Seit wenigen Wochen ist bekannt, welchen Aufpreis die Lufthansa zukünftig für die Allegris Suiten in der Business Class verlangen wird. Doch ist dieser Preis auch nachvollziehbar oder bleiben die Suiten bis zum Check-in frei?
Einer der Vorteile des neuen Lufthansa Allegris Produkts sind die vielfältigen verschiedenen Sitzmöglichkeiten – zumindest aus Sicht der Lufthansa, die dadurch Zusatzeinnahmen generieren kann. Schon die regulären Sitze direkt am Fenster kosten bei einer Reservierung je nach Streckenlänge zwischen 100 und 170 Euro extra. Noch deutlich höher fällt der Aufpreis für die Suiten in der ersten Reihe einer jeden Kabine an. Gerechtfertigt oder Wucher?
Zwischen 400 und 600 Euro zusätzlich zum Ticketpreis
Für die “besonderen” Sitze der Lufthansa Allegris Kabine müssen Passagiere dabei einen Preis von 400 bis 600 Euro berappen – nicht gerade wenig. Das gilt insbesondere daher, weil der jeweilige Preis pro Strecke und natürlich zusätzlich zum bereits bezahlten Ticket gilt. Wer also etwa 4.000 Euro für einen Business Class Hin- und Rückflug nach New York bezahlt hat, muss zusätzlich noch einmal 1.000 Euro berappen, um eine der Suiten zu buchen.


Auf den ersten Blick klingt das ausgesprochen teuer, kommen doch bei diesem Beispiel noch einmal 25 Prozent als zusätzliche Gebühr hinzu. Für eine Sitzplatzreservierung erscheint das viel, wobei man hier etwas stärker differenzieren muss. Der Aufpreis von 1.000 Euro entsteht nämlich nur gegenüber den besonders “schlechten” Plätzen mit geringer Privatsphäre, direkt am Gang. Im Vergleich zu einem Sitz am Fenster läge der Aufpreis schon nur noch bei 720 Euro.
Dieses Spiel kann man sogar noch etwas weiter auf die Spitze treiben, denn ein Extra Space würde auf derselben Strecke schon 340 Euro zusätzlich kosten, sodass die Preisdifferenz zur Suite auf einmal nur noch 660 Euro für einen Hin- und Rückflug beträgt. Etwas anders sieht die Kalkulation kurioserweise für die treuesten Vielflieger der Lufthansa aus. Denn Miles & More Senator sowie HON Circle Mitglieder können die meisten beziehungsweise alle anderen Sitze kostenfrei auswählen – so wird die Differenz zur Suite wiederum größer, denn für diese gibt es auch mit Status keinen Rabatt bei der Reservierung.
Zusätzlicher Mehrwert in relevanter Höhe
An sich handelt es sich bei den Suiten genauso wie bei allen anderen Sitzen um reguläre Business Class Sitze. Entsprechend gibt es hinsichtlich des Services auch keine Unterschiede – am Boden nutzt man dieselbe Lounge und hat die gleiche Boardinggruppe. An Bord gibt es dasselbe Essen, dasselbe Entertainment und auch etwa beim WLAN keine Unterschiede. Leichte Differenzen gibt es allerdings bei den Zusatzleistungen, wird doch etwa ein hochwertigeres Amenity Kit gereicht und auch einen “kompletten” Schlafanzug statt nur eines Schlafshirts gibt es in den Suiten.
Dies allerdings ist sicherlich eher kein Grund, um einen Aufpreis für die Suiten zu bezahlen. Hier dürfte es dann eher um den Sitz selbst gehen, denn bei diesem lässt sich aus meiner Perspektive durchaus ein relevanter Mehrwert ausmachen. Beim exklusiven Allegris Erstflug konnte ich dabei die Suite auch im Vergleich zu anderen Sitzen testen und muss sagen, dass ich das Erlebnis als signifikant besser wahrgenommen habe.
Interessant finde ich die Option der Suite dabei insbesondere für Alleinreisende, weil die Suiten am Fenster nicht nur massiv mehr Platz bieten, sondern dank der verschließbaren Türen auch eine Privatsphäre auf einem ganz anderen Level. Wer etwa deutlich besser schlafen kann, wenn man einen privaten Bereich hat oder wer mit relevant mehr Platz besser arbeiten kann – etwa mit einem zusätzlichen portablen Bildschirm – kann bei längeren Flügen sicherlich stark von den Suiten profitieren.
Etwas hin- und hergerissen bin ich dagegen bei der Suite in der Mitte, bei der ich als Alleinreisender auf keinen Fall den Aufpreis zahlen würde. Bei einem Pärchen wiederum wären mir die 800 bis 1.200 Europro Strecke vermutlich zu viel, weil man von diesen Sitzen durch die hohen Wände gar nicht aus dem Fenster sehen kann. Dafür ist die gemeinsame Privatsphäre natürlich ein positives Kriterium, sodass es auch hier sicherlich einen Markt – wenngleich einen eingeschränkten – gibt.
First Class Light zu einem fairen Preis?
In der Gesamtbetrachtung sehe ich die Möglichkeit der Suite-Buchung in der Lufthansa Allegris Business Class als eine Art First Class Light – nur eben zu einem deutlich faireren Preis. In der Regel liegt die First Class bei den meisten Airlines bei dem etwa doppelten Preis gegenüber der Business Class – bucht man dagegen die Suiten in der Allegris First Class zahlt man je nach Angebot und Strecke wohl nur zwischen 15 und 25 Prozent mehr für ein klares Plus an Privatsphäre und zumindest nicht deutlich weniger Platz als in manchem First Class Produkt.
Sicherlich fehlen andere First Class Leistungen wie ein dezidiertes Premium-Catering, eine verbesserte Auswahl an Speisen und Getränken sowie auch ein Erlebnis am Boden mit First Class Lounges und teilweise exklusiven Transfers. Gleichwohl sind diese Leistungen auch nicht für jedermann genauso wichtig, wie ich bei meinen bisherigen First Class Flügen schon mehrfach wahrgenommen habe.
Auch ich selbst lege auf das Essen an Bord und die Getränkeauswahl nur bedingt Wert und kann daher auch mit der Business Class Verpflegung in der Regel sehr gut leben. Entsprechend könnte ich mir durchaus vorstellen, die neuen Allegris Suiten als eine Art First Class Light zu buchen. Zu teuer, oder nicht? Aus meiner Perspektive trifft die Lufthansa mit ihrem Preispunkt für die Suiten im Grunde zielgenau, denn für bestimmte Zielgruppen dürfte der Preis durchaus einen entsprechenden Mehrwert bieten.
Was ist Eure Meinung? Würde die Buchung der Allegris Business Class Suiten für Euch infrage kommen?