen Anspruch auf Entschädigung zu erhalten. Dennoch besteht ein Unterschied zwischen großen Hotelketten und den kleinen individuell geführten Hotelketten. Denn nur diese hätten einen Anspruch auf die Überbrückungshilfen, die bis März 2022 verlängert wurde. Da diese jedoch auf 52 Millionen Euro begrenzt sei, hätten Hotelketten mit mehr als 100 Millionen Euro kein Anspruch. Sie wittern deshalb Wettbewerbsverzerrung. Während Dorint-Aufsichtsratschef deshalb einen „Wettbewerbsverzerrungs-Ausgleichsfonds“ fordert, ist auch Gegenwind aus der Branche zu vernehmen. Der Reisebüroverband VUSR verweist auf das unternehmerische Risiko und fordert mehr Kreativität. Die Situation mit der Corona-Pandemie sei mittlerweile seit fast zwei Jahren bekannt.

In der Luftverkehrsbranche sind die Töne aktuell noch weniger dramatisch. Die Sorgen steigen dennoch. Airline-Chefs befürchten die Wiederholung des Schauspiels aus dem Frühjahr 2020, als die meisten Airlines ihre Flotten grounden oder gar die Insolvenz anmelden mussten. easyJet sieht sich bereits jetzt den Auswirkungen der neuen Virusvariante ausgeliefert und verzeichnet einen ersten Rückgang der Buchungszahlen. Die erneuten Grenzschließungen, wie aktuell in HongkongJapan und Australien, würden ein erhebliches Trauma in der Luftfahrtbranche mit sich ziehen. Neben Airlines wie der Lufthansa, die besonders stark abhängig von der Langstrecke sind, bestätigen auch Reiseveranstalter wie DER Touristik den aktuellen Trend. Nach einem starken Herbst gehen die Buchungszahlen zurück, die Stornierungsanfragen steigen indes.

Fazit zu den Forderungen nach einem Lockdown

Das Infektionsgeschehen in Deutschland ist bereits vor einigen Wochen in die Höhe gestiegen. Erst gestern wurden beim Bund-Länder-Treffen neue Maßnahmen vereinbart. Ein Teil-Lockdown ließ sich dabei nicht mehr vermeiden. Auch wenn Geimpfte und Genesene weiterhin fast uneingeschränkt am öffentlichen Leben teilnehmen dürfen, erfährt die Hotellerie in Deutschland eine Welle der Stornierungen. Gleichzeitig fehlt es der Branche an finanzieller Unterstützung. Die deutsche Hotelkette Dorint fordert deshalb einen richtigen Lockdown. Nur dann wäre auch das Kurzarbeitergeld wieder möglich. Anderenfalls kann es für die großen Ketten eng werden.

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Autor

Alexander Fink ist als Content Editor seit Januar 2021 für reisetopia tätig. Zuvor war er als Account Manager in der Industrie beruflich unterwegs und schrieb von seinen Reiseerfahrungen im eigenen Blog. Heute ist er Euer Ansprechpartner für alle Airline- und Kreditkartenthemen.

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