Die Lufthansa macht beim Bordprogramm einen großen Satz nach vorne – und das auch noch überraschend schnell. In drei Jahren will die Lufthansa einen Quantensprung machen und hat so gute Chancen, tatsächlich wieder führend zu werden.

Es sind fast schon überraschende Neuigkeiten, aber nachdem das Bordprodukt im Verhältnis zur Konkurrenz bei der Lufthansa in den letzten Jahren doch merklich schwächer geworden ist, könnte sich der Wind nun schneller drehen als eigentlich erwartet. Die Vorstellung der neuen First Class Suiten sowie weiterer Neuerungen rund um die neue Business Class und den Zeitplan der Einführung  verspricht Großes und dürfte den einen oder anderen Beobachter sehr positiv überrascht haben. Sollte alles so kommen wie geplant, dürfte der Lufthansa ein echter Quantensprung gelingen – sicherlich auch, weil das Produkt aktuell weit zurück ist.

Evolution statt Revolution bei der First Class

Im ersten Moment bekommt man ein echtes Wow-Gefühl (wann hat man das zuletzt über die Lufthansa gesagt?), wenn man die neue Lufthansa First Class auf den nun veröffentlichten Fotos sieht. Gerade gegenüber des aktuellen Bordprodukts darf man sich auf ein enorm aufgewertetes Produkt mit viel mehr Privatsphäre und moderner Technik freuen.

Die neue Lufthansa First Class stellt das alte Produkt in den Schatten

Doch mit einer revolutionären Idee kommt die Lufthansa dennoch nicht um die Ecke, vielmehr werden bestehende Produkte weiterentwickelt. Das ist in diesem Fall sicherlich die bereits seit wenigen Jahren eingesetzte Swiss First Class in der Boeing 777.

Diese unterscheidet sich zwar in der einen oder anderen Nuance von dem, was die Lufthansa nun vorgestellt hat – etwa bei der komplett verschließbaren und noch einmal höheren Tür und auch den Details des Sitzes – doch die Herangehensweise an das neue First Class Produkt ist dasselbe.

Die aktuelle First Class der Swiss in der Boeing 777

Was im ersten Moment vielleicht recht kritisch klingt, ist meines Erachtens durchaus ein positives Statement. Wer das Produkt der Swiss bereits kennt, weiß, dass dieses einen wirklich hohen Komfort verspricht und nur in Nuancen schwächer ist als die Konkurrenz – eben jene will die Lufthansa mit dem neuen Produkt ausmerzen und könnte so tatsächlich wieder einen der besten First Class Sitze überhaupt bieten.

Flexibilität und preisliche Elastizität in allen Reiseklassen

Der Weg, den die Lufthansa geht, fällt aber auch noch in anderer Hinsicht auf. Zukünftig wird die Airline in einigen Langstreckenmaschinen knapp zehn verschiedene Sitzoptionen bieten. Das klingt im ersten Moment unübersichtlich, dürfte aber eine kluge Strategie sein. Selbst in der Economy Class gibt es eine Art Mini-Revolution, denn die in den letzten Monate und Jahren getestete Sleeper Row wird zum Standard. Drei Sitze können so zu einem recht breiten, aber doch eher kurzen Bett kombiniert werden. Auf Basis von Einstiegstickets kann man somit zukünftig voraussichtlich im Bereich zwischen 400 und 1.000 Euro ganz verschiedene Optionen wählen.

Die Lufthansa aktualisiert das Bordprodukt in allen Reiseklassen

Da sind normale Economy Class Sitze, solche mit mehr Beinfreiheit, die Sleeper Row und natürlich auch die Premium Economy Class, die sich bei der Lufthansa doch relevant von dem unterscheidet, was die eine oder andere Fluggesellschaft bietet. Damit geht die Lufthansa immer mehr in Richtung Variabilität – für jeden Geldbeutel und jede Art des Reisens soll genau das Richtige dabei sein, um sowohl mit Billiganbietern als auch höherwertigen Konkurrenten konkurrieren zu können.

Dabei könnte der Lufthansa durch die neue Vielfalt und auch die im ersten Moment attraktiv wirkenden Produkte unter Umständen noch stärker in der Kundenbindung werden, denn gerade Kunden, die mal privat, mal geschäftlich und auch zu unterschiedlichen Anlässen unterwegs sind, werden die verschiedenen Optionen je nach Reisezweck zu schätzen wissen.

Ein bunter Strauß an Premium-Sitzplätzen

So richtig versteht man vermutlich auch bei der Lufthansa noch nicht, wie viel Variabilität ein Flugzeug zukünftig bietet. Erwähnt werden in der Pressemitteilung zum neuen Produkt zum einen Business Class Sitze mit Tür – von diesen gibt es mittlerweile auch ein erstes Bild – in der jeweils ersten Reihe und „noch sechs weitere Sitzoptionen“. Bei einem ersten Blick wären das neben den Suiten noch die geräumigeren Plätze in jeder zweiten Mittelreihe, die „normalen“ Sitze in der Mitte sowie zwei Sitzplatzvarianten am Fenster: einmal direkt am Fenster und einmal eher dem Gang zugerichtet.

Die neue Lufthansa Business Class wird ausgesprochen vielfältig

Nun mag ich weitere minimale Unterscheidungen übersehen haben, aber vermutlich sind doch eher sechs Sitzplatzvarianten inklusive der neuen Suiten in der ersten Reihe genannt, die dann in ausgewählten Maschinen noch um die First Class Sitze ergänzt werden. Diese sind nach aktuellem Stand alle insofern gleich, als sie denselben Komfort bieten – die einzige Unterscheidung dürfte wie in der aktuellen First Class die Lage sein, sodass es Fenster- und Gangplätze gibt, die sich ansonsten nicht unterscheiden.

Neben den Suiten soll es in der Business Class sechs weitere Sitzplatzvarianten geben

So gäbe es dann in den jeweiligen Maschinen aber dennoch sieben Premium-Sitzplatzvarianten, sofern die besondere Business Class mit Türen in den Maschinen mit First Class auch verbaut wird. Dies lässt sich noch nicht so recht aus den Meldungen und Bildern herauslesen oder erahnen. Doch selbst wenn es nicht so sein sollte, dürften die sechs verschiedenen Varianten ebenfalls die Möglichkeit bieten, jeden Premiumkunden abzuholen, da die Sitze durchaus auch so wirken, als wären sie nicht nur hinsichtlich des Designs, sondern auch des Komforts mindestens gleichwertig mit dem, was die meisten westlichen Konkurrenten bieten.

Überraschende Schnelligkeit bei der Einführung

Doch die neuen Produkte sind nur das eine, was an der neuen Pressemitteilung der Lufthansa aufhorchen lässt. Ein attraktives Produkt wird insbesondere dann interessant, wenn es denn nicht nur auf dem Papier existiert (gerade bei der Lufthansa ist das auch kein neues Thema…), sondern auch in die Maschinen kommt. Genau hier soll es sehr schnell gehen, denn die Lufthansa spricht von einer Investition von 2,5 Milliarden Euro bis 2025. Los gehen soll es mit neu ausgelieferten Maschinen schon in wenigen Monaten. Abgeschlossen sein könnte die Umrüstung dann schon in weniger als drei Jahren, zumindest sofern man den Zahlen der Pressemeldung glaubt.

Die Lufthansa plant einen enorm schnellen Umbau der Flotte

Dieser Zeitplan klingt ausgesprochen ambitioniert, enthält aber ganz bewusst nicht nur neu ausgelieferte Maschinen von den Typen Boeing 777 sowie Boeing 787 und Airbus A350, sondern auch die Umrüstung anderer Jets. Mit dem sogenannten „Allegris“-Produkt sollen zukünftig mehr als 100 neue Maschinen Passagiere zu weltweiten Zielen befördern, dazu kommen bereits eingesetzte Maschinen wie die Boeing 747-8, die explizit genannt wird. Ob das bedeutet, dass 2025 wirklich nur noch Maschinen mit dem neuen Produkt unterwegs sein werden, kann man daraus nicht unbedingt schließen. Immerhin gibt es auch noch recht neue Airbus A350 sowie einige andere Typen wie den Airbus A330 oder Airbus A380 mit alten Sitzen, die nicht gesondert erwähnt werden. Dass man schnell wieder zu einem angeglichenen Bordprodukt kommen möchte, zeigen allerdings auch die Gerüchte darüber, dass die kurzfristig übernommenen Dreamliner mit anderem Bordprodukt schon bald weitergegeben werden sollen – vermutlich an die Tochter Austrian Airlines.

In jedem Fall allerdings kann man sehr gespannt sein, ob die Lufthansa es wirklich schafft, nicht nur ein überraschend attraktives Bordprodukt mit jeder Menge Flexibilität für Passagiere in die Jets zu bringen, sondern das auch in einer im Verhältnis zu anderen Airlines enormen Geschwindigkeit. Sollte dem wirklich so sein, dürfte die Lufthansa schon bald gegenüber vielen anderen Fluggesellschaften zumindest bei den Sitzen führend sein. Lassen wir uns überraschen, ob es der Airline wirklich gelingt, ihren „klaren Premium- und Qualitätsanspruch“ in den nächsten Jahren wiederzuerlangen.

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Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels auf der ganzen Welt. Mittlerweile konnte er über 500 verschiedene Hotels testen und dabei mehr als 100 Städte auf allen Kontinenten kennenlernen. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen besonderen Erlebnissen teilhaben!

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