Komfortabler reisen in allen Kabinenklassen – das verspricht der Geschäftsführer von Recaro, Mark Hiller.
Fluggesellschaften wetteifern zunehmend um die herausragendsten Bordprodukte. Unter den vielen Sitzherstellern ist auch Recaro. Der Konzern aus Schwäbisch Hall will dabei mitmischen und den Fluggesellschaften zukünftig möglichst revolutionäre Bordprodukte verkaufen. In einem Interview mit der Wirtschaftswoche teilt der Geschäftsführer Mark Hiller seine Gedanken dazu mit.
Das Wichtigste in Kürze
- In einem Interview mit der Wirtschaftswoche stellt der Geschäftsführer von Recaro, Mark Hiller, Ideen für neue Produkte vor
- Dabei steht immer mehr die Bequemlichkeit beim Fliegen im Vordergrund
- Airlines konkurrieren untereinander um das beste Flugerlebnis, zunehmend im Bereich der Kabinenausstattung
Was ist noch möglich in den Premiumkabinen?
Aus Sicht von Geschäftsführer Mark Hiller ist klar, dass beim Wettbewerb zwischen den Airlines die Kabinenausstattung ein entscheidender Faktor ist. Deshalb versuchen Fluggesellschaften, sich genau in diesem Bereich von der Konkurrenz abzuheben. Der Sitzhersteller möchte hierzu auch seinen Beitrag leisten. Einige Vorstellungen dazu hat das Unternehmen. Diese betreffen überwiegend die Sitze in den Premium Reiseklassen, doch auch in der Economy Class wird es perspektivisch Verbesserungen geben. Künftig werden alle Business Class Sitze durch das Vorhandensein von verschließbaren Türen in kleine Suiten verwandelt. Ganz neu ist dieses Konzept allerdings nicht. Bereits viele Airlines haben ähnliche Produkte schon im Einsatz. So wären da beispielsweise die QSuite von Qatar Airways, von der bereits ein Nachfolgeprodukt vorgestellt wurde, oder The Room von All Nippon Airlines. Beide Produkte gelten laut Branchenkennern derzeit als Maßstab auf dem Markt.
Auch eine Sitzheizung und Kühlung soll zukünftig Standard bei Recaro sein, eine individuell einstellbare Beleuchtung und spezielle Duftnoten sind ebenfalls angedacht. In der neuen Allegris Business Class von Lufthansa sind Sitzheizung und Kühlung ebenso schon vorzufinden. In der Economy Class plant Recaro Verbesserungen, vor allem durch immer leichtere Sitze. Während die Sitze früher bis zu 18 Kilogramm wogen, liegt das Gewicht heute bei weniger als der Hälfte dessen. Leichtere Sitze sparen Treibstoff, denn ein Flugzeug mit 180 Plätzen verbraucht jährlich rund 200.000 Liter Kerosin weniger pro Kilogramm weniger Gewicht. Dadurch amortisierten sich die Kosten für neue Sitze in weniger als fünf Jahren. Nach Aussage von Mark Hiller seien weitere Gewichtseinsparungen kaum möglich, da das physikalische Limit nahezu erreicht ist.
Auf Fachmessen wie der Aircraft Interiors in Hamburg stellte Recaro bereits alternative Modelle mit einer Kopfstütze, die Passagiere individuell anpassen können, um die bequemste Schlafposition für ihren Nacken zu finden. In der nächsten Stufe geht es laut Hiller um die Adaptivität der Sitze in der Economy Class. Hierzu arbeitet Recaro an unterschiedlichen Lösungen, um für Passagiere mehr Platz zu schaffen durch die Variabilität der Arm- und Rückenlehnen. Die Umsetzung wird noch dauern, da die Sitze strengen Sicherheitsanforderungen entsprechen müssen. Es ist erforderlich, dass sie Unfälle mit dem 16-fachen der Erdbeschleunigung aushalten und ausreichend Fluchtwege bieten, damit Passagiere im Notfall in weniger als 90 Sekunden das Flugzeug verlassen können. Ein Beispiel, Economy Class Sitze in Doppelbetten zu verwandeln, gibt es bereits von dem chinesischen Flugzeugdienstleister Ameco.