Während meiner Zeit in England, habe ich mehrfach Züge von und nach Exeter gebucht. Die Stadt liegt in Südwestengland, nahe Cornwall. In diesem Artikel möchte ich Euch zeigen, wie meine Erfahrungen mit Zügen in England sind und wie die Buchung abläuft.

In Deutschland ist die Buchung von Zügen vergleichsweise einfach, schlichtweg weil die Bahn mehr oder minder Monopolist ist. Zwar gibt es auch Wege günstiger zu buchen, zum Beispiel über myTrain, viele Optionen gibt es aber nicht.

Dieser Guide ist Teil des Tripreports ‘Südengland, Cornwall, Wales und (Nord-)irland’. Alle Artikel im Überblick und weitere Infos findet Ihr im Einführungspost!

Konkurrenten wie Flixtrain agieren zudem nur auf wenigen Routen. Ganz anders sieht die Welt in Großbritannien aus, denn ein Zugmonopol gibt es nicht. Den Preisen sollte das theoretisch gut tun, die Buchung wird allerdings komplexer.

Welche Bahnunternehmen gibt es in Großbritannien?

Insgesamt gibt es in Großbritannien knapp 30 Bahnunternehmen, zu diesen zählt allerdings zum Beispiel auch Heathrow Express. Neben mehreren regionalen Anbietern gibt es auch knapp zehn Anbieter, die auf längeren Strecken aktiv sind. Meine Erfahrungen beschränken sich dabei auf CrossCountry sowie Great Western Railway, es gibt mit Virgin Trains sowie anderen Tochterunternehmen von Arriva noch zahlreiche weitere wichtige Bahnunternehmen. Neben der First Group (u.a. Great Western Railways) ist Arriva in Großbritannien unangefochtener Marktführer mit zahlreichen Töchtern. Das Unternehmen gehört vollständig zur Deutschen Bahn und ist die mitunter erfolgreichste Auslandstochter.

Wie bucht man Züge in Großbritannien am besten?

Natürlich könnt Ihr Züge in Großbritannien grundsätzlich bei allen Bahnunternehmen selbst buchen. Ich für meinen Teil habe zum Beispiel direkt bei Heathrow Express, Great Western oder CrossCountry gebucht. Die Webseiten sind dabei teilweise besser, teilweise schlechter. Manchmal lassen sich auch Züge von Fremdunternehmen teilweise oder kombiniert über Webseiten der anderen Anbieter buchen. Dennoch könnt Ihr nicht einfach alle Kombinationen direkt bei einem der großen Anbieter buchen.

Bei Kombinationen und auch auf Grund von Vorteilen bei der Usability würde ich eher zur Nutzung der App Trainline (auch mit Webseite vertreten) raten. Zwar bezahlt Ihr hier bei jedem Ticket ein kleines Entgelt, könnt dafür aber Züge aller Anbieter buchen und so auch besser vergleichen. Auf der Strecke von London nach Exeter ist mir so beispielsweise eine deutlich günstigere Verbindung (und etwas längere) mit South Western Railway aufgefallen. Zwar werden fast alle Strecken nur von einem Bahnunternehmen bedient, das heißt aber nicht, dass es von unterscheidlichen Bahnhöfen von London zu bestimmten Zielen keine unterschiedlichen Verbindungen geben würde.

Eine Alternative zu Trainline ist National Rail, hier werden Euch alle Verbindungen angezeigt. Zur Buchung werdet Ihr dann auf die Anbieterseite weitergeleitet. Dafür fällt anders als bei Trainline kein Entgelt ein, wobei Ihr entsprechend mit verschiedenen Webseiten zurechtkommen müsst.

Welche Tickets gibt es für Züge in Großbritannien?

Bei der Buchung von Zügen in Großbritannien ist es alles andere als einfach, das richtige Ticket zu finden. In den meisten Fällen gibt es die folgenden Typen von Tickets:

  • Super Off-Peak Single
  • Super Off-Peak Day Single
  • Off-Peak Single
  • Off-Peak Day Single
  • Anytime Day Single
  • Anytime Single

All diese Tickettypen gibt es gemeinhin auch noch in der ersten Klasse. Was heißen die verschiedenen Typen aber überhaupt? Generell gibt es verschiedene “Zeiten”, die sich in drei verschiedene Bereiche unterteilen:

  • Super Off-Peak sind besonders unbeliebte Zeiten, die entsprechend günstiger sind
  • Off-Peak sind weniger beliebte Zeiten, die etwas günstiger sind
  • Anytime sind die Zeiten, die besonders beliebt sind

Dazu kommt die Unterscheidung zwischen “Day” und keinen Einschränkungen. Wenn Ihr Euch für ein “Day”-Ticket entscheidet, müsst Ihr bei der Buchung ein spezifisches Datum festlegen und an diesem auch reisen, wenn Ihr dagegen ein normales “Anytime”-Ticket wählt, könnt Ihr einfach an einem beliebigen Tag jeden Zug nehmen. “Day”-Tickets gibt es zudem nicht nur bei Anytime-Tickets, sondern auch bei Off-Peak und Super Off-Peak Tickets.

Während all diese Tickets (teilweise gegen Gebühr) erstattbar und umbuchbar sind, gibt es ähnlich wie in Deutschland auch Tickets mit Vorausbuchung und fester Zugwahl. In diesem Fall bucht Ihr ein sogenanntes “Advance”-Ticket. Dieses ist nur gegen eine hohe Gebühr stornierbar, dazu besteht Zugbindung. Solche Tickets gibt es nur mit einem gewissen Vorlauf. Experten raten in Großbritannien zu einer Buchung etwa 12 Wochen im Voraus, je näher man an das Fahrtdatum kommt desto teurer werden die Tickets gewöhnlich. Der letzte Zeitpunkt zum Kauf von Advance-Tickets ist meist der Vortag der Reise, teilweise ist ein Kauf aber sogar nur zwei Tage vorher, manchmal aber auch sogar noch am Abreisetag möglich. Hier unterscheiden sich die Bedingungen von Unternehmen zu Unternehmen.

Wie ist der Komfort an Bord bei Zügen in England?

Da ich mit Ausnahme von Wales fast nur innerhalb von England im Zug unterwegs war, will ich nur eine begrenzte Einschätzung des Komfots vornehmen. Insgesamt empfand ich bei meinen Erfahrungen mit Great Western Railway und CrossCountry die zweite Klasse signifikant weniger komfortabel als in Deutschland, die erste Klasse dafür leichter attraktiver.

Es handelt sich im Fernverkehr generell meist um sehr alte Züge, die allerdings meist in den letzten Jahren renoviert wurden. Die Wagen in der zweiten Klasse bieten eine typische 2-2 Bestuhlung, sind allerdings sehr eng angeordnet und auch weniger bequem als etwa im ICE. Der Sitzabstand ist leider ebenfalls vergleichsweise gering und auch der ausklappbare Tisch ist eher enttäuschend. Immerhin bieten alle Züge WLAN, das allerdings meist sehr langsam ist. Steckdosen gibt es fast gar nicht.

Die erste Klasse habe ich sowohl bei CrossCountry als auch bei Great Western als sehr komfortabel wahrgenommen. Hier erwartet Euch eine 1-2 Bestuhlung, die deutlich großzügiger ist. Die Kabine bei CrossCountry ist nicht ganz so schick wie im ICE, die Sitze sind aber bequem und auch der Sitzabstand ist gut. Zudem gibt es je nach Tageszeit und Wochentag auch noch eine kostenfreie Verpflegung. Zudem ist das WLAN deutlich schneller als in der zweiten Klasse.

Noch deutlich komfortabler habe ich die erste Klasse bei Great Western wahrgenommen. Hier erwarten Euch moderne und sehr breite Ledersitze mit tollen Tischen, ausreichend Steckdosen und einem generell sehr hohen Komfort. Auch der Sitzabstand ist hervorragend und Great Western bietet in der First Class ebenfalls eine kostenfreie Verpflegung, die sich je nach Tageszeit und Wochentag unterscheidet.

Vergleichsweise gering ist in beiden Klassen der Komfort im Nahverkehr. Hier erwarten Euch teilweise jahrzehntealte Züge mit einer 2-3 Bestuhlung, die in einem katastrophalen Zustand sind.

Wie kann ich bei Zügen in Großbritannien sparen?

Ähnlich der BahnCard in Deutschland gibt es in Großbritannien die sogenannte Railcard, diese gilt für alle Bahnunternehmen und bringt Euch daher im gesamten Netz einen attraktiven Rabatt. Grundsätzlich gibt es dabei die folgenden Modelle:

  • 12-25 Railcard (1/3 Rabatt, 30 GBP im Jahr, für alle unter 26)
  • Two Together Railcard (1/3 Rabatt, 30 GBP im Jahr, für zwei zusammenreisende Personen)
  • Senior Railcard (1/3 Rabatt, 30 GBP im Jahr, für alle über 60)
  • und weitere

Neben den genannten Modellen gibt es auch noch Karten für Personen mit Behindertenausweis, Familien und mehr. Die genauen Detailbedingungen unterscheiden sich noch einmal, zudem gibt es gewisse Ausschlüsse bezüglich der Daten und Zeiträume. Diese wiederum sind allerdings je nach Railcard different, sodass ich Euch hier die Website der Railcard empfehlen würde. Der Rabatt gilt im Übrigen immer für beide Klassen – anders als in Deutschland.

Ich selbst habe die 12-25 Railcard genutzt, die sich meist bereits ab der zweiten Fahrt lohnt. Zwar müsst Ihr die Karte schon im Voraus bestellen und dann immer mitführen, wenn Ihr allerdings mehrere Fahrten plant, lohnt sich die Railcard meiner Meinung aber in jedem Fall. Gerade auch wenn Ihr als Pärchen oder mit einem Freund unterwegs seid, lohnt sich die Two Together Railcard bei mehreren Fahrten in jedem Fall.

Fazit zu Zügen in Großbritannien

Nach mehreren Dutzend Fahrten in England und anderen Teilen von Großbritannien bin ich ehrlich gesagt ganz glücklich, wieder hauptsächlich in Kontinentaleuropa mit dem Zug unterwegs zu sein. Insgesamt fand ich das Preis-Leistungsverhältnis bei Zügen in Großbritannien deutlich schlechter als in Deutschland. Meist sind die Preise hoch, günstige Tickets gibt es nur bei sehr früher Buchung. Dazu kommt, dass der Komfort in der zweiten Klasse gering ist und die Buchung zudem generell durch die verschiedenen Bahnhöfe und Bahnunternehmen sehr komplex ist. Dennoch hoffe ich natürlich, dass Euch dieser Guide weiterhilft, wenn Ihr in England Züge buchen wollt!

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Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels auf der ganzen Welt. Mittlerweile konnte er über 500 verschiedene Hotels testen und dabei mehr als 100 Städte auf allen Kontinenten kennenlernen. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen besonderen Erlebnissen teilhaben!

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