Die Fronten waren verhärtet, doch jetzt kommt wieder Bewegung in die Tarifverhandlungen zwischen der Lufthansa und der Pilotengewerkschaft.

Die Pilotengewerkschaft Cockpit (VC) hat von der Lufthansa mehrfach neue Tarifangebote gefordert, damit sich die Arbeitsbedingungen für rund 5.200 Piloten verbessern. Innerhalb der aktuellen Tarifverhandlungen wurde bereits zwei Mal von den Lufthansa-Piloten im vergangenen September gestreikt und Hunderte Flüge mussten ausfallen. Nun ist die Friedenspflicht knapp zwei Wochen verstrichen und nach einer Einigung sah es bislang nicht aus. Doch jetzt könnte der Stein langsam ins Rollen kommen, berichtet aero.

Keine Streiks für eine konstruktive Verhandlung

Bei der Lufthansa und der Vereinigung Cockpit e.V. verlängern sich die Tarifverhandlungen. Nach dem Auslaufen der Friedensverpflichtung am 30. Juni sind für diese Woche neue Gespräche über Gehälter und Arbeitsbedingungen für rund 5.200 Piloten im Lufthansa-Kernbereich geplant. Nachdem sich zuletzt eine Art Sackgassengefühl bei den verhandelnden Parteien ausgebreitet hatte, erlebe man nun “zum ersten Mal” in der aktuellen Tarifrunde “so etwas wie konstruktive Verhandlungen”, wie aus einem Rundschreiben der Konzerntarifkommission an die Piloten hervorgeht.

Lufthansa und VC sind sich über Kernthemen weiterhin nicht einig

Die Pilotengewerkschaft fordert im Vergütungstarifvertrag (VTV) eine Lohnerhöhung um 8,5 Prozent bei einer Laufzeit von einem Jahr. Darüber hinaus sollen verschiedene Regelungen zu Dienstzeit und Bereitschaft im Manteltarifvertrag (MTV) durchgesetzt und die Gehaltsstruktur vereinheitlicht werden. Die Vereinigung Cockpit will jedoch vorerst keine Urabstimmung über einen Streik anstreben und die “aufkommende Beweglichkeit” für eine “mögliche Annäherung” nutzen, heißt es. Die jüngsten Treffen seien jedoch weiterhin von „Struktur-Prinzipien, Sorgen und Bedenken“ geprägt gewesen, teilte der Tarifausschuss am Freitag mit:

Allerdings muss zum jetzigen Zeitpunkt festgehalten werden: Wir liegen im MTV und im VTV auseinander.

Rundschreiben der Konzerntarifkommission 

Lufthansa versucht unter anderem, die Gehaltsforderungen auf eine längere Tariflaufzeit zu strecken – ähnlich zu der Einigung zwischen Condor, VC und ver.di Ende Juni. Die 8,5-prozentige Erhöhung bei einer Laufzeit von 30 Monaten wurde von der Pilotengewerkschaft allerdings als unzureichend abgelehnt.

Flottenerweiterung wieder auf dem Tisch

Seit Jahren wehrt sich Cockpit gegen die Bestrebungen der Lufthansa, den Flugverkehr und damit Arbeitsplätze kostengünstig auszulagern. Vorstandsvorsitzender der Lufthansa, Carsten Spohr, hatte Anfang dieses Jahres zumindest seine Bereitschaft signalisiert, einige Konditionen der Perspektivvereinbarung von 2017 wieder in die Agenda aufzunehmen. Neben einer Tariferhöhung sah diese damals nämlich unter anderem eine Bereederung von mindestens 325 Flugzeugen durch Piloten des Konzerntarifvertrags vor. Diese Flugzeuge dürften folglich nur von Piloten bedient werden, die im Rahmen des VC-Tarifs beschäftigt sind. Gerade jetzt, wo der Kranich eine neue Tochtergesellschaft an die Startbahn bringen will, ist es für die Piloten umso wichtiger, weiterhin unter dem Kernkonzern zu operieren.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr zieht Flottenerweiterung wieder in Betracht

Lufthansa hat eine neue Tochtergesellschaft gegründet, die schon bald kurze und mittlere Zubringerflüge zum Drehkreuz München übernehmen könnte. Die neue Lufthansa-Tochter mit dem Namen “City Airlines” hat ihre Luftverkehrsbetreiberzeugnis AOC bereits erhalten und soll schon bald mit dem ersten Airbus A319 den Flugbetrieb aufnehmen. 

Fazit zu der Aussicht auf Einigung bei der Lufthansa und VC

Die Verhandlungen zwischen Lufthansa und der Vereinigung Cockpit e.V. über bessere Arbeitsbedingungen und höhere Gehälter verlaufen weiterhin stockend. Die jüngsten Tarifangebote der Lufthansa wurden von der Gewerkschaft als unzureichend abgelehnt. Obwohl die Verhandlungen nun konstruktiver verliefen als zuvor, gibt es nach wie vor große Differenzen bei zentralen Streitthemen. Auch die Grundsatzfrage über die Größe der Kerngesellschaft und die Auslagerung von Verkehrsleistungen auf kostengünstigere Flugbetriebe ist noch nicht vom Tisch. Dass es zu einer zeitnahen Einigung kommt, ist also äußerst fraglich. Doch bei dem Kranich könnten bald auch von anderer Seite Konflikte mit Streikpotenzial eskalieren, denn eine weitere Gewerkschaft hat mit Arbeitskampfmaßnahmen gegenüber der Lufthansa gedroht. Am Flughafen Frankfurt tritt die Technik Gewerkschaft Luftfahrt in eine Urabstimmung über Streiks, um bessere Tarifkonditionen mit der Lufthansa auszuhandeln.

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Autor

Unstillbare Abenteuerlust und chronisches Fernweh treiben Anja seit jeher raus in die weite Welt. Die Berlinerin nennt jeden Ort, an dem sie mehr als zwei Tage verbringt, ihr temporäres Zuhause und ist am glücklichsten, wenn ihr Tag nur aus neuen Wegen besteht.

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