Reiserückkehrer in Hamburg sind nach aktuellsten Angaben für ungefähr ein Viertel der Neuinfektionen direkt verantwortlich. Die Dunkelziffer von dadurch Infizierten dürfte weitaus höher liegen.
Schon seit dem vergangenen Jahr werden immer wieder sehr angeregte Debatten zu Urlaubsreisenden und die Auswirkungen möglicher Neuinfektionen geführt. Das Robert Koch-Institut veröffentlichte noch im vergangenen eine Studie, die bewies, dass Reisende aus klassischen Urlaubsländern nicht signifikant für den Anstieg der Neuinfektionen verantwortlich seien. Mit deutlich lockeren Reisebestimmungen aufgrund des Impffortschritts lohnt sich jedoch ein weiterer Blick – das dachte sich zumindest die Stadt Hamburg und hat festgestellt, dass ungefähr ein Viertel der Neuinfektionen auf Reiserückkehrer zurückzuführen sind, wie die Tagesschau berichtet.
Klingt dramatischer als es ist?
Die Notwendigkeit von essenziellen und touristischen Reisen wurde während der vergangenen Monate immer wieder heiß diskutiert. Wie das RKI dennoch simpel feststellen konnte, sind Reiserückkehrer nicht für einen signifikanten Anstieg der Infektionszahlen im vergangenen Sommer verantwortlich gewesen – zumindest nicht aus den klassischen Urlaubsländern. Diese kommen nämlich seltener in Kontakt mit Menschen und halten sich dafür häufiger im Hotel unter sich auf, während Reisende auf Familienbesuch natürlicherweise mit mehr Menschen in Verbindung treten. Immerhin hat man aus der Vergangenheit gelernt und zumindest für Reisende mit dem Flugzeug die Nachweispflicht einer Impfung, Infektion oder negativen Testergebnisses eingeführt.
Genau das führte auch zu den jüngsten Erkenntnissen in Hamburg. Hier hat man festgestellt, dass Reiserückkehrer für ungefähr ein Viertel der Neuinfektionen verantwortlich sind. In totalen Zahlen klingt das jedoch gar nicht mehr so viel: So wurden in der vergangenen Woche 69 Neuinfektionen unter Reiserückkehrern festgestellt. 34 Neuinfektionen sind davon auf Reisende aus Spanien zurückzuführen. Bilder von feiernden Menschen, die in den engen Kontakt kommen – sei es auf Mallorca oder zuletzt auch Mykonos – können diese Zahlen teilweise erklären, auch wenn sie in Gänze noch relativ gering bleiben. Die restlichen 35 Fälle sind auf Reisende aus der Türkei, Russland, Kirgistan, Niederlande, Portugal und Frankreich zurückzuführen.
Mit dem Impffortschritt in Europa und anderen Teilen der Welt ist es aktuell fraglich, welche Konsequenzen man aus den aktuellen Erkenntnissen zieht. Spanien weist bereits seit über einer Woche eine allgemeine Sieben-Tage-Inzidenz von über 200 vor – zum Hochinzidenzgebiet wurde es in der vergangenen Woche jedoch nicht hochgestuft. Gleichzeitig erwägt die Bundesregierung die Einstufung einfacher Risikogebiete im August gänzlich fallen zu lassen. Die Sicherheitsmechanismen greifen jedoch und auch einzelne Bundesländer implementieren diese, um sicherzustellen, dass die Auswirkungen infizierter Reiserückkehrer sich nicht mittelbar auf andere Bürger übertragen. So hat auch Sachsen eine Testpflicht für Urlaubsrückkehrer vor der Rückkehr zum Arbeitsplatz implementiert.
Fazit zu den Entwicklungen in Hamburg
Wie bereits beschrieben ist es fraglich, welche Konsequenzen man wirklich aus den neuesten Erkenntnissen in Hamburg ziehen sollte. Dort sind in der vergangenen Woche ungefähr ein Vierteil der Neuinfektionen auf Reiserückkehrer zurückzuführen gewesen. In tatsächlichen Zahlen klingt das jedoch weniger dramatisch – und so scheint auch die allgemeine Lage in dieser Hinsicht zu sein. Das Robert Koch-Institut hat die Studie des vergangenen Jahres erneut bestätigt: Reiserückkehrer sind nur für geringen Anteil der Neuinfektionen verantwortlich. Mit den Sicherheitsmechanismen für Reisende mit dem Flugzeug sind bereits alle Möglichkeiten ausgeschöpft, und sie scheinen auch zu funktionieren. Anderenfalls hätte man in Hamburg nicht zu dieser Erkenntnis gelangen können.