Regelmäßig streikte Lufthansa in den vergangenen Monaten und brachte damit unzählige Passagiere zum Verzweifeln. Während die meisten Mitarbeiter bei reisetopia bisher glimpflich davonkamen, hatte ich ebenso wie mein Kollege Jan-Niklas das Vergnügen, den Streik hautnah mitzuerleben. Meine Eindrücke schildere ich hier sowie ein paar Tipps, die ich mir während der Reise notiert habe.
Inhaltsverzeichnis
Meine letzten Tage meiner großen Sri Lanka Reise wollte ich eigentlich entspannt bei einem Yoga Retreat verbringen. Ich hatte zu Beginn sogar daran gedacht, mein Handy in der Schublade liegenzulassen und dies gar nicht zu nutzen. Doch Lufthansa sowie SriLankan Airlines machten mir da einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Mit dieser Story möchte ich von meinen persönlichen Erfahrungen berichten, um aufzuzeigen, wo meiner Meinung nach Problematiken bei Streik warten, aber auch um zu zeigen, was dann doch alles funktionieren kann. Zudem möchte ich ein paar hilfreiche Tipps liefern, die Reisenden im Ausland helfen sollen.
Chatbot und Hotline als Problem der Umbuchung
Ein paar Tage vor meinem Abflug (und während der Anreise zu meinem Retreat inmitten der Berge von Kandy) gab es bereits die ersten beiden Hiobsbotschaften: Lufthansa möchte streiken und mein Zubringer von Colombo nach Bangalore wurde annulliert. Mein eigentlicher Flug hätte wie folgt ausgesehen:
- UL171: Colombo – Bangalore 18:55 Uhr am 7. März
- LH755: Banglaore – Frankfurt 03:35 Uhr am 8. März
- LH180: Frankfurt – Berlin 10:45 Uhr am 8. März
Direkt prüfte ich meine Optionen online und sah, dass es noch genügend andere Flüge gab, auf die ich umgebucht werden konnte. Leider bemerkte ich relativ schnell ein einfaches Problem: Ich bin im Ausland und Anrufe bei der Hotline kosten Unmengen an Geld (drei Euro pro Minute). Also suchte ich nach Alternativen. Der Chatbot stellte sich als nicht wirklich hilfreich heraus und WLAN-Calls funktionierten aus unerfindlichen Gründen nicht bei mir. Man empfahl mir noch Skype und anderweitige Apps, allerdings boten diese entweder nur eine kurze Anzahl an Freiminuten oder die App lud aufgrund des schlechten Internets in den Hügeln von Kandy nicht.
Da ich auf die Schnelle keine geeignete Lösung fand und aufgrund meines auslaufenden Visums am 8. März ungeduldig wurde, rief mein Partner für mich bei der Hotline an. Er bekam die Info, dass man mich nur auf einen früheren Flug umbuchen könne, aber keine Umbuchung innerhalb der Star Alliance möglich sei. Da ich die frühere Abreise noch prüfen beziehungsweise organisieren musste, buchte mich Lufthansa in der Zwischenzeit automatisch auf einen anderen SriLankan Flug um, der um 02:35 Uhr in Bangalore landet. Dieser machte es zwar wieder möglich, den ursprünglich Flug zu erreichen, allerdings erschien mir nur eine Stunde Umstiegszeit in Bangalore doch recht unrealistisch.
Bevor ich überhaupt die Chance hatte, wieder bei Lufthansa anzurufen (oder anrufen zu lassen), um mich auf den früheren Flug umzubuchen, wurde mir meine Entscheidung aus der Hand genommen. Denn der Flug nach Frankfurt sowie nach Berlin wurde aufgrund des Streiks annulliert. Was mich überraschte: Es gab weder eine Mail noch eine SMS über meine Stornierung von Bangalore nach Frankfurt.
Eine proaktive Umbuchung oder Alternative wurde auch nicht angeboten. Im Chat konnte man mir erneut nicht weiterhelfen. Dieses Mal aufgrund eines technischen Fehlers, der Live-Chat wurde zwischenzeitlich ausgeschaltet.
In der Hotline, in der ich dann doch um 4:30 Uhr morgens (deutsche Zeit) anrief, war ich Position Nummer 189. Die angebotene Verifikation via SMS funktionierte bei mir leider nicht, da die SMS nie ankam. Also legte ich auf und prüfte erneut meine Optionen im Internet. Ich sah ein paar Flüge mit Turkish Airlines, Austrian Airlines und Co. sowie den von mir ins Auge gefassten Lufthansa-Flug über Bangalore nach München einen Tag zuvor.
Glücklicherweise bot Moritz an, über die Senator-Hotline für mich anzurufen. Nach “nur” 45 Minuten Wartezeit konnte er mich auf den von mir favorisierten Flug umbuchen und ich machte mich sofort auf den Rückweg meines Retreats, um pünktlich zum Flughafen zu kommen. Auch, wenn ich das aus einer äußerst privilegierten Position heraus schreibe und mir bewusst ist, dass sich alles recht schnell gefügt hat, konnte ich nur erahnen, wie hilflos sich so manche Urlauber fühlen. Gerade diejenigen, die sich nicht so gut in der Airline-Welt auskennen oder lange auf einen Urlaub gespart haben, sollten daran besonders zu knabbern haben. Spannend fand ich deswegen, dass man die Auswirkungen des Streiks auch in Indien extrem gemerkt hat.
Streik mit Auswirkungen bis nach Indien
Wer schon einmal in Indien umgestiegen ist, weiß, wie “spannend” das sein kann. Am Gate nach der Landung wird man mit allen anderen Transitpassagieren eingefangen, um dann gemeinsam durch die Security zu gehen. Die Prozesse sind mehr als manuell und man wartet (gerade als junger Mensch, da es zumeist nach Seniorität geht) längere Zeiten. In meinem Fall waren es dann mehrere Stunden ohne Wasser oder Essen, denn aufgrund der Umbuchung einen Tag zuvor konnte mein Ticket nicht mehr im System finden. Dieses Schicksal ereilte noch einige andere Personen, denen immer wieder gesagt wurde, man solle nur fünf oder fünfzehn Minuten warten. Am Ende waren es drei Stunden, bei anderen mitreisenden Personen hörte ich von vier bis sechs Stunden. Es standen zwischenzeitlich sogar wilde Umbuchungen mit British Airways über London und einer Gesamtreisedauer von 72 Stunden im Raum. Bei vielen Reisenden rollten die Tränen und die Verzweiflung um 12 Uhr nachts waren deutlich zu spüren. Besonders kurios fand ich, dass man die Tickets nicht finden konnte, obwohl alle Passagiere auf den Flug nach München eingecheckt waren und sogar einen zugewiesenen Sitzplatz hatten.
Dennoch hat sich am Ende alles geregelt und alle Passagiere sind auf dem Flug mitgekommen. Die Umstiegszeit von sieben Stunden waren wohl mehr als nötig. Trotz allem war oder ist es erschreckend zu sehen, was für Auswirkungen ein Streik in Deutschland dann auch so weit entfernt haben kann.
Happy End in der Business Class & pünktliche Flüge
Für mich gab es ohnehin ein Happy End, da Moritz mich netterweise bei meinem Rückflug von der Premium Economy in die Business Class geupgraded hat. So hatte ich nach der dreistündigen Wartezeit vor der Security die Chance, die Lounge in Bangalore zu nutzen. Dort konnte ich mich duschen, wirklich leckeres Essen genießen und ein paar nette Unterhaltungen führen.
Auch der Flug mit Lufthansa war sehr angenehm, denn ich konnte knapp sieben Stunden durchschlafen und somit das Jetlag austricksen. Der Service war sehr zuvorkommend und der Sitz ebenfalls angenehm. Einziger Kritikpunkt ist für mich das Essen, welches mich nicht wirklich überzeugt und ich in der Business Class bei anderen Airlines deutliches besser erlebt habe.
Aufgrund des Streiks war der Flughafen München bei meiner Ankunft nahezu leer. Die Lufthansa Lounge bei Gate G war dafür gut besucht und normal in Betrieb. Mein Weiterflug nach Berlin wurde ebenfalls aufrechterhalten, wobei dieser mehr als pünktlich startete.
Somit war ich insgesamt fast einen gesamten Tag unterwegs und hatte dann noch das Glück, dass es mein Gepäck nicht bis nach Berlin geschafft hat. Dies lag insgesamt vier Tage am Flughafen Bangalore, bevor es wieder zu mir zurückfand. Allerdings war mir das dann auch egal, denn ich war froh, dass die Rückflüge dann wirklich pünktlich starteten und alle wie geplant stattfanden.
Meine Tipps für anstehende Streiks
Lange war ich nicht mehr von einem Streik betroffen, doch es soll auch etwas Gutes haben. Daher möchte ich ein paar Tipps mit euch teilen, die ich währenddessen “gelernt” habe und dem ein oder anderen Reisenden helfen sollten:
- Mit WLAN-Calls könnt Ihr zu deutschen Konditionen telefonieren und so teure Gebühren umgehen
- Es gibt unzählige Apps, mit denen man kostenfrei oder kostengünstig ins Ausland telefonieren kann; am besten lädt man sich vor seiner Reise eine herunter, falls das WLAN nicht besonders gut sein sollte
- Habt eine Vertrauensperson, die Euch im Notfall aus Deutschland weiterhelfen kann
- Informiert Euch über Eure Flugoptionen online und gebt diese beim Gespräch mit dem Service-Mitarbeiter an
- Macht Screenshots von allen Annullierungen und Kommunikationen, um im Zweifel das Geld wieder zu erhalten
- Sammelt die Belege für alles Ausgaben wegen des Streiks (Ihr könnt das später einreichen)
- Prüft Eure Alternativoptionen mit anderen Airlines, sodass Ihr im Notfall einen anderen Flug buchen könnt und Euch den eigentlichen Ticketpreis erstatten lasst
- Seid klar, direkt und fordernd in der Kommunikation – gerade am Flughafen Bangalore haben die als Erstes ein Ticket bekommen, die am lautesten geschrien haben 😉
Fazit zum Streik der Lufthansa
Trotz des ganzen Hin und Her ging meine Streik-Story glimpflich aus. Ich war zuletzt positiv überrascht, dass die Flüge dann doch so reibungslos funktionierten. Ein bitterer Beigeschmack bleibt trotzdem, denn die Ruhe und Entspannung am Ende eines Urlaubs wird einem so gänzlich genommen. Gerade für Personen, die nicht regelmäßig reisen, dürfte dies enormen Stress bedeuten. Ich hoffe daher, dass die Streiks bald ein Ende haben. Ich bin jetzt immerhin besser vorbereitet, wenn die nächsten Streiks drohen. Allerdings veranlasst mich das dazu in Zukunft doppelt zu prüfen, ob ich mich wirklich wieder für einen Lufthansa Flug entscheide.