Die Flughafen-Lounges der Lufthansa werden immer wieder kritisiert. In Vielfliegerkreisen mag das zum guten Ton gehören, doch nachvollziehbar ist es eigentlich nicht. Warum das so ist, zeige ich Euch in dieser Kolumne!

Schreibt ein Autor auf reisetopia über eine Lufthansa Lounge oder geht es auch nur im Entferntesten um die Airline, kann man fest mit einem negativen Kommentar zu eben jenen rechnen. Das zeigt sich noch stärker in verschiedenen Foren oder Facebook-Gruppen, die sich mit dem Thema beschäftigen oder sogar primär Vielfliegern vorbehalten sind. Doch wo kommt diese negative Haltung eigentlich her? Ist es der Blick in die Vergangenheit, in der alles besser war oder gehen einfach die Erwartungen von Kunden und Airline auseinander? In diesem Artikel möchte ich einige Punkte ansprechen und eine Lanze mit der Airline brechen, die ich schon so oft kritisiert habe.

Schweben in einer ganz eigenen Welt

Die Welt der Flughafen-Lounges ist zumindest in Europa noch immer eine Art eigene Welt. Wenn ich mit Freunden über Lounges spreche, dann gibt es ein gewisses Level an Unglaube über solche Angebote am Flughafen. Nehme ich dann mal jemanden mit, ist die Faszination groß. Die Lounge kann noch so durchschnittlich sein – viele Priority Pass Lounges lassen hier grüßen – das Feedback ist oft überragend. Nun ist das bei neuen Dingen nicht unbedingt überraschend, aber am Flughafen mit Blick auf das Rollfeld kostenlos einen Drink zu genießen und einen Snack zu sich zu nehmen, ist für manchen nicht nur beim ersten Mal ein tolles Erlebnis.

Flughafen Lounges sind eine ganz eigene Welt

Selbstredend wirkt die Kritik vieler Vielflieger am Angebot der Lounges da schnell abgehoben, denn ob es nun ein etwas besserer Gin sein soll oder neben dem Rührei auch noch glasierte Tomaten bereitstehen müssten – die Kritik klingt oft nach Problemen der ersten Welt. Diese Kolumne soll aber keineswegs in diese Kerbe schlagen, denn Vielflieger oder Business Class Passagiere sowie teils auch deren Arbeitgeber zahlen für das Privileg mindestens über Zeit viel Geld und bringen der jeweiligen Airline im Normalfall im Schnitt höhere Durchschnittserträge und auch in der Gesamtheit mehr Geld als reguläre Passagiere. Dass sich hieraus eine gewisse Erwartungshaltung ergibt, ist nur verständlich – genauso wie sie es ist, wenn man ein teures Auto kauft, in einem hoch angepriesenen Supermarkt einkaufen geht oder ein besseres Hotel bucht.

Die ganze Welt dreht sich um das Buffet

Doch das heißt noch nicht, dass ein Privileg dazu bemächtigen sollte, sich immer nur zu beschweren. Das gilt bei den Lounges ganz besonders, weil sich die Welt scheinbar nur um ein Thema zu drehen scheint: Was gibt es zu essen und zu trinken? Möglicherweise stehe ich in der Welt alleine dar, aber für mich ist in einer Lounge eben nicht das Buffet der entscheidende Aspekt. Ja, es könnte natürlich noch mehr Auswahl geben als ein warmes Gericht, Brot, Brötchen, Brezeln, ein oder zwei Desserts und vielleicht noch einen Snack. Ja, es könnte mehr als fünf Spirituosen und mehr als drei Weine nebst den Softdrinks geben. Und ja, es könnte auch alles noch hochwertiger sein.

Das Buffet ist für viele das zentrale Element einer Lounge

Doch es bleibt eine entscheidende Frage: Braucht man das vor einem Flug wirklich? Insbesondere bei den von Passagieren auf Kurz- und Mittelstrecken frequentierten Lounges dient die Lounge meist nur für kurzen Besuch und einen Snack vor dem Start. Ich für meinen Teil war mit dem Angebot der Lufthansa Lounges in Berlin, Frankfurt oder München in den letzten Monaten immer zufrieden. Dasselbe gilt für die Lounges von anderen Airlines des Konzerns, etwa die Brussels Airlines Lounge in Brüssel oder auch die Swiss Lounges in Zürich. Kein einziges Mal hatte ich das Gefühl nichts zu finden, was mich nicht satt gemacht hätte oder nicht geschmeckt hätte. Natürlich hätte ich mir hier und da – insbesondere beim Frühstück – mehr Abwechslung gewünscht, aber um ganz ehrlich zu sein: Zuhause esse ich am Ende morgens dann doch auch immer dasselbe.

Arbeiten in Ruhe und mit Ausblick

Es steht auch außer Frage, dass jeder eine Lounge anders nutzt und sich auch je nach Trip andere Präferenzen ergeben. Ich persönlich nutze Lounges in den allermeisten Fällen, um vor dem Flug noch ein wenig Arbeit erledigen zu können. Allein schon deshalb bin ich ein großer Fan der Lufthansa Lounges, denn im Grunde hat jede Lounge genügend Tische mit Stühlen, an denen sich auch tatsächlich gut arbeiten lässt. Das klingt wie eine Banalität, aber ich weiß nicht, wie oft ich schon in Flughafen-Lounges war, in denen man keinen vernünftigen Arbeitsplatz findet. Damit aber noch nicht genug: Die Lufthansa verbaut in allen Lounges viele bis sehr viele Steckdosen – auch das kann man keineswegs für alle Lounges sagen und auch am Airport selbst findet man oft keinen Strom. Gerade vor einem Flug finde ich das oft ärgerlich, sofern man auch diesen zum Arbeiten oder Serien schauen nutzen möchte.

Die Verfügbarkeit von Arbeitsplätzen mit Steckdosen & Ausblick ist für mich wichtig

Doch es geht nicht nur um WLAN, Strom und einen guten Tisch, sondern für mich auch immer wieder um Licht. Wenn man viel unterwegs ist, tut Tageslicht sehr gut und ich persönlich mag es schlicht auch gerne, aus dem Fenster zu schauen und das Treiben auf dem Rollfeld zu beobachten. Zwar gibt es auch hier Ausnahmen, aber die meisten Lufthansa Lounges bieten einen schönen Blick aufs Rollfeld und mehr als ausreichend Tageslicht. Übrigens überzeugen mich auch die Sitzgelegenheiten mit einem Erholungsfokus, je nach Lounge natürlich mal mehr und mal weniger. Wenn ich aber zum Beispiel an die Swiss Lounge in Zürich mit ihrem tollen Ruhebereich denke, kann ich mich wirklich nicht beschweren.

Ein schwer zu schlagendes Gesamtpaket

Es ist an sich so: Man findet für die Lufthansa Lounges in Deutschland und auch anderswo in fast jedem Bereich einen Vergleich, wo eine andere Airline besser ist. Emirates bietet besseres Essen, manche Lounges an US-Airports einen schöneren Ausblick und kreativere Sitzgelegenheiten und Turkish Airlines in Istanbul ein im Vergleich überragendes Entertainment-Angebot. Doch für mich gibt es kaum eine andere Airline, die konstant in einem so großen Netzwerk ein solches Gesamtpaket bietet. Ich bekomme in jeder Lufthansa Lounge vernünftiges Essen und Trinken sowie einen guten Arbeitsplatz oft mit Ausblick und immer mit Steckdose.

Lufthansa Lounges überzeugen durch ein sehr gutes Gesamtpaket

Dazu darf man sich fast immer über eine Auswahl an Zeitschriften und Zeitungen freuen, das WLAN hat bislang jedes Mal bei meinen Dutzenden Besuchen funktioniert und nahezu jede Lounge liegt sowohl hinter der Sicherheitskontrolle als auch nah an den Gates, an denen die Maschinen der Lufthansa Group abfliegen. Das sind alles Kleinigkeiten, aber sie machen für mich eine Menge aus und sorgen dafür, dass ich vor einem Flug sehr gerne in Lufthansa Lounges gehe – selbst wenn es mal nur 10 oder 15 Minuten sind. Manchmal gibt es dann auch noch andere Kleinigkeiten, die mir ein Lächeln auf die Lippen zaubern: Lokale Touches wie Brezeln mit Obadzda zum einen, aber auch süße Ideen wie die „Bars“ mit verschiedenen Süßigkeiten zum anderen.

Die anderen sind eben auch nicht besser

Schließen möchte ich meine Lobeshymne nicht ohne ein wenig Kritik. Manchmal sind die Lounges sehr voll, manchmal nervt das immergleiche Angebot und manchmal wünsche ich mir eine bessere Kaffeemaschine (immerhin habe manche Lounge auch Barista-Kaffee) und ja, teilweise sind auch die Mitarbeiter nicht so freundlich wie ich es mir wünschen würde. Bei mehreren hundert Flügen in den letzten Jahren und Erlebnissen auf allen Kontinenten habe ich nur eines gelernt: Woanders ist das Gras eben auch nicht grüner. In Einzelfällen gibt es Lounges, die besser sind – ohne Frage – aber auf diesem Niveau und in dieser Breite schafft das keine Airline.

Nicht viele Airlines bieten ein ähnlich gutes Gesamtpaket in ihren Lounges

Das gilt meines Erachtens für europäische Größen wie Air France und British Airways genauso wie auch für die US-Airlines, die zwar mittlerweile einige Premium-Lounges bieten, aber in der Breite enttäuschen. Selbst die oftmals gepriesenen Airlines aus Asien sind keineswegs immer überzeugend – manche Lounges von Singapore Airlines oder Cathay Pacific sind für mich schwächer als die Lufthansa Lounges und die sonst hoch gelobten japanischen Airlines haben meines Erachtens nicht einmal in der First Class wirklich gute Lounges. Zwei Airlines mit durch die Bank tollen Lounges möchte ich aber doch hervorheben, weil sie „meine Basics“ so schön erfüllen: Qantas und Air New Zealand. Das Problem? Beide fliegen (fast) nicht nach Europa 😉

Jeder hat andere Wünsche und Präferenzen

Bevor wir uns hier alle in eine Diskussion über gut und schlecht stürzen, will ich noch einmal einen Gedanken in Erinnerung rufen: Jeder hat andere Vorstellungen und Wünsche. Während mir das Essen & Trinken in Lounges weniger wichtig sein mag, sehen andere das ganz anders. Man sollte nur eines immer im Hinterkopf haben: Jede Fluggesellschaft und jeder Lounge-Betreiber muss nicht nur die Kosten, sondern auch enorm viele unterschiedliche Präferenzen im Blick haben. Damit wird man nie jeden glücklich machen, man kann nur das Beste tun, einen idealen Kompromiss zu finden – und eben darin ist die Lufthansa meines Erachtens sehr gut.

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Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels auf der ganzen Welt. Mittlerweile konnte er über 500 verschiedene Hotels testen und dabei mehr als 100 Städte auf allen Kontinenten kennenlernen. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen besonderen Erlebnissen teilhaben!

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