Die folgende Geschichte kann man zweifellos als verrückt bezeichnen, denn durch viel Glück und eine etwas zu großzügige Promotion hatte ich die Gelegenheit kostenlos im Privatjet zu fliegen! Man sollte meinen beim privaten Fliegen seien die Umstände einfach: Kein Ticket, keine vorgegebenen Flugdaten, der Flug richtet sich nach den eigenen Vorstellungen und Plänen. Nicht so bei meinem Privatjet Abenteuer, denn für den Flug wurden drei Hotelnächte, zwei Zubringer-Flüge und eine Tour durch drei europäische Städte nötig. Aber der Reihe nach.
Das Modell von Privatjet Membership Anbietern
Für die meisten (mich eingeschlossen) hat die Luftfahrtwelt, die sich abseits der Linienfluggesellschaften abspielt, nie eine Rolle gespielt. Doch unbemerkt von Stress und Lärm großer Flughäfen gibt es einen wachsenden Markt an Privatjet-Anbietern mit sehr unterschiedlichem Geschäftsmodell. Neben dem wirklich eigenen Privatjet und der Möglichkeit über Charteranbieter ganze Jets zu mieten, haben sich in den letzten Jahren auch vermehrt Unternehmen etabliert, die unterschiedliche Formen von Mitgliedschaften anbieten. Das Modell ist dabei recht einfach erklärt: Gegen einen Mitgliedschaftsbeitrag erhält man vergünstigten Zugang zu Privatjetflügen oder besondere Charterraten. Außerdem gibt es Anbieter wie Netjets, die in in einer jährlichen Mitgliedschaft bestimmte Kontingente an Flugstunden anbieten.
Ein Vertreter dieser Kategorie ist auch Jetsmarter, ein US-amerikanisches Unternehmen, das eine Mitgliedschaft mit mehrere Vorzügen anbietet. Neben der Möglichkeit, Charterflüge zu buchen, können Mitglieder auch sogenannte JetShuttle Flüge buchen. Dies sind regelmäßig stattfindende Flüge, die in gewisser Weise Linienflügen ähneln, allerdings mit Privatjets durchgeführt werden und nur von Mitgliedern gebucht werden können. Außerdem können Mitglieder sogenannte Open Legs buchen, die immer 72-24 Stunden vor Abflug zur Verfügung gestellt werden. Ist also ein Charterflug nicht ausgebucht oder ein Flugzeug muss für einen Folgeflug versetzt werden, kann ein Mitglied einen Sitz buchen. Dabei sind sowohl einige Shuttle Flüge, als auch sämtliche Empty Leg Flüge für Mitglieder komplett kostenfrei buchbar. In meinem Fall konnte ich also einen Shuttle Flug von London nach Mailand kostenfrei reservieren, da ich die kleinere Mitgliedschaft im Wert von 5.000 Euro besitze.
Wie bin ich an eine JetSmarter Mitgliedschaft gekommen?
Gleich vorweg: Ich habe besagte Mitgliedschaft (es gibt zwei Varianten, eine für 5.000 und eine für 15.000 US-Dollar pro Jahr) nicht gekauft, sondern durch eine wirklich großzügige Promotion kostenfrei erhalten. Ich hatte mich aus Interesse bereits vor einigen Monaten bei JetSmarter angemeldet und mich für den Newsletter eingetragen. Im Mai bekam ich eine Promomail, in der man ankündigte jedem, der entweder eine Million Meilen oder einen Top-Tier Vielfliegerstatus (den höchsten im Programm) innehat, eine dreimonatige Probemitgliedschaft inklusive aller Vorteile zu gewähren. Der Hintergrund war natürlich Neukunden zu akquirieren, was man auch im meinem Fall weiterhin stark versucht. 😉
Ich bewarb mich also mit meinem airberlin Platinum Status und erhielt einige Tage später die Bestätigung sowie am 12. Juni die Freischaltung für die Mitgliedschaft, die nun noch bis zum 12. September gültig ist. Bereits nach einigen Tagen stellte man die Promotion wieder ein, da den Marketing-Verantwortlichen klar wurde, dass die Promo wohl doch ein wenig zu großzügig war.
Die Planung meines Fluges
Ich wartete zuerst wochen- und monatelang auf einen Empty Leg Flug ab einem norddeutschen Flughafen – vergeblich. Ich entschied mich dann für einen der Shuttle Flüge, die zum Großteil ab London-Luton zu zahlreichen europäischen Städten angeboten werden. Ich wollte gemeinsam mit einem Freund fliegen, der das Ganze genau so gemacht hatte wie ich (mit der ‘günstigen’ Mitgliedschaft kann man nur einen Shuttle Flug für eine Person auf einmal buchen). Der einzige passende Termin war für London Luton-Mailand kurz vor unserem reisetopia Lufthansa First Class Trip nach Dubai. Also buchte ich den Flug nach Mailand mit JetSmarter und änderte meinen Zubringer-Flug auf Mailand-Frankfurt. So reiste ich bereits einen Tag vor Abflug nach Dubai in Frankfurt an und schaute mir das InterContinental Frankfurt an. Da ich vorher mit meiner Schwester auf Familienbesuch in der Nähe von Stuttgart war, flog ich mit British Airways von Stuttgart nach London-Heathrow, verbrachte eine Nacht im InterContinental London “The O2” und flog anschließend von London-Luton mit JetSmarter nach Mailand.
Nach einem Tag und einer Nacht in Mailand ging es dann mit Lufthansa nach Frankfurt. Insgesamt ein unglaublicher Trip.
Privatjet Terminal in London-Luton
Unser Uber-Fahrer bog am Executive-Terminal ein, wo ein Page die Tür des Wagens öffnete und unser Gepäck abnahm. Anschließend wurden wir in das absolut geniale Terminalgebäude geführt und einer kurzen Passkontrolle unterzogen.
Danach begleitete man uns in die Lounge mit Blick auf das Vorfeld, wo eine Menge Privatjets standen. Wenig später stellte sich unser Pilot persönlich vor (unglaublich!).
Der Flug
Um es direkt vorweg zu nehmen, ein Privatjet ist wirklich der absolute Luxus, den man in der Luft haben kann. Nach einem Kaffee und ein paar Snacks in der Lounge war es also Zeit für das Boarding. Unser Gepäck hatte man bereits im Wagen verstaut als wir einstiegen. Eine Sicherheitskontrolle gab es nicht. Nach einer kurzen Fahrt über das Rollfeld standen wir bereits vor unserer Cessna Citation. Zwei weitere Passagiere waren an Bord, einer davon mindestens genau so aufgeregt wie wir.
Im Inneren des Jets war das Platzangebot wirklich eher schmal, denn der Rumpf des Flugzeuges ist recht klein. Insgesamt ist der Jet mit sechs Einzelsitzen aus feinstem Leder ausgestattet, die vielseitig verstellbar sind und einen ausfahrbaren Tisch haben.
Nach einem kurzen Taxi starteten wir direkt nach einer Ryanair Boeing 737 (welch Ironie) in Richtung Mailand. Zu erwähnen ist hier, neben dem völlig anderen Fluggefühl, der rasante Start des kleinen Fliegers sowie der grandiose Ausblick aus den Cockpitfenstern beim Start (ja die Cockpittüren bleiben offen, ich weiß unglaublich).
Anschließend habe ich den Flug nur noch genossen und eine nicht unwesentliche Zeit damit verbracht, mir darüber klar zu werden, was ich da gerade mache. Einer der Passagiere war gewissermaßen JetSmarter Experte, da er circa alle zwei Wochen auf dieser Strecke fliegt und ging nach dem Start einfach nach vorne und besorgte uns ein paar Sandwiches und Getränke.
An diesem Punkt dachte ich mehr geht nicht, bis dann der Kapitän in die Kabine kam, um uns einen Kaffee zu servieren. Unglaublich.
Nach etwa einer Stunde besuchte ich die beiden Piloten im Cockpit und konnte die grandiose Aussicht aus den Fenstern genießen.
Nach einem kleinen Plausch erfuhr ich, dass beide neben dem Leben als Privatjet-Pilot auch für Ryanair fliegen – sicherlich ein abwechslungsreicher Alltag.
Ankunft in Mailand
Nach der Landung in Mailand wurden wir mit einem Wagen am Flugzeug abgeholt und ins Terminal gefahren. Der vorher erwähnte JetSmarter Experte erzählte uns noch von interessanten Begegnungen an der Passkontrolle dieses Terminals. Hier hatte er wohl schon gemeinsam mit Justin Bieber oder Bruno Mars auf seinen Pass gewartet.
Wir waren dieses Mal aber alleine und standen wenige Minuten später in der Ankunftshalle. Unser Gepäck war unterdessen bereits dort angekommen und wir verließen das Terminal. Dort wartete bereits ein Freund um uns abzuholen, was das Erlebnis Privatjet abschloss.
Was ist mein Fazit?
Ein Privatjet ist der maximale Luxus, den man beim Fliegen haben kann. Dabei ist vor allem die komplett unkomplizierte und schnelle Abfertigung das Besondere. Der Flug selbst ist allen voran durch das kleine und private Flugzeug besonders, der Komfort an Bord dagegen nicht wirklich besser als in einer Business- oder First Class auf kurzen Strecken in den USA oder Asien. Den Vergleich zur Business Class in Europa ziehe ich gar nicht erst, denn hier gibt es ja quasi das Angebot der Economy mit besserem Essen. Schaut man sich Business- und First Class Produkte in Großraummaschinen an, verliert der Privatjet an Bord allerdings zweifellos. Allerdings will ich auch keine Äpfel mit Birnen vergleichen, denn auf längeren Strecken kommen andere Jets zum Einsatz, als die Cessna Citation, die ich mir anschauen konnte.
Insgesamt war dies dennoch ein einmaliges Erlebnis, das mir in jedem Fall auf ewig in Erinnerung bleiben wird. An dieser Stelle hat sich wieder einmal gezeigt, dass sich das “Travel Hacking” extrem lohnen kann. Darüber hinaus sage ich natürlich auch danke an JetSmarter, nicht nur für den tollen Flug, sondern auch für diese absolut geniale Promotion!