Das Fliegen mit Baby stellt auch passionierte Vielflieger am Anfang vor einige ungeahnte Herausforderungen. Ein wenig Vorplanung, ein klärender Anruf bei der durchführenden Airline, ein Status oder eine statusverleihende Kreditkarte sowie ein ausreichender Zeitpuffer am Flughafen machen das Leben leichter und sparen Nerven von Eltern, Baby und Mitreisenden am Flughafen und in der Luft.

In diesem Beitrag stellt Euch unser Gastautor Sebastian Tipps für die Buchung und das Prozedere am Flughafen und an Bord auf Kurz- und Mittelstrecken am Beispiel Lufthansa und Eurowings vor. Die Langstrecke am Beispiel von Singapore Airlines und Air New Zealand folgt in Kürze.

Eigener Sitzplatz – ja oder nein?

Eine der ersten Fragen, die sich beim Fliegen mit Baby für Euch stellt, ist ob man einen extra Sitzplatz bucht oder das Baby beziehungsweise Kleinkind unter 2 Jahren auf dem Schoss hält. Der einzige wirkliche Nachteil des eigenen Sitzplatzes sind die höheren Kosten, da ein eigener Sitzplatz für das Baby mit dem Kindertarif (entspricht in der Regel dem Tarif für Kinder im Alter von 2 bis 11 Jahren) in Rechnung gestellt wird. Je nach Airline und Strecke entspricht dies 75 bis 100 Prozent des Erwachsenentarifs bezogen auf den reinen Flugpreis. Auf Steuern und Gebühren wird keine Ermäßigung gewährt. Demgegenüber fliegt ein auf dem Schoss gehaltenes Baby auf Inlandsfügen z.B. bei Lufthansa kostenlos und bei Eurowings für eine Pauschale von 19 Euro. Auf internationalen Flügen sind es zum Beispiel bei Lufthansa 10 Prozent des Erwachsenentarifs (bezogen auf den Bruttopreis, also inklusive Steuern und Gebühren).  

Eine ganze Reihe Vorteile bringt Euch demgegenüber die Buchung eines eigenen Sitzplatzes. Grundsätzlich ist es allein schon aus Sicherheitsgründen empfehlenswert, einen eigenen Sitzplatz zu buchen, darauf die Babyschale oder den Kindersitz mit dem Zweipunktgurt zu befestigen und das Baby/Kleinkind anzuschnallen. Die Babyschale beziehungsweise der Kindersitz müssen dazu das TÜV Label „For use in aircraft“ tragen. Dazu kommt der große Komfortgewinn, da es auf der Kurz- und Mittelstrecke in der Regel kein Baby Bassinett (Kinderbett) gibt. Positive Ausnahmen kann es in Asien und Australien geben, wo Großraumflugzeuge auch auf kürzeren Strecken eingesetzt werden. Allerdings ist auch dann nicht garantiert, dass Ihr ein Bassinett zur Verfügung gestellt bekommt.

Hat das Baby seine eigene Schale, habt Ihr den Flug über freie Hände und könnt so problemlos essen, denn der Klapptisch lässt sich mit Baby auf dem Schoß natürlich auch nicht benutzen. Ganz egal ob mit oder ohne eigenen Sitzplatz: Mit Baby könnt Ihr keinen Platz in einer Reihe am Notausgang reservieren.

Die Buchung des eigenen Sitzplatzes – was Ihr beachten solltet

Eine Herausforderung ist, dass Ihr bei den meisten Airlines online keine eigenen Sitzplätze für Kinder unter 2 Jahren buchen könnt. Expedia bietet diese Auswahl zwar an, jedoch nicht immer in den günstigsten Tarifen. Es gibt im Wesentlichen drei Möglichkeiten:

1. Ihr bucht das Baby an der Hotline zu einer bestehenden Online-Buchung hinzu oder führt die Buchung für alle Reisenden telefonisch durch. Nachteil: Es können Servicegebühren entstehen und man profitiert zum Beispiel bei Eurowings nicht von den quasi-Statusvorteilen durch die Eurowings Kreditkarte Gold. Sowohl der Priority Check-in als auch die Security Fast Lane verfallen dann theoretisch.

2. Ihr gebt das Alter des Kindes bei der Online-Buchung mit über 2 Jahren an und lässt das Alter vor Reiseantritt telefonisch korrigieren. Bei Eurowings und Lufthansa hat das innereuropäisch problemlos und kostenlos funktioniert. Bei Reisen in Länder mit Einreiseformalitäten oder einem Visum ist davon allerdings dringend abzuraten.

3. Alternativ könnt Ihr natürlich auch den Flug in der Business Class buchen. In innereuropäischen Flügen habt Ihr dann einen weiteren freien Sitz in der Dreierreihe inklusive, den Ihr problemlos für die Babyschale verwenden könnt. Dies gilt natürlich nur, wenn in derselben Sitzreihe keine andere Person sitzt, die ein Anrecht auf einen freien Nebensitz hat. Ideal ist diese Lösung also für zwei Erwachsene und ein Baby, zumal teilweise zwei Business Class Sitze günstiger sind als drei Economy Sitze.

In jedem Fall empfiehlt es sich, dass Ihr vor Flugantritt die ausführende Airline anruft und das Modell der Babyschale oder des Kindersitzes (gegebenenfalls mit Typenbezeichnung) vom Call Center Mitarbeiter in der Buchung hinterlegen lasst. Bei Lufthansa und Eurowings geht das unkompliziert und kostenlos. Das spart nochmals Zeit beim Check-in, wo der Mitarbeiter dann wahrscheinlich keine weiteren Fragen zum Sitz stellen muss und direkt das „cabin approved“ Label anbringen kann.

Am Flughafen mit Baby – vom Check-in bis zum Boarding

Viele Flughäfen bieten Euch eigene Check-in Schalter für Familien. Im Falle des Fliegens mit Babyschale ist ein Besuch beim Check-in Schalter leider unvermeidlich, da der Mitarbeiter dort die Schale noch als für die Kabine genehmigt kennzeichnen muss. Ansonsten bietet Euch natürlich ein Status oder ein Ticket in einer höheren Beförderungsklasse die Möglichkeit, die langen Schlangen am Check-In mit einem eventuell schreienden Kind zu umgehen. Alternativ bietet sich bei Eurowings noch die goldene Kreditkarte an, mit der Ihr an 20 wichtigen deutschen und europäischen Flughäfen problemlos die Priority Lane bei Check-in und Sicherheitskontrolle nutzen könnt.

Ebenfalls am Check-in Schalter müsst Ihr überlegen, ob ein gegebenenfalls mitgeführter fahrbarer Kinderwagen oder Buggy als Gepäck aufgegeben oder bis zum Gate mitgenommen wird. Bei den meisten Airlines könnt Ihr nur eine Babyschale ODER einen Kindersitz als „Handgepäck“ kostenlos mitnehmen. Hat das Baby einen eigenen Sitzplatz, geht natürlich beides zusammen. Es ist auf jeden Fall empfehlenswert, den Kinderwagen oder Buggy bis zum Gate mitzunehmen und auch gegenüber dem Check-In Mitarbeiter darauf zu bestehen. So hat man die Hände frei, und das Baby kann bei längerer Wartezeit in gewohnter Umgebung sitzen oder sogar schlafen.

Vor der Sicherheitskontrolle gibt es an vielen Flughäfen extra Durchgänge für Familien mit Kinderwagen, da Ihr ansonsten nicht durch die üblichen engen Durchgänge an den Scannern für die Bordkarten kommt. Das spart Euch in der Regel bereits einiges an Wartezeit auch ohne Status. Bei der Sicherheitskontrolle selber werdet Ihr ein wenig länger brauchen als ohne Baby. Alle Handgriffe wie das zügige Zusammenklappen des Buggys, der auch auf das Band zum Durchleuchten gelegt werden muss, sollte man ruhig vorher nochmal üben. Dann behaltet Ihr auch dann einen kühlen Kopf, wenn es Euer Nachwuchs nicht tut. Eine weitere große Erleichterung bieten Euch viele Airlines beim Boarding, da Ihr mit Baby zuerst einsteigen dürft, oft sogar noch vor (den anderen) Business- und Statuskunden. Selbstverständlich ist dieser Vorteil aber nicht an allen Flughäfen. Es kann jedoch helfen, vor Beginn des Boarding die Bodenmitarbeiter freundlich darauf anzusprechen.

Bevor Ihr in der langen Warteschlange steht, solltet Ihr freundlich nach einem bevorzugten Boarding fragen.

Falls Ihr den Buggy vorteilhafterweise nicht als Gepäck aufgegeben habt, gebt Ihr ihn nun direkt vor der Flugzeugtür an einen Gepäckmitarbeiter ab. Am besten packt Ihr den Kinderwagen in einen dafür geeigneten Sack oder Beutel, da Ihr so Verschmutzungen oder Nässe durch Regen auf dem Vorfeld vermeiden könnt. Einen solchen Sack oder Beutel solltet Ihr insbesondere dann verwenden, wenn Ihr den Buggy nicht wieder direkt beim Aussteigen an der Flugzeugtüre, sondern beim Sperrgepäck zurückbekommt. Das ist zum Beispiel bei Eurowings meist der Fall, nicht aber bei Lufthansa, wo Ihr Kinderwagen normalerweise an der Flugzeugtüre erhaltet. 

An Bord mit Baby – alles am Platz

Da Ihr normalerweise mit Baby zuerst einsteigen könnt, habt Ihr die Aufmerksamkeit der Flugbegleiter, wenn Ihr Unterstützung benötigt. Falls Ihr eine Babyschale mitbringt, müsst Ihr selbst diese mit dem Zweipunktgurt befestigen, was aber kein Problem und selbsterklärend sein sollte, da es sogar noch einfacher als die Befestigung mittels Dreipunktgurt wie im Auto ist. Eine Isofix Basis lässt sich auf einem Flugzeugsitz natürlich nicht verwenden. Bei Schmalrumpfflugzeugen mit einer 3-3 Sitzanordnung müsst Ihr die Babyschale in der Regel am Fenster platzieren, um den Zugang zum Gang nicht zu blockieren. Das gilt auch in der Business Class, wo das „betreuende“ Elternteil auf dem sonst freien Mittelsitz sitzt, soweit Ihr als Eltern beide regulären Sitzplätze gebucht haben. Zu beachten ist dabei natürlich, dass Ihr keine Sitzreihen mit festverbauten Tischchen zwischen den Sitzen wählt.

Vor dem Start wird Euch dann ein loop belt ausgehändigt, wenn das Baby/Kleinkind keinen eigenen Sitzplatz hat. Damit wird das Baby am Sitzgurt des haltenden Erwachsenen gesichert. Auch wenn Ihr Euch für den eigenen Sitzplatz entschieden habt, ist es ratsam sich den loop belt geben zu lassen. So könnt Ihr Euer Baby sichern, wenn Ihr es mal aus dem Sitz nehmen und auf dem Schoß halten wollt (oder zur Beruhigung müsst?).  

Wenn sich der Kabinendruck zu Start und Landung ändert, spüren kleine Kinder mitunter mehr Schmerzen in den Ohren als Erwachsene. Saugen kann hierbei helfen, weshalb Ihr einen Schnuller oder ein Fläschchen bereithalten solltet. Stillen ist keine praktische Option, da das Baby ja zu Start und Landung angeschnallt sein muss. Apropos Fläschchen: Auf der Kurz- und Mittelstrecke halten Airlines in der Regel keine Babynahrung bereit. Man bekommt aber Wasser zum Zubereiten von Babynahrung und auch Gläschen können auf Nachfrage erwärmt werden. Eine Möglichkeit zum Sterilisieren von Fläschchen und Schnullern gibt es an Bord nicht, was aber bei einem kurzen Flug auch keine Probleme bereiten sollte. Auch Windeln wechseln stellt auf relativ kurzen Flügen sicher keine allzu häufige Herausforderung dar. Im Fall der Fälle gibt es aber auch auf Kurzstrecken mindestens eine Toilette, die mit einem herunterklappbaren Wickeltisch ausgestattet und an der Türe entsprechend gekennzeichnet ist. Fragt bei Bedarf einfach die Besatzung nach der nächstgelegenen Wickelmöglichkeit. 

Fliegen mit Baby auf der Kurz- und Mittelstrecke – Fazit

Das Fliegen mit Baby und Kleinkind ist zunächst mal eine ziemliche Umstellung. Wenn Ihr aber schon vor dem Baby Routine beim Fliegen hattet und mehr Zeit als früher vor dem Abflug und nach der Landung einplant, sollte das gemeinsame Flugabenteuer nicht zu viele Nerven kosten. Je entspannter Ihr seid, desto mehr wird das beruhigend auf Eure kleinen Begleiter wirken. Dabei bekommt Ihr von Flughafen- und Airline-Mitarbeitern meist ungefragt, spätestens aber bei freundlicher Nachfrage an vielen Stellen Unterstützung. Und schließlich: An Bord lässt das monotone Geräusch der Triebwerke viele Babys und Kleinkinder überraschend schnell einschlafen, sodass zumindest ein Teil der Reise auch für die Eltern erholsam wird. 

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