Schon vor der Eröffnung des BER am 31. Oktober 2020 durfte ich einen Blick hinter die Kulissen des neuen Hauptstadtflughafens erhaschen. Hier erfahrt Ihr genauere Informationen zum BER sowie meine ersten Eindrücke!
Der neue Hauptstadtflughafen BER befindet sich seit dem 5. September 2006 im Bau und liegt, wie der Flughafen Schönefeld, im Bezirk Schönefeld und somit außerhalb von Berlin, genauer gesagt im Bundesland Brandenburg. Nun wird dieser mit einer Verspätung von neun Jahren am kommenden Samstag, seine Pforten öffnen. Was Euch dort erwartet, erfahrt Ihr vorab schon mal bei uns.
Anreise zum BER mit vielen Möglichkeiten, jedoch langwierig
Die Anreise zum BER ist seit vergangenen Sonntag bereits mit der S-Bahn, Regionalbahn sowie dem Bus möglich. Trotzdem wählte ich bei meiner gestrigen Anreise das Auto, da die Fahrtzeit dorthin so lediglich 35 Minuten statt 1 Stunde 20 Minuten mit der Bahn betrug. Mit der Zeit wird es dann jedoch noch weitere Strecken zum neuen Flughafen geben, die schneller sein könnten, jedoch erst ab 2025 kommen sollen.
So gibt es unterhalb der Eingangshalle eine direkte Anbindung zu den Fernverkehrszügen, die zu Beginn jedoch nur wenige Verbindungen wie von Dessau nach Berlin oder von Rostock nach Berlin umfassen werden. Zudem gibt es eine Regionalbahn, die über Hauptbahnhof, Berlin-Gesundbrunnen und Berlin-Ostkreuz den BER verbindet und alle 30 Minuten zwischen 4 und 24 Uhr fährt. Die Fahrt soll ungefähr 30 Minuten andauern. Auch von Potsdam aus gibt es eine Anbindung geben, die alle 60 Minuten fährt.
Die Anreise zum BER ist nun aber auch mit der S-Bahn möglich, genauer gesagt mit der S9 (alle 20 Minuten zwischen 4 und 24 Uhr) sowie der S45 (alle 20 Minuten zwischen 5 und 24 Uhr). So wird sichergestellt, dass es sechs S-Bahnzüge pro Stunde gibt.
Eine direkte U-Bahn wird es zum BER nicht geben, jedoch soll es an die U7 (Spandau-Rudow), ähnlich wie in Tegel, einen Expressbus zu den Terminals 1,2 und 5 geben. Darüber hinaus werden auch noch viele weitere Buslinien zwischen dem Brandenburger Umland, Berlin und dem BER verkehren.
Gebäude wirkt von außen nicht groß, jedoch sehr modern
Mein erster Eindruck von außen war überraschenderweise positiv. Denn im Gegensatz zum SXF und TXL fällt einem hier direkt die Modernität und der nette Baustil des Gebäudes ins Auge. Im Parkhaus und vor dem Gebäude konnte man auch schon einige Menschen und Autos sehen. Dies liegt unter anderem daran, dass die Parkhäuser als Zubringer zum SXF fungieren und zum anderen, dass sich Arztpraxen sowie Firmen-Büros in die Gebäude um den Flughafen herum eingemietet haben. Natürlich gab es aber auch schon viele schaulustige Leute sowie einige Pressevertreter.
Insgesamt muss ich jedoch sagen, dass das Gebäude bereits von außen nicht allzu groß wirkt. Auch die Zufahrt zum Flughafen ist nicht vergleichbar mit Flughäfen wie Frankfurt oder München, ebenfalls sind noch einige Baustellen zu sehen.
Check-In in schlichtem braun mit roten Farbelementen gehalten
Die Eingangshalle erscheint im hellen Glanz mit Jura Sand Kalksteinplatten. Insgesamt fällt aber auch im “Inneren” direkt auf, dass das Flughafen-Gebäude kleiner ist als man es sich vorstellt.
Im Eingangsbereich erblickte man auch schon die ersten Läden. Rewe sowie Kamps hatte schon geöffnet, weitere kleine Läden für Brötchen to-go waren noch im Bau. Auch an einer Ausstellung über den Flughafen wurde noch gewerkelt.
Dass der BER nicht so große ist wie angedacht, bemerkte ich auch auf dem Weg zum Check-In, der sich auf der 1. Etage befindet. Dort führen zwei Treppen sowie eine Rolltreppe hin. Begleitet wird der Weg von einem roten „fliegenden Teppich“, der über einem hängt.
Beim Check-In angekommen wird man auch hier von modernem Design in Holz-Optik empfangen.
Insgesamt gibt es mehrere Check-In Bereiche, sowie einen eigenen für Business und First Class Passagiere – auch wenn es wohl nicht sonderlich viele First Class Abflüge am BER erst mal geben wird.
Die Monitore waren bereits im vollen Gange, und überall im ausgehängt – übersichtlich aber nicht spektakulär.
Insgesamt konnte man fünf Sicherheitskontrollbereiche, die alle mit Ganzkörper-Scannern ausgestattet sind, erblicken. Einen auf der linken Seite und einen auf der rechten Seite hinter den Check-Ins. Zudem direkt im Terminal 1, welches sich diagonal links befindet und eines direkt im Terminal 2, welches sich diagonal rechts befindet. Dieses wird jedoch vorerst geschlossen bleiben, da aufgrund der aktuellen Situation das Terminal 2 erst 2021 eröffnen soll. Die fünfte Sicherheitskontrolle ist die sogenannte „Fast Lane“, die nur für Statuskunden und Business-, sowie First Class Passagiere ist.
Auf den ersten Blick sahen alle Sicherheitsbereiche sehr organisiert und sinnvoll angeordnet aus, wie dies sich dann in der Realität bewährt, wird man jedoch noch sehen. Auffällig war zumindest, dass es bei den Sicherheitsbereichen nicht allzu viel Platz gibt, weswegen dies gerade im Hinblick auf Social Distancing und große Menschenmengen spannend wird.
Besonders angenehm empfand ich zudem, dass es die Möglichkeit gibt, den Check-In sowie Sicherheitsbereich von einer höheren Ebene zu überblicken.
Dort gab es bereits auch schon einen Starbucks sowie Toiletten, einen Raum der Stille und den Zugang zur Besucherterrasse.
Besucherterrasse großzügig gestaltet mit Blick aufs Vorfeld
Die Führung ging vom Check-In Bereich weiter zu der Besucherterrasse, von wo aus man den Großteil des Vorfelds überblicken kann. Warum ich diese gesondert erwähne, lässt sich an einer Besonderheit erklären. Denn auf dem Weg dorthin kann man nur über zwei gläserne Brücken gelangen, von denen aus man den sog. Marktplatz sowie die “Fressmeile” hinter der Security überblickt werden kann. Dieses Konstrukt ist einzigartig, da normale Besucher in der Regel keinen Einblick in diesen Bereich bekommen können.
So gibt es im Bereich hinter der Security und vor den Gates große Duty-Free Bereiche sowie viele verschiedene Läden, von Modemarken bis hin zu Restaurants. Ein paar konnten wir schon erblicken, hier wurde das Augenmerk auch auf regionale Produkte gelegt. Beim sogenannten Marktplatz werden Kunden Läden wie Esprit, relay, Lego, Ampelmann, Fraas oder Gant erwarten. Im Food Court warten zudem Läden wie Witty’s Currywurst, die Berliner Kaffeerösterei oder asiagourmet.
Doch auch die Terrasse an sich war ganz nett, realtiv groß und ein schöner Blick ins grüne Brandenburg.
Auch den Fernsehturm konnte man von Weitem erahnen. Aufgrund der Tatsache, dass nur vereinzelt Flugzeuge auf dem Vorfeld standen, war das noch nicht allzu spannend. Nach der Inbetriebnahme wird es mit Sicherheit ein netter Platz sein, um Flugzeuge beim Starten und Landen zu beobachten.
Vorerst starten alle Airlines vom Terminal 1, SXF fungiert als Terminal 5
Bei den Terminals an sich fiel auf, dass das Pier Nord und Süd identisch gespiegelt sind und auch die Ebenen Schengen sowie Non-Schengen gleich aufgebaut sind. Besonders oft betont wurde bei der Führung, dass der Flughafen so konzipiert wurde, dass ein schneller Umstieg von Nicht-Schengen zu Schengen gewährleistet werden kann. Zu Beginn des Baus wäre dies vor allem für Air Berlin besonders attraktiv gewesen. Inzwischen gibt es jedoch kaum mehr eine Airline, bei der dies aktuell einen Vorgang bringt. Beim Platzhirsch easyJet müssen bei interkontinentalen Flügen alle Gepäckstücke noch mal extra eingecheckt werden, weshalb dieser schnelle Umstieg hier in der Regel auch wenig nützt.
Besonders spannend ist natürlich auch noch der Punkt hinsichtlich der Verteilung der Airlines an den Terminals und nähere Informationen zu den Terminals selbst. Im Terminal 1 wird zum Beispiel easyJet abfliegen, die sich das Monopol in Berlin schon seit Längerem gesichert haben. Ursprünglich geplant war dieses jedoch für Air Berlin. Im Terminal 2, welches sich eben noch im Bau befindet, könnten dann Airlines wie beispielsweise Eurowings abfliegen. Vorerst wird aber auch diese Airline vom Terminal 1 starten.
Der Flughafen Schönefeld fungiert zudem als erweitertes Terminal 5, dieses kann dann per Bus erreicht werden. Airlines, die dort starten werden sind, beispielsweise Ryanair oder auch Condor. Eine genaue Aufteilung der Airlines am BER findet Ihr zudem in diesem separaten Artikel.
In naher Zukunft soll dann aber vermutlich auch noch ein drittes und viertes Terminal gebaut werden, ob SXF dann geschlossen werden könnte ist noch unklar. Der Flughafen Tegel (TXL) wird jedoch final nach der Eröffnung des BER, genauer gesagt am 8. November, schließen.
Genaue Eröffnung über Lounges noch unklar
Bei all den Informationen über Gates und Terminals, war für uns noch ein anderes Thema relevant: die Lounges. Auch wenn diese inzwischen fertiggestellt sind, war eine Besichtigung dieser nicht möglich. Vorab sei aber schon mal gesagt, dass es eine Lufthansa Lounge im Terminal 1 geben wird sowie zwei eigene Airport Lounges, namens Tegel und Tempelhof. Lounges von anderen Airlines sollen noch kommen, sind jedoch aktuell nicht in der konkreten Planung, sondern eher Zukunftsvision.
Bei Nachfragen nach der genauen Eröffnung dieser herrschte noch Unklarheit, denn man sei aktuell noch in Verhandlungen. Somit ist auch nicht klar, ob eine der Lounges eine Priority Pass Lounge wird. Diesbezüglich bleibt es also spannend!
Fazit zum ersten Eindruck des BER
Insgesamt habe ich einen tollen ersten Eindruck vom BER bekommen, jedoch wirkte die Organisation noch etwas chaotisch. Gerade das Design in Kombination mit einigen versteckten Kunstwerken machte in meinen Augen jedoch einiges her! Trotzdem hätte ich mir den Airport etwas größer vorgestellt, weshalb ich wirklich gespannt bin, wie sich der BER mit steigenden Passagierzahlen bei Normalisierung der Lage schlagen wird.