Der deutsche Ferienflieger Condor verklagt die polnische Luftfahrt-Holding PGL – Mutter der Staatsairline LOT – auf eine zweistellige Millionensumme. Hintergrund ist die gescheiterte Übernahme vor wenigen Monaten.

Die letzten 15 Monate von Condor hätte schwerlich verrückter verlaufen können. Nach der Pleite des Mutterkonzerns Tomas Cook, stand Condor zwischenzeitlich kurz vor der Insolvenz. Nach einem Bieterkampf setzte sich dann allerdings überraschend die polnische LOT-Mutter PGL als Käufer der deutschen Airline durch und wollte mit ihr sogar expandieren. Dann allerdings kam die Krise rund um das Coronavirus, wodurch sich die Situation komplett geändert hat. PGL wollte, unter anderem wegen fehlender Zukunftsaussichten aber auch wegen eines schweren Stands für eine solche Übernahme für ein Staatsunternehmen in Polen, auf einmal doch nicht mehr kaufen. Nach einigen Verhandlungen zog sich PGL schlussendlich als Käufer zurück. Das dürfte nun Folgen haben, denn Condor hat die polnische Holding auf 56 Millionen Euro Schadensersatz verklagt, wie unter anderem aero.de berichtet.

Condor sieht Anspruch auf Schadensersatz von PGL

Schon als verkündet wurde, dass der Deal zwischen Condor und PGL geplatzt ist, wurde über möglichen Schadensersatz für Condor debattiert. Zu diesem Zeitpunkt wollte die polnische Holding davon nichts wissen, Condor gab an, entsprechende Ansprüche zu prüfen. Mittlerweile hat die Condor diese Prüfung scheinbar abgeschlossen und sieht rechtlich einen relevanten Schadensanspruch. Zwar wollte sich Condor auf Anfrage bislang noch nicht zum Thema äußern, polnische Medien berichten allerdings von einer Forderung in Höhe von 56 Millionen Euro – das entspricht etwas weniger als 10 Prozent des zwischenzeitlich kolportierten Kaufpreises. Worauf sich die Ansprüche genau begründen, ist bislang nicht bekannt. Vermeintlich wird der Vorvertrag zwischen LOT und Condor aus dem Januar 2020 allerdings entsprechende Passagen enthalten, die Strafzahlungen bei einem nachträglichen Rückzieher vorsehen.

Condor hat es derweil geschafft, sich mithilfe eines sogenannten Schutzschirmverfahrens selbstständig zu sanieren und dürfte Ende des Monats oder spätestens im Dezember diesen Schutzschirm verlassen, wie wir zuvor berichtet hatten. Danach dürfte die Airline sich mit Krediten der KfW über die schweren Monate im Winter hangeln und dann im Sommer wieder auf Angriffsmodus stellen. Klar ist auch, dass mittelfristig geplant ist, dass die Condor wieder auf Investorensuche geht. Nach der Krise dürfte dies allerdings deutlich schwieriger sein, als noch im Januar. Die Aussichten in der Branche haben sich deutlich verdunkelt, sodass ein ähnlicher Kaufpreis wie noch Anfang des Jahres wenig wahrscheinlich scheint. Fraglich ist deshalb auch, ob die staatlichen Hilfen für LOT – mehr als 350 Millionen Euro – je wieder komplett zurückgezahlt werden.

LOT-Mutter PGL lehnt Forderungen auf Schadensersatz ab

Der Schadensersatz in Millionenhöhe wäre für LOT entsprechend ein relevanter finanzieller Zuschuss, der bei der Sanierung helfen könnte – besonders in den harten Wintermonaten. Allerdings dürfte bis zu einer möglichen Zahlung noch viel Zeit vergehen, denn wie polnische Medien berichten, lehnt die Mutter der polnischen Airline LOT eine Schadensersatzzahlung aktuell kategorisch ab. Gleichzeitig darf man davon ausgehen, dass Condor die rechtliche Situation geprüft hat, ehe die Airline die entsprechende Forderung gestellt hat. Wahrscheinlich ist deshalb, dass beide Seiten mittelfristig eine Einigung finden werden sollte. Die Gesamtsumme des Schadensersatz wird damit vermutlich noch etwas geringer ausfallen, allerdings dürfte es auch mit Blick auf die politische Komponente – die PGL ist ein staatliches Unternehmen – eine Einigung geben, welche die Situation befriedet.

Fazit zur Schadensersatzforderung von Condor

Condor möchte den geplatzten Deal nicht auf sich sitzen lassen und fordert von der PGL eine relevante Millionensumme als Schadensersatz. Mit Blick darauf, dass ein vergleichbarer Deal wie Anfang des Jahres wohl nie wieder möglich sein dürfte und auch viele Steuergelder im Spiel sind, scheint eine Einigung zwischen der deutschen Airline und der polnischen Holding wahrscheinlich. Für den Moment allerdings sieht die Mutter von LOT bislang keinen Grund, die Ansprüche der deutschen Airline zu akzeptieren – man kann entsprechend gespannt sein, wie sich die Situation weiterentwickelt.

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Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels auf der ganzen Welt. Mittlerweile konnte er über 500 verschiedene Hotels testen und dabei mehr als 100 Städte auf allen Kontinenten kennenlernen. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen besonderen Erlebnissen teilhaben!

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