Das Vorhaben der niederländischen Regierung, eine künftige Flugobergrenze einzuführen, ist seit gestern Geschichte.
Mittels Schiphol-Deckel wollte die niederländische Regierung ihre Anwohner und die Umwelt schützen. Die Kapazitätsobergrenze für Flüge hätte Lärm und CO₂-Ausstoß reduzieren sollen. Nach vehementer Kritik der Fluggesellschaften sowie dem Druck der US-Regierung und der Europäischen Union verabschiedete die niederländische Regierung gestern ihre Pläne. Die Luftfahrtindustrie kann aufatmen, doch für Umweltschützer und Anwohnergruppen zerplatzte eine Vision, wie reuters berichtet.
Aufatmen für Fluggesellschaften
Eine Flugobergrenze für den Flughafen Schiphol wird nicht eingeführt. Dies steht seit gestern fest. Ursprünglich war vorgesehen, in Amsterdam eine Maximalanzahl für jährliche Flugbewegungen einzuführen, indem diese auf etwa 450.000 Flüge oder 10 Prozent unter dem Niveau von 2019 beschränkt werden. Das Vorhaben hätte allen voran CO₂-Emissionen und Lärm reduzieren sollen. Sogar ein nächtliches Flugverbot stand im Raum, welches von Mitternacht bis sechs Uhr keine Starts und bis fünf Uhr keine Landungen zuließ. Die Regelung wurde jedenfalls nicht eingeführt. Auch Greenpeace äußerte sich hinsichtlich der nicht eingeführten Flugobergrenze:
Dies ist ein schwerer Rückschlag, aber die Zahl der Flüge muss gesenkt werden, um die Niederlande lebenswert zu machen und die Klimakrise zu bewältigen.
Greenpeace
Entsprechend laut war demgegenüber die Kritik der Fluggesellschaften. Es wurde sogar in Erwägung gezogen, die US-amerikanischen Airline jetBlue auszuschließen, die aktuell zwischen Schiphol und New York beziehungsweise Boston verkehrt. Daraufhin drohte die US-Regierung am 3. November 2023 mit Vergeltungsmaßnahmen, da diese Vorgehensweise gegen das Luftverkehrsabkommen zwischen den USA und der EU verstoße. Die stellvertretende US-Verkehrsministerin Polly Trottenberg betonte, dass das Ministerium keine Maßnahmen ergreifen werde, solange die Niederlande den Plan fallen lassen – was schlussendlich so geschah. Die Deckelung wurde gestern von der niederländischen Regierung verabschiedet. Infrastrukturminister Mark Harbers versicherte in einem Schreiben an das Parlament, dass sich das Kabinett weiterhin dafür einsetzen wird, das Gleichgewicht zwischen Schiphol und seiner Umgebung wiederherzustellen. Dass dieser Ansatz auch von einem neuen Kabinett, nach den Nationalwahlen am 22. November 2023, unterstützt wird, kann er jedoch nicht versprechen.
Mehrere Fluggesellschaften, darunter Air France-KLM, Delta und jetBlue haben sich in der Vergangenheit gegen die Obergrenze ausgesprochen. Dementsprechend erleichtert sind die Airlines nun. Air France-KLM und Delta verkündeten indessen, sich dennoch für einen leiseren und nachhaltigeren Flugbetrieb einzusetzen, auch wenn die Kapazitätsobergrenze aufgelöst wurde:
We have agreed to a number of announced measures, such as the cleaner, quieter and more economical plan, to accelerate the reduction of noise pollution. KLM shares the government’s environmental concerns and is fully committed to reducing its environmental footprint.
KLM Royal Dutch Airlines
Das SkyTeam-Mitglied setzt künftig auf den Einsatz nachhaltiger Flugzeugtreibstoffe (SAF). Schon bald werden KLM und Tochter Transavia ihren ersten leisen Airbus A320neo erhalten, dessen Lärm im Durchschnitt um 33 Prozent reduziert wird. Seit Anfang des Jahrtausends konnte KLM ihre Lärmemissionen bereits um 40 Prozent senken.
Fazit zum Beschluss der niederländischen Regierung
Klimaschutz oder Wirtschaft? Werden Entscheidungen nicht immer zwischen diesen beiden Parteien getroffen? Es ist nachvollziehbar, weshalb sich Fluggesellschaften gegen die Pläne der niederländischen Regierung aufstellten. Zeitgleich ist auch verständlich, aus welchen Überlegungen die Obergrenze beschlossen wurde. Ein Mittelmaß konnte indessen noch nicht erschlossen werden. Ich sehe in dieser Weise ungenütztes Potenzial für einen gemeinsamen Lösungsweg, denn am Ende des Tages sprechen sich Airlines schließlich auch für einen nachhaltigen Luftverkehr aus.