Der Flugzeughersteller Boeing steht seit Monaten in der Kritik – jetzt soll eine Umfrage unter den Mitarbeitern des Konzerns helfen.
Boeing ist in den letzten Monaten immer wieder in die Schlagzeilen geraten. So kritisierte erst kürzlich der Boeing-Ingenieur Sam Salehpour die fahrlässige Produktionsweise des Flugzeugherstellers beim Dreamliner. Der US-Senat forderte daraufhin bereits eine Verbesserung der Sicherheitskultur bei Boeing. Nun hat der Flugzeughersteller Mitarbeiter in einer internen Umfrage nach Verbesserungsvorschlägen gefragt, wie aero.de berichtet.
Das Wichtigste in Kürze
- Boeing befragte über 70.000 Mitarbeiter, wie die Qualität in der Produktion verbessert werden kann
- Die besten Ideen sollen nun priorisiert umgesetzt werden
- Auch Carsten Spohr, der CEO von Lufthansa, hat einen Vorschlag zur Qualitätssicherung an Boeing gerichtet
Die besten Ideen werden priorisiert
In einer aktuellen Initiative hat Boeing eine umfassende Befragung von mehr als 70.000 Mitarbeitern durchgeführt, um Ideen zur Verbesserung der Produktionsqualität zu sammeln. Das Ergebnis waren mehr als 30.000 Vorschläge. Das Unternehmen will nun diese Fülle an Ideen prüfen und die besten Konzepte prioritär umsetzen. Die Befragung erfolgte vor dem Hintergrund zunehmender Aufsichtsmaßnahmen seitens der US-Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration (FAA), insbesondere nach dem Alaska Airlines Vorfall im Januar, bei dem ein Rumpfteil bei einer 737 MAX 9 herausgebrochen war. Die FAA hat daraufhin eine detaillierte Überprüfung der Produktionsstandards von Boeing eingeleitet. Schon vor einigen Jahren ereigneten sich zwei schwere Unfälle bei Boeing. Eine Boeing 737 Max von Ethiopian Airlines stürzte ab, alle Insassen kamen dabei ums Leben. Im Oktober 2018 stürzte ebenfalls eine Boeing 737-MAX von Lion-Air vor der indonesischen Insel Java ab. Auch hier überlebte niemand.
Die FAA hat nach dem Alaska Airlines Vorfall umfangreiche Audits durchgeführt und dabei mehrere Defizite festgestellt. Als vorläufige Maßnahme hat die Behörde Boeing die Erhöhung der Produktion der 737 MAX über 38 Flugzeuge pro Monat hinaus untersagt. Gleichzeitig sieht sich Boeing mit Vorwürfen von Whistleblowern konfrontiert, die Qualitätsmängel in der Produktion der 787-Flugzeuge behaupten. Die interne Berichtskultur bei Boeing wurde durch den Alaska Airlines Vorfall ebenfalls angeregt. Laut David Calhoun, dem Boeing-Chef, stiegen die Wortmeldungen von Boeing-Mitarbeitern um 500 Prozent an.
Auch Carsten Spohr, der CEO von Lufthansa, hat einen Vorschlag zur Qualitätssicherung an Boeing gerichtet. Er betonte die Bedeutung, dass das Topmanagement von Boeing enger an der Produktion in Seattle sitzen sollte. Derzeit befindet sich die Konzernzentrale von Boeing in Arlington, nahe Washington D.C., an der US-Ostküste.