Lufthansa verkündet öffentlich Reue bezüglich der jüngsten Sparmaßnahmen und hofft, Kapitäne und Kapitäninnen trotzdem halten zu können.
Die deutsche Airline Lufthansa steckt noch immer in der Krise. Das Bodenpersonal ist knapp, die Kunden sind wegen chaotischen Zuständen an den Flughäfen unzufrieden und eine Besserung ist erst in frühestens einem Monat in Sicht. Jetzt gehen der Airline auch noch die Piloten und Pilotinnen aus – wegen einer Vereinbarung, die gegen Ende 2021 in Hinblick auf die anhaltende Corona-Krise geschlossen wurde. Carsten Spohr hofft darauf, einige von ihnen zum Bleiben bewegen zu können, so aero.de.
380 Piloten und Pilotinnen verlassen die Fluggesellschaft im Zuge eines Freiwilligenprogramms
Weil Lufthansa nicht damit rechnete, dass sich die Reisebranche in naher Zukunft wieder stark erholt, griff sie zu Maßnahmen, die Unternehmenschef Spohr nun offenkundig bereut. Piloten, die das 55. Lebensjahr erreicht haben, wurden ermuntert, früher aus dem Berufsleben auszusteigen – gegen eine ansehnliche Prämie natürlich. Auf dieses Angebot sind ganze 380 Beschäftigte eingegangen. Doch jetzt, da der Flugbetrieb wieder an Fahrt aufnimmt, bräuchte die Airline genau dieses Personal dringend.
Ich hoffe, dass die einer anruft, und sie teilweise zurückkommen.
Carsten Spohr, Lufthansa-Chef
Der Lufthansa-Chef bedauert die Entscheidung, ein solches Programm entwickelt zu haben. Die Einschätzungen wären falsch gewesen, so Spohr. Er hoffe, dass einige sich dazu entschließen, auch trotz der Vereinbarung länger zu bleiben und auf das Angebot zu verzichten.
Spohr: Kündigung der Perspektivvereinbarung war ein Fehler
Auch in Sachen der kürzlich ausgelaufenen Perspektivvereinbarung rudert Spohr zurück. Die im März 2017 entstandene Vereinbarung sicherte Lufthansa vor Streiks im Cockpit. Ebendiese Vereinbarung wurde 2021 gekündigt – die Corona-Krise lasse keine weiteren Zugeständnisse für die Piloten und Pilotinnen zu, so die Begründung des Unternehmens.
Seit 01. Juli 2022 gilt die Perspektivvereinbarung nicht mehr, was im Gegenzug bedeutet: gerade jetzt, in dem schon seit Wochen chaotischen Sommerbetrieb, können Kapitäne und Kapitäninnen wieder streiken. Doch das Unternehmen reagiert. Nun, da die Nachfrage an Flugreisen wieder fast auf das Niveau von vor 2019 gestiegen ist, will sich Lufthansa mit Mitgliedern der Piloten- und Pilotinnengewerkschaft zusammensetzen und neu verhandeln.
Fazit zum Bedauern von Lufthansa
Lufthansa hat im Moment große Probleme beim Personal. Jetzt besteht auch noch die Gefahr, dass wertvolle Piloten und Pilotinnen auf Dauer aufhören – und dass die restlichen streiken. Um aus der Situation halbwegs unversehrt wieder herauszukommen, rudert Lufthansa-Chef zurück, zeigt sich offen und gesprächsbereit. Ob die Piloten und Pilotinnen ebenfalls bereit sind, auf das Unternehmen zuzugehen, ist in Anbetracht der Streits der letzten Monate fraglich.