Turkish Airlines ist für einen enorm guten Service und ein breites Streckennetz bekannt. Doch ein Problem plagt diese Airline: die Flottendiversität und die damit einhergehende Problematik mit den vielen verschiedenen Bordprodukten.

Turkish Airlines gehört zu den größten Airlines weltweit. Vor allem für Europäer spielt die Airline als Verbindung in Richtung Asien und Afrika eine wichtige Rolle. Reisende schwören auf die Fluggesellschaft und auch ich hatte grundsätzlich ein tolles Flugerlebnis mit der Airline, wie in meinem Erfahrungsbericht zur Turkish Airlines Business Class in der Boeing 787 beschrieben. Doch ein Problem könnte dabei zum echten Dealbreaker bei der nächsten Buchung werden: die Diversität der Flotte und damit die Unterschiedlichkeit der vielen verschiedenen Bordprodukte.

Das alte Problem

Die Flottendiversität ist nicht nur bei Turkish Airlines ein Problem. Bereits in der Vergangenheit beschäftigte ich mich mit dieser Problematik bei der Lufthansa. Dabei fällt bereits eines auf: Dieses Problem beschäftigt vor allem große, international agierende Fluggesellschaften. Und das ist auch nachvollziehbar. Je größer eine Airline und ihr Einfluss weltweit, desto größer muss auch eine Flotte sein. Hier spielen mehrere Probleme zusammen. Vor allem sind es aber die langen Lieferzeiten, die eine diverse Flottenplanung erfordern. Konzentriert man sich auf einen Flugzeugbauer oder einen bestimmten Flugzeugtypen, kann die komplette Auslieferung der Flotte einige Jahre dauern.

Hier kommt das zweite Problem hinzu: Vor allem große Airlines können und dürfen sich nicht auf einen Flugzeugbauer verlassen. Wird der Einfluss eines bestimmten Flugzeugbauers auf eine Airline größer, so wachsen auch die Preise für die interessanten Modelle. Airlines wie Ryanair und Southwest setzen auf einen Flugzeugtypen. Das ergibt für sie eine Menge Sinn: Ausbildung, Wartung und Planung beruhen allesamt auf ein Modell (mit der Boeing 737 MAX 200 auf zwei, aber sehr ähnliche). Das verschlankt den Betrieb einer Airline enorm. Auf der anderen Seite zeigt sich: Mehr als ein Flirt mit Airbus ist nicht drin, da eine Umstellung oder Teilung der Flotte trotz günstigerer Flugzeugpreise wirtschaftlich einfach keinen Sinn ergibt.

Also entscheiden sich Airlines wie Lufthansa und Turkish Airlines für mehr Flexibilität. Und wenn sie von einer Verschlankung der Flotte sprechen, lassen sich immer noch vier, fünf oder mehr verschiedene Flugzeugtypen auf lange Sicht im Portfolio finden. Das ist für Passagiere erstmal kein Problem. Problematisch wird es aber bei zu vielen verschiedenen Reiseklassen an Bord, die für viel Ärger sorgen könnten. So auch auf meinem kürzlichen Flug mit Turkish Airlines von Berlin über Istanbul nach Dubai. Während ich auf der Strecke nach Istanbul mit einem Equipmentchange auf die Boeing 787-9 noch Glück hatte, wurde auf der Strecke nach Dubai kurzerhand auf einen Airbus A330-300 gewechselt. Welches Bordprodukt mich an Bord erwarten sollte, wusste ich bis zum Boarding nicht.

Vielfalt über Vielfalt

Dementsprechend fiel die Überraschung beim Boarding enorm negativ aus. Alleine online finde ich viele widersprüchliche oder schlichtweg fehlerhafte Angaben. So verfügt Turkish Airlines alleine beim Airbus A330-300 über zwei verschiedene Business Class-Konfiguration. Beide kommen zwar in einem 2-2-2-Layout daher, die Sitze unterscheiden sich jedoch signifikant. So gibt es die Langstrecken-Business Class mit Lieflat-Sitzen und die regionale Business Class, die sich lediglich leicht verstellen lassen. Ich hatte das Vergnügen mit letzterer Business Class-Konfiguration.

Im Airbus A330-200 wird es noch wilder. Hier soll Turkish Airlines über vier verschiedene Layouts verfügen. Und dabei bleibt es nicht. Auf der Langstrecke tummeln sich eben noch jene bereits erwähnte Boeing 787-9 mit dem neuesten “eigenen” Business Class-Produkt, welches auch im Airbus A350-900 zu finden ist. Hier wiederum gibt es auch Modelle, die mit der Business Class für Aeroflot übernommen wurden und im Einsatz sind. Immerhin: Beide Produkte sind gut, beziehungsweise sollen wirklich gut sein. Doch damit noch nicht genug! Die Boeing 777 verfügt wiederum über eine andere Business Class, und das sogar in einem 2-3-2-Layout. Immerhin soll diese überarbeitet werden, das Layout aber beibehalten bleiben.

Ihr könnt Euch denken, dass man den gleichen Fall nun auch für die Kurz- und Mittelstrecke bestehend aus verschiedenen Flugzeugen der Airbus A320-Familie sowie der Boeing 737-Familie fortsetzen könnte. Und damit hebt sich Turkish Airlines enorm von der Vielfalt der bereits thematisierten Lufthansa ab. Und genau das führt zu dem einzigen wirklich großen Problem von Turkish Airlines.

Mit wem muss sich Turkish Airlines messen lassen?

Natürlich kann sich Turkish Airlines enorm in puncto Service und Angebot von der Lufthansa abheben, und das trotz der Vier-Sterne-Bewertung von SkyTrax für die Lufthansa. Turkish Airlines immerhin verzichtet auf die Auszeichnungen dieses Unternehmens mittlerweile komplett, was durchaus einen eigenen Beitrag verdient hätte. Ich habe vor allem den Flug von Berlin nach Istanbul in der Boeing 787-9 wirklich sehr genießen können, wie Ihr auch im entsprechenden Erfahrungsbericht nachlesen könnt. Die Airline liefert selbst auf so einen kurzen Flug ab, obwohl ich den Vergleich zu anderen europäischen Airlines nicht ziehen kann oder mag. Turkish Airlines orientiert sich berechtigterweise an ganz andere Fluggesellschaften im Nahen Osten, auch wenn Europa deutlich näher liegt. Aber das sind nicht die Airlines, mit denen sich Turkish Airlines messen lassen kann oder sollte.

Dementsprechend setzt der Service hier auch höhere Maßstäbe, und das gilt letztlich auch für das sogenannte “Hard Product”. Selbst meine schlechte Erfahrung mit dem Sitz im Airbus A330-300 ist eine Bessere als bei den meisten europäischen Fluggesellschaften. Und dennoch war ich enttäuscht. Zum einen natürlich, weil ich von einem gänzlich anderen Business Class-Produkt ausgegangen war, zum anderen natürlich vom im Vergleich zu den anderen Konfigurationen bei Turkish Airlines einfach schlechten Sitz. Turkish Airlines schafft hohe Erwartungen. Natürlich kann man diese dann für sich anständig einordnen, und das mache ich auch. Aber auf lange Sicht kann dieser Umstand dazu führen, Turkish Airlines vielleicht doch zu vermeiden.

Denn die regionale Business Class im Airbus A330-300 wurde letztlich auch auf einer Route wie zwischen Istanbul und Dubai eingesetzt, wie es bei mir der Fall war. Und auf dieser Route muss sich Turkish Airlines vor allem in direkter Konkurrenz mit Emirates setzen. Die wiederum setzen auch nur ihre Boeing 777 mit einer Business Class im 2-3-2-Layout ein. Immerhin, die Sitze lassen sich in ein flaches Bett verwandeln. Vor allem aber muss Turkish Airlines Reisende aus Europa für sich und einen Umstieg in Istanbul begeistern. Die meisten Flagcarrier setzen aber mittlerweile ihre besten Produkte auf der Premium-Route nach Dubai ein. Und das wiederum spricht dann nicht mehr unbedingt für Turkish Airlines. Wie wichtig der direkte Verkehr aus Europa nach Dubai ist, zeigen die großen Airlines aus dem Nahen Osten. Sie setzen hier ebenfalls ihre besten Produkte ein, doch auch hier kann man sich nicht in jedem Fall darauf verlassen.

Fazit zur Flottendiversität von Turkish Airlines

Turkish Airlines ist nicht nur für ihre unglaubliche Flottendiversität, sondern auch für die vielen verschiedenen Bordprodukte bekannt. Ja, viele andere Airlines aus der Region, vor allem Qatar Airways, sind ebenfalls dafür bekannt, kurzfristig das Fluggerät zu wechseln und damit ein anderes Bordprodukt zu liefern als erhofft. Viele andere Airlines sind ebenfalls dazu gezwungen. Dennoch: Bei Turkish Airlines geht das Problem so weit, dass ich selbst bei einem Wechsel vom Airbus A330-300 zu einem anderen Airbus A330-300 mit einem anderen Sitz rechnen muss und ich schlichtweg nicht erfahre, welcher das ist, bis das Boarding begonnen hat. Sicherlich: Airlines sind hauptsächlich dafür verantwortlich, mich sicher von A nach B zu transportieren. Und das hat Turkish Airlines auch gemeistert. Der Service darüber hinaus war auf allen Flügen sehr gut, nur ist dieses einzige Problem der Airline ein ganz schön großes, oder?

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Autor

Alexander Fink ist als Content Editor seit Januar 2021 für reisetopia tätig. Zuvor war er als Account Manager in der Industrie beruflich unterwegs und schrieb von seinen Reiseerfahrungen im eigenen Blog. Heute ist er Euer Ansprechpartner für alle Airline- und Kreditkartenthemen.

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