Für den Tourismus und die Reiseindustrie wird die Coronakrise wohl als eine der schlimmsten Krisen in die Geschichte eingehen. Schon jetzt, einige Wochen nach Beginn der Krise, sind die ersten Firmen insolvent und die Perspektive für die Zukunft sieht auch nicht gerade gut aus. Da bleibt die Frage: Was können wir nun aus der Krise lernen?
Der komplett ausbleibende Reiseverkehr sorgt bei uns nicht nur für Krisenstimmung, sondern stimmt auch nachdenklich, schließlich hat es eine solche Situation noch nie gegeben. Keiner ist unterwegs, alle verweilen zu Hause und für mich als Teil eines Reiseunternehmens beginnt das Nachdenken darüber, wie sich das Reisen verändern wird. Was werden wir als Reisende aus dieser Krise lernen und mitnehmen?
Reisen zu können ist ein Luxus
Immer wieder habe ich mich in den letzten Wochen dabei erwischt, wie ich mich an meine vergangenen Reisen erinnert habe. Ich hatte das große Glück relativ kurz vor der Coronakrise noch eine tolle Zeit auf der paradiesischen Insel Sansibar zu verbringen. Was vor wenigen Wochen noch als das normalste der Welt schien, ist nun unmöglich: In ein Flugzeug zu steigen und wenige Stunden später an einem komplett anderen Ort anzukommen.
Dabei kann ich mich sogar glücklich schätzen durch die vielen Tricks, die ich mit und durch reisetopia kennengelernt habe, einzigartige Reiserlebnisse gemacht haben zu dürfen. Sei es ein Flug in der Emirates First Class oder Aufenthalte in den exklusivsten Luxushotels der Welt – nicht nur zu reisen, sondern dann auch noch auf diese Art und Weise zu reisen ist ein Privileg, was mir ganz besonders in der aktuellen Zeit bewusst wird.
Wenn diese Krise endet und das Reisen wieder möglich wird, blicke ich wahrscheinlich mit einer anderen Wahrnehmung auf die Möglichkeiten, die uns offenstehen. Reisen bietet meiner Meinung nach einen sehr großen gesellschaftlichen und kulturellen Mehrwert und sollte daher auch seinen Teil im gesellschaftlichen Leben haben, trotzdem ist jedenfalls mir nach dieser Krise klar: Die Welt zu entdecken ist nichts Selbstverständliches. Gerade deshalb ist es in diesen Zeiten ohne Zweifel eine gute Übung sich daran zu erinnern, welches Glück wir haben, unsere Welt so frei entdecken zu können und dabei so viele einmalige Erlebnisse machen zu können.
Diese Erkenntnis bewusster mit auf die Reisen nach der Krise zu nehmen und sich darüber im Klaren zu sein, dass jede Reise etwas sehr Besonderes ist, ist für mich das erste Learning aus der Coronakrise.
Haben wir den Hochpunkt des Massentourismus hinter uns?
Eine Frage, die Experten in der Krise momentan regelmäßig diskutieren ist die nach strukturellen Veränderungen in der Reisebranche. Wird infolge der Krise der Massentourismus aussterben und das Reisen nur noch den gut Verdienenden möglich sein? Man könnte es meinen, wenn man davon ausgeht, dass Fliegen möglicherweise bald mit mehr Abstand einhergehen muss.
Allerdings denke ich, dass dies nicht so kommen wird, schließlich handelt es sich nur um einen temporären Effekt, der die Reisebranche belastet. Sobald das Virus wieder unter Kontrolle ist oder es einen Impfstoff gibt, wird das Reisen wahrscheinlich wieder so weitergehen und, wenn auch langsam, wieder zum Vorkrisenniveau zurückkehren. Das wird sicherlich ein paar Jahre dauern, aber der Massentourismus wird dadurch nicht verschwinden.
Hiervon sind auch die meisten Experten überzeugt, denn obwohl es Pleiten geben wird und viele Firmen der Reisebranche extrem unter der Krise leiden, ist die Nachfrage nach Reisen und auch günstigen Reisen ja unentwegt hoch. Sobald diese Nachfrage wieder bedient werden kann, wird die Konkurrenz verschiedener Anbieter das günstige Reisen und damit auch den Massentourismus wieder möglich machen.
Der Wert von flexiblen Buchungen wird steigen
Wer hätte vor der Coronakrise damit gerechnet, dass es überhaupt möglich ist, dass der gesamte weltweite Reiseverkehr komplett zum Erliegen kommt? Wahrscheinlich keiner, weshalb ich denke, dass wir in der Zukunft eine deutliche Veränderung hin zu mehr Sicherheit bei der Buchung von Reisen sehen werden.
Zehntausende Reisende mit bereits vorbezahlten Leistungen fanden sich in der Situation wieder, Ihrem Geld und einer Erstattung hinterherzulaufen, was sich zum Teil bis heute zeigt. Werden wir alle nur noch flexible Flugtickets buchen? Ich glaube kaum, auch weil der Aufpreis hier in der Regel so viel höher ist als bei einer kompletten Vorauszahlung. Bei Hotels sehe ich allerdings schon einige Veränderungen. Hier ist es oftmals nur ein geringer Aufpreis, der für die flexible Stornierung oder Umbuchung anfällt. Diese Flexibilität zu haben, wird für Reisende in der Zukunft wahrscheinlich deutlich wichtiger werden.
Wir selbst bieten bei reisetopia Hotels für alle Buchungen kostenfreie Umbuchung & Stornierung, was für unsere Kunden während der Krise eine Rettung war – selbst an Sonderdaten, wo Buchungen mit einer Vorauszahlung verbunden waren, wurde das Geld sofort erstattet. Bei aktuellen Buchungen merken wir auch hier noch stärker, welchen Wert dieser Vorteil für die Kunden hat.
Dazu passend wird es wahrscheinlich auch wichtiger werden, auf Reisen abgesichert zu sein. Reiseversicherungen spielen hier dann wahrscheinlich eine größere Rolle als noch vor der Krise. Wer beispielsweise über seine Amex Kreditkarte versichert ist, konnte sich während der Coronakrise über sehr kulante Regelungen freuen.
Der Anbieter der Reise wird deutlich bewusster gewählt werden
Das Buchen von ganzheitlichen Reise-Paketen und verschiedensten Reiseleistungen ist mittlerweile bei hunderten von Unternehmen möglich. Ob das, was man da bekommt, so gut ist und man sich auf die Anbieter verlassen kann, ist häufig unklar. In einer Situation wie der Coronakrise trennt sich hierbei die Spreu vom Weizen und es zeigen sich die schwarzen Schafe. In Zusammenhang mit nicht erstatteten oder umgebuchten Tickets und Reisen werden sich viele Verbraucher sicherlich bei den nächsten Reisen genau überlegen, wo sie etwas buchen.
Ein persönlicher Kontakt und Vertrauen gegenüber dem Anbieter wird wahrscheinlich wichtiger werden. Bei den Airlines, die aktuell zugegebenermaßen in einer schwierigen Lage sind, wird etwa in der Krise höchstwahrscheinlich eine Menge Vertrauen zerstört worden sein. Auf der anderen Seite des Spektrums gibt es Firmen wie Amex, die hier besonders positiv auffallen und sehr attraktive Kulanzangebote aussprechen.
Solche Maßnahmen werden sich bei den Kunden noch für Jahre im Kopf halten und so langfristig Entscheidungen beeinflussen. Online-Reisebüros, vor einigen schwarzen Schafen haben wir schon vor Jahren gewarnt, bilden hier häufig die Negativ-Beispiele. Teilweise ist wochenlang niemand erreichbar und wirklich helfen kann oder will vielfach ebenfalls niemand an der Hotline – die Regeln von oben sind dabei bei vielen Online-Reisebüros sehr klar und für Kunden nicht unbedingt erfreulich.
Nachhaltigeres Reisen wird in der Zukunft eine größere Rolle spielen
Durch den Stillstand der Gesellschaft erlebt der Planet momentan eine sagenhafte Pause zum Durchatmen. Klare, von Fischen befüllte Kanäle in Venedig, über 60 Prozent weniger Emissionen in der Luft über Europa und Sichtungen von wilden Tieren in Städten – all diese Beispiele zeigen, wie sehr die Umwelt davon profitiert, wenn der Mensch sich nicht dauerhaft bewegt.
Damit sollte bewusst werden, dass auch in Bezug auf das Thema Reisen die Nachhaltigkeit in der Zukunft eine größere Rolle spielen sollte. Die oben genannten Folgen sind direkt wohl nur anteilig auf Reisen zurückzuführen, andere Effekte spielen hier ebenso eine Rolle. Dennoch hat auch das Reisen maßgebliche Auswirkungen auf unsere Umwelt, weshalb dieser Aspekt in der Zukunft eine größere Rolle spielen könnte und wahrscheinlich auch sollte. Werden wir nun aufhören zu reisen? Wohl kaum und ich bin auch nicht der Meinung, dass wir das sollten. Bewegung und das Entdecken sind natürliche Bedürfnisse des Menschen, das wir auch weiterhin ausleben sollten. Allerdings sollte das Bewusstsein für die Umwelt und der Fokus darauf, dieser weniger zu schaden, größer werden. Gerade nach dieser Krise, die so eindrucksvoll zeigt, was es bewirkt, wenn wir eine “Pause einlegen”, wird nachhaltigeres Reisen deutlich wichtiger werden.
Ist luxuriöses Reisen zum günstigen Preis und das Einlösen von Meilen und Punkten für ein First Class Ticket ein Paradebeispiel für nachhaltiges Reisen? Nicht unbedingt, dennoch glauben wir, dass unsere Mission möglichst vielen Menschen einzigartige Reiseerlebnisse zu ermöglichen mit mehr Bewusstsein für die Umwelt vereinbart werden kann. Diese Vereinbarung versuchen wir durch verschiedene Entwicklungen, wie mehr Content zu Nachhaltigkeitsthemen, den CO2-Ausgleich von unseren Flügen und das Spenden von Einnahmen durch vermittelte Flugbuchungen, zu unterstützen. Für uns gilt auch in Zukunft: Lieber weniger einmalige und nachhaltige Reisen als viele günstige nur des Erlebnisses wegen.
Werden sich Geschäftsreisen verändern?
Seit der Coronakrise und dem daraus folgenden Gebot zu sozialer Distanzierung sind Millionen von Menschen nicht mehr im Büro, sondern arbeiten von zu Hause. Viele Journalisten und auch Experten prophezeien seitdem das Sterben der Geschäftsreisen. Gewissermaßen ist das ganze auch nachvollziehbar, schließlich arbeiten viel mehr Menschen von zu Hause und merken häufig, wie gut das funktioniert. Durch das Internet und zahlreiche Tools, die uns zur Verfügung stehen, sind viele Prozesse auch von zu Hause abbildbar.
Die große Frage ist nun, werden Firmen sehen, dass geschäftliche Reisen nicht mehr nötig sind, weil fast alles digital abbildbar ist? Es sprechen viele Dinge dafür, aber auch dagegen und wissen kann dies natürlich keiner. Ich selbst kann allerdings nur sagen, dass ich eher das Gegenteil glaube. Mir ist durch die Coronakrise weniger aufgefallen, dass man auch gut von zu Hause arbeiten kann – das wusste ich schon vorher. Viel eher wurde mir klar, wie sehr persönliche Kontakte im Alltag fehlen.
Nicht nur die persönlichen Gespräche, ein Plausch an der Kaffeemaschine oder einfach das gemeinsame Sitzen im Büro, sondern viel mehr auch die Effektivität von beispielsweise echten face-to-face Gesprächen gegenüber Videocalls. Für mich jedenfalls macht es einen deutlichen Unterschied, ob man sich wirklich persönlich sieht (gerade in größeren Gruppen) oder ob man per Video-Call verbunden ist. Auf die Frage, ob Geschäftsreisen deutlich weniger stattfinden werden als vor der Krise, würde ich als eher nein antworten. Viel stärker als das Argument, dass man nun gezwungenermaßen sieht wie gut Video-Calls funktionieren, sehe ich das Gegenargument, dass man gerade durch die vielen Video-Calls sieht, wie anders persönliche Gespräche sind.
Fazit zu Corona und den Folgen für Reisende
Wir alle freuen uns schon darauf, wenn man wieder in ein Flugzeug, die Bahn oder das Auto steigen kann um wieder die Welt zu entdecken. Trotzdem war es gerade in dieser Zeit des “Zwangsgroundings” interessant mir Gedanken darüberzumachen, was ich aus dieser Krise mitnehmen werde. Man kann sicherlich zu vielen der Gedanken sagen, dass diese auch vor der Krise schon galten, allerdings hat mir Corona die Möglichkeit gegeben so ausführlich darüber nachzudenken.