Seit Jahren optimiere ich meine Reisen so, dass ich von besonderen Vorteilen profitieren kann, ohne enorm viel auszugeben. Jetzt soll es aber auf einmal ein enorm teurer Flug sein, um die Privilegien zu halten – warum lohnt sich das aus meiner Perspektive?

Es gibt im Englischen einen Spruch, der zu diesem Artikel besser kaum passen könnte: “Your mileage may vary”. Der Spruch hat eigentlich gar nicht unbedingt nur mit Meilen oder Reisen zu tun, sondern sagt im Grunde eher, dass jeder eine andere Perspektive auf Dinge haben kann – oft wegen anderer Umstände. Genau deshalb trifft dieser Satz aber auch perfekt zu dem Trip, den ich nach Kalifornien geplant und dabei den bislang teuersten Flug meines Lebens gebucht habe. Wie also kann es sein, dass ich über 4.000 Euro für einen Flug ausgebe? Die Antwort lautet übrigens nicht, dass ich mit reisetopia so reich geworden bin 😉

Preisdifferenz statt tatsächlicher Preis

Ein sehr wichtiger Punkt ist sicherlich, dass ich in diesem Fall sowieso zwingend zu einem Event musste. Das heißt konkret: Ein Flug musste sowieso her und da ich mittlerweile sehr hohen Wert darauf lege, einigermaßen entspannt anzukommen und keinen Arbeitstag zu verlieren, war für mich klar: Ich möchte Business Class fliegen. Das Problem nur: Die Flüge in die USA – insbesondere an die Westküste – sind aktuell sehr teuer, besonders wenn man nur einige Wochen im Voraus bucht und darüber hinaus einen einigermaßen fixen Termin hat. Hier kommen wir dann auch zum Punkt: Selbst mit viel Spielerei und Abflughäfen im Ausland wäre nichts für unter 2.000 Euro möglich gewesen, ab Berlin wären es sogar deutlich über 3.000 Euro gewesen.

Selbst Flüge in der Lufthansa Business Class hätten über 3.000 Euro gekostet

Das setzt dann auch einen Flugpreis von über 4.000 Euro wieder mehr in die Perspektive, denn auf einmal sprechen wir nur noch von einer Differenz von etwa 2.000 Euro, die am Ende als Opportunitätskosten entstehen. Selbst wenn wir den Vergleich zur Economy Class ziehen, wären wir damit bei “nur” 3.000 Euro – immer noch nicht weg, aber ein Betrag, auf den ich in diesem Artikel noch einmal zurückkommen werde. Generell sollte man diese Logik meines Erachtens immer im Blick haben, wenn es um die Optimierung von Reisen geht, denn wenn man sowieso an einen Ort “muss”, würden auch dann Kosten anfallen, wenn man die Reise nicht optimiert.

In meinem Fall war es zudem so, dass keine andere Variante auch nur im Ansatz gereicht hätte, um auf die notwendigen 55.000 Statusmeilen zu kommen. Ich hätte also zwar auch Business Class optimiert fliegen können, dann hätten aber am Ende immer noch über 10.000 Statusmeilen gefehlt – damit wäre die Optimierung dann entweder in dieser Hinsicht “wertlos” gewesen oder ich hätte wiederum andere Opportunitätskosten gehabt, weil ich einen oder mehrere andere Flüge teurer hätte buchen müssen – zum Beispiel in der europäischen Business Class.

Der Wert von zwei Jahren Star Alliance Gold Status

Doch kommen wir zurück zu den 2.000 Euro bzw. 3.000 Euro, die mir an zusätzlichen Kosten entstehen, weil ich einen teureren Flug gebucht habe. Als “Bonus” dafür bekomme ich den Senator Status bis Februar 2025, den ich ansonsten nicht erreicht hätte. Das heißt konkret, dass ich mich auf zusätzliche Vorteile freuen darf, die es sonst nicht gegeben hätte. Hier spielt wieder die Perspektive eine Rolle, denn aktuell habe ich sowieso noch bis Mai 2023 einen Star Alliance Gold Status, sodass der Senator mir “nur” 19 Monate zusätzlich die jeweiligen Privilegien bringt. Darüber hinaus habe ich mich sowieso schon als Frequent Traveller requalifiziert, was konkret bedeutet, dass ich Vorteile wie den Excecutive Bonus so oder so bekommen würde. Es geht also nur um die zusätzlichen Vorteile, die der Senator mit sich bringt.

Der Star Alliance Gold Status hat für mich einen großen Wert

Doch fangen wir mit den 20 Monaten Star Alliance Gold Status an. Ich würde rechnen, dass ich jeden Monat mindestens einen Hin- und Rückflug mit der Lufthansa Group in der Economy Class innerhalb von Europa vor mir habe, davon etwa die Hälfte mit Begleitperson. Bei durchschnittlich drei Flügen pro Hin- und Rückflug (ein Mix zwischen Direktflügen von Berlin nach Wien / Zürich / Brüssel und Umsteigeverbindungen zu anderen Destinationen), komme ich insgesamt also auf mindestens 60 Flüge, von denen etwa 30 mit Begleitung wären. Das heißt konkret: Ich profitiere bei 90 bis 110 Flügen von Vorteilen durch den Status. Bei jedem einzelnen Flug würde ich diesen in einer Mischkalkulation 30 Euro Gegenwert zuteilen, vom Zugang zu wirklich guten Lounges, über die Priority Lane bis hin zum Priority Boarding und Seat Blocking.

Der Senator Status bringt mir bei jedem Flug relevante Vorteile

Das bedeutet konkret, dass ich allein in dieser Rechnung auf einen persönlichen (das ist ein wichtiger Punkt, denn keineswegs jeder wird den Vorteilen pro Flug denselben Wert zumessen) Gegenwert von 2.500 bis 3.500 Euro komme. Denkt man nun an die oben genannten Werte, reicht schon dieser Betrag fast, um zu “rechtfertigen”, warum ich diesen Betrag für den Senator Status zusätzlich ausgebe. Flüge mit anderen Star Alliance Partnern habe ich an dieser Stelle noch gar nicht mitgerechnet, potenzielle Upgrades (darauf warte ich noch immer…) durch meinen Status ebenfalls nicht.

Zwei eVoucher und Companion Awards

Auf die meisten Senator Vorteile will ich gar nicht mehr eingehen, weil ich sie oben entweder schon eingerechnet habe (zum Beispiel das zusätzliche Freigepäck) oder weil sie mir persönlich nicht so wichtig sind (wie die höhere Wartelistenpriorität oder die Buchungsgarantie). Doch es gibt noch einige Punkte, die für mich einen relevanten Mehrwert haben. Beginnen wir bei den zwei eVouchern, die ich nicht überbewerten würde. Allerdings sehe ich den “Gewinn” durch ein kostenloses Upgrade von der Business Class in die First Class (dafür braucht es zwei Voucher) als durchaus relevant an. Eine genaue Berechnung des Gegenwerts ist natürlich schwierig, ich würde die zwei eVoucher aber auch in einer Minimalkalkulation bei etwa 500 Euro sehen.

Mit zwei eVouchern kann man beispielsweise einen Flug in die Lufthansa First Class upgraden

Für mich fast wichtiger ist aber noch ein anderer Faktor: Im nächsten Jahr muss ich grundsätzlich keine Statusmeilen sammeln, weil erst 2024 wieder für die Qualifikation relevant ist. Hier spielen mir dann zwei Dinge in die Karten: Ich habe zum einen aktuell fast 700.000 Miles & More Meilen und profitiere zum anderen mit dem Senator Status davon, dass eine Begleitung nur 50 Prozent der Meilen kostet. Dazu kommt der attraktive Vorteil, dass man als Senator (nicht dagegen als Star Alliance Gold) First Class Flüge bei der Swiss mit Meilen buchen kann. Zwar ist noch nicht ganz klar, was ich in den nächsten zwei Jahren in dieser Hinsicht geplant habe, aber durch diesen Vorteil kann ich voraussichtlich mindestens 100.000 Miles & More Meilen sparen – diese sind für mich mindestens einen Cent wert, auch hier sprechen wir also von einem Gegenwert von mindestens 1.000 Euro!

Mehr als ein Nullsummenspiel und jede Menge Zusatzkomfort

Mit der Kalklulation sollte klar geworden sein, dass es sich in meiner persönlichen Situation schon jetzt um mehr als ein Nullsummenspiel handelt. Selbst der gesamte Flugpreis liegt nach meiner Kalkulation unterhalb dessen, was ich persönlich als Vorteile aus dem Senator Status ziehe – obwohl ich noch ein wenig den Star Alliance Gold Status und sowieso schon den Frequent Traveller Status habe. Nicht zu vergessen ist bei all der schönen Kalkulation natürlich auch, dass ich statt in der Business (oder auch Economy) Class in der exklusiven Swiss First Class nach Kalifornien unterwegs bin. Zwar würde ich sagen, dass ich gerade auf Geschäftsreisen mit der Business Class mehr als zufrieden bin und das zusätzliche Extra eigentlich nicht wirklich brauche, aber dennoch würde ich für das Plus an Komfort vermutlich auch so mindestens 500 Euro pro Flug bezahlen.

Der zusätzliche Komfort der Swiss First Class ist enorm

Das liegt übrigens auch daran, dass ich die Swiss Business Class zwar okay, aber nicht besonders toll finde, die First Class dafür ziemlich überragend – einen komfortableren Weg für Transatlantikflüge gibt es mit Ausnahme der Air France First Class wohl kaum. Wenn man so etwas dann auch noch nebenbei mitnehmen kann, weil man sowieso “gerne” mehr bezahlt, um dadurch zum Status zu kommen, kann man sich im Grunde nur freuen.

Fazit zu meinem Weg zum Senator Status

Ganz nach dem Motto “your mileage may vary” habe ich mich entschieden, auf den ersten Blick “zu viel” Geld auszuzahlen, um in der First Class zu fliegen. Doch wenn man ins Detail geht, sieht man schnell: In meinem ganz konkreten Fall lohnt sich diese Investition, den zusätzlichen Komfort gibt es im Grunde oben drauf. Generell zeigt das Beispiel aber auch sehr gut: Jeder muss für sich den richtigen Weg finden und auch entsprechend kalkulieren, denn ein Einzelfall wie dieser lässt sich nicht einfach kopieren. Für jeden lohnt sich der Senator Status am Ende eben nicht, schon gar nicht, wenn man dafür auch noch relativ viel Geld ausgeben muss. In meiner Situation dagegen könnte ich über die gefundene Lösung nachträglich nicht glücklicher sein!

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Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels auf der ganzen Welt. Mittlerweile konnte er über 500 verschiedene Hotels testen und dabei mehr als 100 Städte auf allen Kontinenten kennenlernen. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen besonderen Erlebnissen teilhaben!

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