Am vergangenen Freitag, dem 14. Oktober, gab es einen Paukenschlag: Die Lufthansa kündigte die neue Produktgeneration „Allegris“ an und versucht damit endlich wieder ihrem Premiumanspruch gerecht zu werden.

Nicht nur eine neue First Class Suite, sondern auch eine gänzlich neue Business Class wird Einzug in die Flotte der Lufthansa erhalten. Doch nicht alle Flugzeuge werden mit der neuen Business Class ausgestattet, die bereits vor einigen Jahren angekündigt wurde. Zudem wird es einiges an Zeit brauchen, um auch bereits vorhandene Muster mit dem neuen Produkt auszustatten. Welche Flugzeuge zukünftig mit welcher Business Class unterwegs sein werden, und was Passagiere jeweils erwarten dürfen, fassen wir in diesem Beitrag zusammen.

Die unausgewogene Langstreckenflotte

Die Langstreckenflotte sollte eigentlich mit der Corona-Pandemie deutlich einheitlicher strukturiert werden. Eine Vielzahl an Flugzeugmodellen sollte die Flotte verlassen, doch mittlerweile kehren auch wieder alle zurück zum Kranich. Der Airbus A340-300 ist niemals gegangen, der Airbus A340-600 musste wegen seiner First Class-Sitzplätze reaktiviert werden. Auch die Boeing 747-400 spielt bei der Lufthansa noch immer eine wichtige Rolle, um vor allem der hohen Nachfrage auf diversen Routen gerecht werden zu können.

Spätestens mit der Rückkehr des Airbus A380 im kommenden Sommer, dürften die Pläne der Pandemie endgültig verworfen sein. Dennoch stehen einige interessante Neuzugänge vor der Tür, womit auch gleichzeitig eine neue Ära eingeleitet werden soll. Die Flugzeuge sollen nicht nur effizienter und nachhaltiger fliegen, sondern den Passagieren wieder mehr Komfort bieten. Ein neuer Premium-Anspruch wird dabei nötig und spiegelt sich in der neuen, gänzlich für die Lufthansa entworfenen, Allegris-Kabine wider.

Mit dem Allegris Angebot werden künftig über 100 neue Flugzeuge der Lufthansa Group wie Boeing 787-9, Airbus A350 und Boeing 777-9 Ziele in der ganzen Welt anfliegen. Zusätzlich werden auch bereits für Lufthansa eingesetzte Flugzeuge wie die Boeing 747-8 umgerüstet.

Insgesamt 2,5 Milliarden Euro investiert die Lufthansa in die Umgestaltung der Kabine. Dabei werden circa 30.000 Sitzplätze ausgetauscht. Doch nicht nur die Vielfalt an verschiedenen Flugzeugen wächst damit, sondern auch an den verschiedenen Sitzen in der Business Class der Langstrecke. Wir haben zunächst eine Übersicht mit allen Langstreckenflugzeugen zusammengestellt und teilen diese in ihre jeweiligen Kategorien ein – alte Business Class, die Zwischenlösung und Allegris:

Airbus A330-300

Aktuell: Alte Business Class
In Zukunft: Keine Absicht für Änderungen

Airbus A340-300
Airbus A340-600

Aktuell: Alte Business Class
In Zukunft: Keine Absicht für Änderungen; werden die Flotte wohl verlassen

Airbus A350-900

Aktuell: Alte Business Class und Zwischenlösung (Philippine Airlines) – Direkt erworbene Modelle werden mit Allegris ausgestattet, Zwischenlösung bleibt wohl bestehen

Airbus A380

Aktuell: Alte Business Class
In Zukunft: Keine Absicht für Änderungen

Auf Nachfrage bei der Lufthansa erhielten wir noch diesen Beisatz, womit eine Aktualisierung der Kabine im Airbus A380 aktuell nicht geplant ist, aber wohl noch nicht gänzlich vom Tisch sein dürfte:

That’s it, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt.

Boeing 747-400
Boeing 747-8

Aktuell: Alte Business Class
In Zukunft: Boeing 747-8 wird mit Allegris ausgestattet, Boeing 747-400 dürften wohl in wenigen Jahren die Flotte endgültig verlassen

Boeing 777-9

Wird mit neuer Allegris an Lufthansa übergeben

Boeing 787-9

Aktuell: Zwischenlösung (bei ehemaligen Hainan Airlines-Flugzeugen; insgesamt fünf Stück)
In Zukunft: Alle neuen Flugzeuge werden mit Allegris ausgestattet

Auch hierzu fragten wir bei der Lufthansa-Pressestelle an, ob die ersten fünf Boeing 787-9 noch nachträglich umgerüstet werden könnten. Dieser Idee schiebt man einen eindeutigen Riegel vor, derweil wird aber noch debattiert, ob die Flugzeuge überhaupt langfristig bei der Lufthansa verweilen oder beispielsweise an Austrian Airlines weitergegeben werden:

Diese werden nicht mit Allegris umgerüstet. Ob sie weitergegeben werden oder nicht, ist zur Zeit noch nicht entschieden. Allerdings diskutieren wir derzeit eine solche interne Lösung durch.

Die alte Lufthansa Business Class – bald ausgedient?

Die alte Business Class ist die wohl bekannteste im deutschen Universum der Vielflieger, und auch die wahrscheinlich unbeliebteste. Mittlerweile ist dieses Produkt absolut nicht mehr up to date. Schon seit Jahren nutzt die Lufthansa diese Business Class-Konfiguration ausnahmslos auf allen Mittel- und Langstrecken. Der einzige Vorteil: Passagiere dürfen in allen Flugzeugen denselben Sitz erwarten.

Typischerweise ist die alte Business Class der Lufthansa in einer 2-2-2 Konfiguration vorzufinden. Einige wenige Ausnahmen gibt es dennoch. So ist im Oberdeck der Boeing 747-400 eine 2-2 Konfiguration verbaut, die wohl zu den kleinen Geheimtipps und zur besten Business Class-Kabine der bisherigen Lufthansa-Flotte gehören dürfte.

Im Unterdeck sieht es hingegen anders aus. Hier ist die Business Class in einer 2-3-2 Konfiguration angeordnet. Eine weitere Ausnahme: Da die ältere Variante der Queen of the Skies über keine First Class verfügt, befindet sich auch im vorderen Bereich der Kabine eine Business Class. Der hintere Teil dieser Sektion verfügt über eine 2-1-2 Konfiguration. Wenn man so will, befindet sich hier der einzige Solo-Sitz in der Business Class der Lufthansa.

Das Design der Sitze ist in allen Flugzeugen aber gleich. Die Sitze sind mit hellgrauen Stoffbezügen ausgestattet und lassen sich in mehrere Sitzkonfigurationen verstellen. Auch ein komplett flaches Bett ist dabei möglich. Die Sitze sind seitlich angeordnet, in einigen Kabinen weisen beide Sitze aber aufeinander. Das führt dazu, dass die Ottomane eher schmal daherkommt. Dementsprechend sind die sogenannten Bulkhead-Seats zu empfehlen. Hier fällt der Fußbereich aufgrund der fehlenden Vordersitze deutlich größer aus.

Selbst Flüge in der Lufthansa Business Class hätten über 3.000 Euro gekostet

Wegen der eher engen Sitzkonfiguration fehlt es den Sitzen vor allem an Stauraum und Ablageflächen. Hier sind erneut besonders die Sitze im Oberdeck der Boeing 747 zu empfehlen – diese verfügen über zusätzliche Gepäckfächer an den Seiten unterhalb der Fenster.

Zwischenlösungen im Airbus A350 und Boeing 787

Eine sozusagen Zwischenlösung hat die Lufthansa erstmals im frühen Sommer dieses Jahres vorgestellt. Kurzfristig hat der Kranich seine Strategie gewechselt und dafür die Gegebenheiten des aktuellen Marktes ausgenutzt. So konnte sich die Airline weitere Airbus A350-900 sichern, die jedoch nicht vom Flugzeugbauer selbst kommen. Diese Muster stammen von Philippine Airlines, die wiederum ihre Flotte wegen massiver Geldprobleme reduzieren musste. Diese Flugzeuge werden von der Airline geleast, sind aber im komplett eigenen Farbkleid unterwegs.

Das bedeutet aber auch, dass diese Flugzeuge mit einer, zumindest für die Lufthansa, neuen Business Class daherkommen. Die in München stationierten Flugzeuge kommen in einer 1-2-1 Konfiguration daher, wobei alle Sitze in die gerade Richtung weisen. Dementsprechend sind die Sitze aber auch abwechselnd am Gang oder am Fenster positioniert, wodurch die Sitze in den ungeraden Reihen etwas mehr Privatsphäre bieten. Grundsätzlich ist der Platz wegen der weniger dichten Konfiguration deutlich größer, und damit auch der Stauraum. Die Sitze lassen sich zudem ebenfalls in ein komplett flaches Bett verwandeln, wobei der Fußraum deutlich besser ausfallen könnte.

Wie der Komfort in den ersten fünf Boeing 787-9 ausfällt, das werden wir selbst erst am Wochenende erfahren. Auch diese Flugzeuge stammen nicht aus der ursprünglichen Order beim Flugzeugbauer. Stattdessen waren die Dreamliner für Hainan Airlines vorgesehen, bislang wurden diese aber nicht abgenommen, weshalb kurzfristig die Lufthansa eingesprungen ist. Auch hier wurde die Business Class übernommen, aber im eigenen Design “aufgehübscht”. So sind auch diese Sitze in einer 1-2-1 Konfiguration, entgegen dem Airbus A350 aber in einer Reverse Heringbone Konfiguration angeordnet. Dabei blicken die Sitze an den Fenstern in Richtung Fenster, die beiden Sitze in der Mittelreihe hingegen immer zueinander. Auch hier sind Komfort und Privatsphäre deutlich höher, als in der alten Business Class.

Wie die Lufthansa uns mitteilte, werden diese fünf Boeing 787-9 nicht nachträglich mit der gänzlich neuen Business Class ausgestattet. Dementsprechend bleibt auch offen, wie lange diese Modelle beim Kranich verweilen dürfen. Stattdessen dürften sich Austrian Airlines und Edelweiss Hoffnungen auf die noch neuen Dreamliner machen – eine finale Entscheidung steht aber noch aus.

Allegris: Die neue Business Class

Unter dem Namen Allegris fällt nicht nur die neue Business Class der Lufthansa, sondern ein gänzlich neues Kabinenkonzept mit einer neuen Economy Class, Premium Economy und First Class. Die First Class wurde dabei komplett neu entworfen, die Premium Economy von der Tochter Swiss übernommen. Die Business Class hingegen kursiert bereits seit einigen Jahren und sollte sich auch schon ungefähr genau so lang im Einsatz befinden. Doch die Verzögerungen der Boeing 777X sorgten auch für eine spätere Inbetriebnahme der neuen Business Class.

Im kommenden Jahr 2023 soll die neue Business Class dann aber endlich Einzug in die Lufthansa-Flotte erhalten. Diese ist dann in einer wechselnden 1-2-1 und 1-1-1 Konfiguration in den brandneuen Flugzeugen der Airline sowie sukzessiv auch in der Boeing 747-8 vorzufinden, zumindest nach aktuellem Stand. Weitere Flugzeugtypen könnten also noch folgen. Die Sitzanordnung in den beiden Fensterreihen erinnert dabei an die United Airlines Polaris Business Class. Abwechselnd blicken hier die Sitze in Flugrichtung oder Richtung Gang. Die gerade blickenden Sitze bieten mehr Privatsphäre und Platz, da sich diese direkt an den Fenstern befinden.

In der Mitte wechselt die Sitzanordnung hingegen zwischen zwei nebeneinander liegenden und einem einzelnen Sitzplatz. Dabei handelt es sich um wahre Throne Seats, da der Platz und Komfort sowie die Privatsphäre hier wohl enorm sein dürften. Über zusätzlich verschließbare Suiten verfügen diese Sitze aber nicht, brauchen sie aber auch nicht. Anders sieht es in der ersten Reihe der Business Class aus. Hier wird die Lufthansa erstmals vollständig verschließbare Suiten anbieten. Details zu den Sitzen selbst und den Buchungsbedingungen bleiben aber aus, auch auf unsere Nachfrage. Denkbar wäre, dass diese Sitze ähnlich wie bei Swiss oder jetBlue gegen Aufpreis buchbar sind, aber auch hochrangige Statusmitglieder bei Miles & More von einem Sonderbuchungsrecht Gebrauch machen dürfen.

Fazit zu den verschiedenen Lufthansa Business Class-Sitzen

Die Zeiten in der Lufthansa Business Class dürften wohl schon lange nicht mehr so aufregend gewesen sein. Ja, vielleicht geht der Hype mit der Einführung der ersten Boeing 787-9 und der neuen Business Class im kommenden Jahr etwas zu weit, dabei unterstreicht dieser eigentlich nur die Sehnsucht nach dem ursprünglichen Premium-Anspruch des deutschen Flagcarriers. Und diese Sehnsucht scheint sich endlich bezahlt zu machen. Denn die Airline investiert nicht nur eine Menge Geld, sondern auch Innovation in die neue Kabine. Die Business Class wird einmalig auf dem Markt sein, und auch wenn die Entwicklung bereits einige Jahre in der Vergangenheit liegt, könnte sie durchaus neue Maßstäbe setzen. Gleichzeitig wird die Vielfalt verschiedener Sitze erstmals und mit einmal viel größer, was bei kurzfristigen Flugzeugwechseln auch zu viel Frust führen kann.

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Autor

Alexander Fink ist als Content Editor seit Januar 2021 für reisetopia tätig. Zuvor war er als Account Manager in der Industrie beruflich unterwegs und schrieb von seinen Reiseerfahrungen im eigenen Blog. Heute ist er Euer Ansprechpartner für alle Airline- und Kreditkartenthemen.

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