Gegen einen weiteren Chaos-Sommer: Der Chef von Lufthansa Airlines will mit 50 Maßnahmen für einen reibungslosen Flugbetrieb sorgen. Ob das klappt?
Der CEO von Lufthansa Airlines, Jens Ritter, hat betont, dass es Fortschritte in Bezug auf die Pünktlichkeit gibt, jedoch noch Raum für Verbesserungen besteht. Mit der Einführung von 50 Maßnahmen strebt das Unternehmen nun eine weitere Steigerung der Pünktlichkeitswerte an. Ritter gibt sich zuversichtlich und betont, dass Lufthansa „deutlich zuverlässiger, stabiler und pünktlicher“ als im Vorjahr fliegt, berichtet aeroTELEGRAPH.
Neue Maßnahmen für mehr Pünktlichkeit
Da das Unternehmen noch nicht vollständig mit der eigenen Pünktlichkeit zufrieden ist, arbeitet es aktuell eng mit den Partnern im Luftverkehrssystem zusammen, um Verbesserungen zu erzielen, betont Ritter. Insgesamt will die Lufthansa laut eigenen Angaben 50 Maßnahmen umsetzen, um einen Chaos-Sommer wie 2022 zu vermeiden.
Um den Betrieb reibungsloser zu gestalten, hat die Lufthansa innerhalb der Rekrutierungskampagne “fly big” schon über 1.000 neue Mitarbeiter eingestellt und diverse Prozesse optimiert. An den beiden Drehkreuzen Frankfurt und München ermöglichen zudem die neuen Scanner bei der Passagier- und Handgepäckkontrolle bereits eine schnellere Abfertigung. In München nutzen mittlerweile etwa 90 Prozent der Passagiere den Self-Check-in, was Personal freisetzt, das am Flugsteig eingesetzt werden kann.
Besonderes Augenmerk werde auch darauf gelegt, dass der erste Flug am Tag pünktlich starte, so Ritter, um dem Verspätungsdominoeffekt im weiteren Verlauf des Tages vorzubeugen. Der CEO räumt selbst ein, dass diese Maßnahme banal klinge, er stütze seine Aussagen jedoch auf eine Analyse von Anschlussverspätungen. Des Weiteren soll ein neues “Kombi-Boarding” etabliert werden, um die Boarding- und Ausstiegszeiten zu verkürzen:
Wir haben hier in Frankfurt mehrere Gates so umgebaut, dass unsere Gäste über zwei Treppen ein- und aussteigen können.
Jens Ritter, Chief Executive Officer von Lufthansa Airlines
Wer einen Platz weiter hinten in der Maschine habe, müsse nun nicht mehr durch die gesamte Kabine, um das Flugzeug zu besteigen oder zu verlassen. So könne die Wartezeiten verringert werden und Abflüge pünktlicher erfolgen. Die Maßnahme beschleunige den Vorgang enorm, laut Ritter.
Die Airline hat auch ihre App überarbeitet. Eine der neuen Funktionen ist die Anzeige von Wartezeiten an der Sicherheitskontrolle, was es Reisenden ermöglicht, ihren Flughafenaufenthalt besser zu planen, um rechtzeitig am Gate zu sein. Zusätzlich kündigte Ritter an, dass in den nächsten Monaten weitere Updates geplant sind.
Außerdem stehen weitere Ersatzmaschinen und Reservecrews zur Verfügung, die im Notfall eingesetzt werden können. Derzeit werden nur etwa 80 Prozent der Kapazität von vor der Krise angeboten, doch der Wert soll im Sommer noch auf 85 Prozent gesteigert werden, stellt Ritter in Aussicht.
Stabilerer Sommer als im Vorjahr
Entgegen der ursprünglichen Aussicht auf eine Normalisierung des Flugbetriebs in 2023 hat Deutschlands größte Fluggesellschaft für diesen Sommer erneut tausende Flüge gestrichen, um gemeinsam mit Flughäfen, Flugsicherung und Abfertigern einen stabilen Betrieb zu gewährleisten. Laut Angaben des Unternehmens tragen die Annullierungen und zusätzliche Maßnahmen bereits Früchte und die Lufthansa verzeichnet in diesem Sommer einen deutlich stabileren und pünktlicheren Flugbetrieb im Vergleich zum Vorjahr. Laut Airliners erklärte Lufthansa Airlines-Chef Jens Ritter am Dienstagabend in Frankfurt:
Wir wollen einen Sommer mit sehr viel zufriedeneren Gästen und mehr Stabilität als im letzten Jahr.
Jens Ritter, Chief Executive Officer von Lufthansa Airlines
Das Unternehmen habe kürzlich einen Härtetest mit widrigen Wetterbedingungen, einer gesperrten Landebahn und über 390.000 Passagieren an den Drehkreuzen Frankfurt und München während des Pfingstwochenendes erfolgreich bestanden. Auch die geringen Auswirkungen des Nato-Manövers “Air Defender” im Juni hätten gezeigt, dass die enge Zusammenarbeit mit den Partnern im Luftverkehr aktuell gut funktioniere, so Ritter.
Fazit zu den Maßnahmen für mehr Pünktlichkeit bei der Lufthansa
Die Lufthansa hat im Vergleich zum Vorjahr bereits Fortschritte im Flugbetrieb erzielt. Dennoch arbeitet das Unternehmen weiterhin an der Verbesserung der Pünktlichkeit. Mit 50 Maßnahmen und einer engen Zusammenarbeit mit Partnern im Luftverkehrssystem strebt die Fluggesellschaft an, ihren Gästen einen Sommer mit mehr Stabilität und Zufriedenheit bieten zu können. Ob Maßnahmen wie eine zusätzliche Treppe für das Boarding wirklich im notwendigen Ausmaß den gewünschten Effekt erzielen werden, ist meines Erachtens fraglich, jedoch zumindest ein Ansatz. Jetzt bleibt noch abzuwarten, ob die Tarifverhandlungen mit den Lufthansa-Piloten in nächster Zeit Früchte tragen werden. Da die Friedenspflicht mit dem 30. Juni verstrichen ist und Lufthansa und die Pilotengewerkschaft Cockpit weiterhin verhandeln, könnte der Flugbetrieb zeitnah auch wieder durch Streiks beeinträchtigt werden.