Mehr Gehalt und bessere Arbeitsbedingungen – Lufthansa und die Pilotengewerkschaft finden eine Konklusion. Doch angenommen ist das neue Tarifangebot damit noch nicht.
Die Pilotengewerkschaft Cockpit (VC) hat von der Lufthansa mehrfach neue Tarifangebote gefordert, damit sich die Arbeitsbedingungen für die rund 5.200 Stammpiloten verbessern. Innerhalb der aktuellen Tarifverhandlungen wurde bereits zwei Mal von den Lufthansa-Piloten im vergangenen September gestreikt und Hunderte Flüge wurden gestrichen. Nun ist die Friedenspflicht seit gut einem Monat verstrichen und eine Einigung ließ weiter auf sich warten. Doch jetzt liegt ein konkretes Angebot auf dem Tisch und die Piloten selbst sollen entscheiden, ob es ausreicht, berichtet aero.
Ein Ergebnis ohne Abschluss
Die Verhandlungen zwischen Lufthansa und der Vereinigung Cockpit e.V. verliefen lange Zeit stockend. Die jüngsten Tarifangebote der Lufthansa wurden von der Gewerkschaft als unzureichend abgelehnt. Große Differenzen bei zentralen Streitthemen bezüglich der Vergütungsstruktur und der Arbeitsbedingungen im Manteltarifvertrag (MTV) ließen eine zeitnahe Einigung unwahrscheinlich erscheinen. Auch die Grundsatzfrage über die Größe der Kerngesellschaft und die Auslagerung von Verkehrsleistungen auf kostengünstigere Flugbetriebe stand einem Abschluss lange im Weg.
Doch jetzt liegt der Gewerkschaft scheinbar ein Angebot vor, das den monatelangen Tarifstreit beenden könnte. In einer Mitgliederbenachrichtigung, die dem Fachportal aero vorlag, heißt es von Cockpit:
Wir haben ein Ergebnis, keinen Abschluss. […] Normalerweise stimmt die Tarifkommission über ein solches Ergebnis ab und stimmt diesem zu oder lehnt es ab. Wir haben das Paket weder angenommen noch abgelehnt.
Mitgliederinformation Vereinigung Cockpit e.V.
Es liegt in der Hand der Piloten
Obwohl das Rundschreiben nur wenig spezifische Informationen zu dem neuen Angebot preisgibt, wird betont, dass das Paket einen ausreichenden “Konkretisierungszustand” erreicht hat. Die Vereinigung Cockpit plant, die Inhalte des Pakets durch “Rundschreiben, Meetings und Podcasts” für ihre Mitglieder transparent aufzubereiten, denn über die Annahme oder Ablehnung sollen die Piloten selbst abstimmen.
Laut aero sieht der vorliegende Entwurf für die neuen Vergütungs- und Manteltarifverträge unter anderem eine Gehaltserhöhung von 7,5 Prozent ab dem Jahr 2024 vor – ein Prozent weniger, als die Gewerkschaft zuletzt gefordert hat. Zusätzlich ist eine einmalige steuerfreie Inflationsprämie in Höhe von 3.000 Euro geplant. Auch Verbesserungen an der Dienststruktur sollen Teil des Abkommens sein. Über die heiß diskutierte Laufzeit des neuen Tarifangebots ist bislang noch nichts bekannt.
Der Durchbruch in den Verhandlungen wurde nach intensiven Gesprächen erzielt, die über das Ende der Friedenspflicht am 30. Juni hinausgingen. Das entscheidende Treffen, bei dem der Kompromiss gefunden wurde, fand in einem “Spitzengespräch beim Konzernvorstand” statt. Zuvor hatten die Gewerkschaftsvertreter Druck durch “ein letztes Angebot für eine Gesamteinigung” aufgebaut, was schließlich zu einer Einigung führte. Doch diese Einigung muss noch nicht bedeuten, dass Streiks bereits vom Tisch sind. Sollten die Piloten in der Abstimmung das Angebot erneut als unzureichend einstufen und das Ergebnis kippen, sind auch wieder Warnstreiks noch in diesem Sommer möglich.
Fazit zur Einigung zwischen Lufthansa und der Pilotengewerkschaft
Ein entscheidender Schritt in den Tarifverhandlungen zwischen Lufthansa und der Vereinigung Cockpit e.V. wurde erreicht. Auf Vorstandsebene konnte eine Einigung erzielt werden, mit der beide Parteien d’accord sind. Dennoch handelt es sich bislang um ein Ergebnis ohne Abschluss. Nicht die Tarifkommission und der VC-Vorstand werden über die Annahme des Angebots abstimmen, sondern die Lufthansa-Piloten selbst. Vorerst kann also noch keine Streikentwarnung ausgesprochen werden, allerdings stehen die Verhandlungen jetzt an einem deutlich aussichtsreicheren Scheidepunkt.