Mit einem Priority Pass kostenfrei in Flughafen-Lounges zu kommen – daran haben sich viele gewöhnt. Doch ein zweifelhafter Präzedenzfall könnte bald Schule machen und das Produkt negativ verändern.

Dass sich Kreditkarten mit Lounge-Zugang wie die American Express Platinum Card in den vergangenen Jahren auch in Deutschland zunehmender Beliebtheit erfreuen, ist keine allzu große Neuigkeit. In der Regel spielt dabei ein Partner eine entscheidende Rolle: Priority Pass. Doch gerade dessen Versprechen, Inhabern kostenlosen Zugang zu Lounges zu geben, wankt. Das zeigt ein Präzedenzfall, der Schule machen könnte.

Nur mit Eintrittspreis in die Lounge trotz Priority Pass

Konkret geht es um eine an sich positive Ankündigung, denn Priority Pass Inhaber haben zukünftig Zugang zum Virgin Atlantic Clubhouse in Los Angeles – wohlgemerkt der ersten Option für Karteninhaber im Tom Bradley International Terminal. Doch ein Problem gibt es an der Ankündigung von Priority Pass, denn statt normal Zugang zu erhalten, müssen Inhaber der Lounge-Mitgliedschaftskarte noch einmal 35 US-Dollar obendrauf bezahlen, wie auf der Facebook-Seite angekündigt wurde.

Tatsächlich handelt es sich hierbei nicht um eine versteckte Gebühr, sondern eine ziemlich transparent kommunizierte. Geht man auf die Priority Pass Webseite, fällt der Zuschlag auch direkt ins Auge und wird nicht nur in den Details kommuniziert.

Dennoch handelt es sich um ein Novum, denn eine faktische Gebühr für diejenigen mit einer Prestige-Mitgliedschaft, die unbegrenzt viele kostenlose Zugänge zu Priority Pass Lounges bringt, gibt es bislang noch in keiner anderen klassischen Flughafen-Lounge im Netzwerk. Das Problem daran: Eine solche Ausnahme wird fraglos Nachahmer finden, wodurch sich der Wert eines Priority Pass grundlegend verändern könnte.

Kostenfreier Zugang nur noch zu “schlechten” Lounges?

Dass man für ebendiese Lounge in Los Angeles eine Ausnahme geschaffen hat, mag auf den ersten Blick nachvollziehbar erscheinen. Bislang hat Priority Pass kein Angebot im wichtigen internationalen Terminal, und das Virgin Atlantic Clubhouse ist tatsächlich deutlich besser als eine durchschnittliche Flughafen-Lounge. Das beginnt bei der Verpflegung, es gibt doch diverse warme und kalte Gerichte in hoher Qualität und zum Beispiel auch Cocktails, und endet bei der hochwertigen Einrichtung, die unter anderem tolle Duschen und sogar ein Kino umschließt.

Die erste Lounge mit Zusatzgebühr bietet mehr als durchschnittliche Lounges

Gleichzeitig allerdings gibt es seit jeher massive Unterschiede bei Priority Pass Lounges, von denen einige kaum einen Besuch wert sind, während wieder andere ein wirklich tolles Angebot bieten. Kurioserweise vergibt Priority Pass sogar selbst Awards für die besten Lounges des Jahres. Eben jene hätten also die besten Argumente, Priority Pass Inhabern zukünftig ebenfalls eine zusätzliche Gebühr für den Zugang in Rechnung zu stellen.

Nun mag die Klassifizierung teils zweifelhaft sein, erinnere ich mich doch eher mit Grauen an meine Aufenthalte in einer der Gewinner-Lounges. Doch die Logik bleibt: Wenn anderen Lounges ermöglicht wird, eine Zusatzgebühr zu nehmen, warum sollten sich dem nicht auch die tatsächlich qualitativ besseren Lounges im Priority Pass Netzwerk anschließen? Kostenfrei bliebe dann langfristig nur noch der Zugang zu den schlechten Lounges.

Priority Pass steht vor einem Dilemma

Dass es so kommen wird, dass bald auch andere Lounges eine Zusatzgebühr nehmen, sollte man an dieser Stelle schon als gegeben hinnehmen. Das zeigt sich schon daran, dass es bereits zahlreiche Ausnahmen gibt: Lounges, die ihre Zugangszeiten einschränken oder die aufgrund der Zahl an Gästen nur noch selten mit Priority Pass zugänglich sind, zeigen das. Dazu kommen Regeln, etwa in Großbritannien, dass der Zugang nur noch bei Zahlung einer Reservierungsgebühr garantiert werden kann, gehen sogar noch mehr in Richtung der nun eingeführten Zusatzgebühr.

Auch bessere Lounges in Deutschland könnten zukünftig extra kosten

All das deutet allerdings auf ein Dilemma von Priority Pass hin, denn der Anbieter wird gemeinsam mit seinen Partnern wie American Express zum Opfer seines eigenen Erfolgs. Dadurch, dass immer mehr Menschen die Zugangskarte haben und das Netzwerk an Lounges weniger schnell wächst, wird es in den Lounges immer voller. So nimmt die Qualität ab und alternative Konzepte müssen erdacht werden. Begonnen hat das etwa mit dem Priority Pass Restaurants, die wiederum mittlerweile für Inhaber einer Mitgliedschaft über weltweite American Express Kreditkarten nicht mehr genutzt werden können – wohl der Kosten wegen.

Schon heute ist der Kreditkarten Priority Pass etwas eingeschränkt

Schon deshalb wird für Priority Pass wohl kein Weg daran vorbeiführen, eine weitere Differenzierung von Lounges vorzunehmen und sich zusätzlichen Gebühren von Loungebetreibern zu öffnen. Von heute auf morgen werden die Veränderungen sich wohl kaum vollziehen, aber in den kommenden Jahren dürften die Zeiten des generell kostenlosen Lounge-Zugangs mit dem Priority Pass wohl vorübergehen – eine schleichende Entwertung, die Folgen haben wird.

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Autor

Moritz hat sich über die Jahre ein enormes Wissen über Finanzprodukte, Loyalitätsprogramme und Luxusreisen angeeignet. Für Luxushotels, First Class Flüge sowie die Details von Kreditkarten, Tagesgeldkonten und mehr ist Moritz genau der richtige Ansprechpartner!

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