Durch die Corona-Pandemie hat sich das Fliegen verändert. Wie aber sehen diese Änderungen an Bord der Lufthansa Business Class aus? Ich konnte mir auf meinem Rückflug von Dubai einen Blick machen!
Die Luftfahrt ist eine der am härtesten getroffenen Branchen, seitdem die Covid-19 Pandemie ausgebrochen ist, was sich auch auf das Passagiererlebnis vieler Airlines ausgewirkt hat. Nachdem ich meine Erfahrungen mit Qatar Airways schon geschildert hatte, war ich gespannt wie sich die Lufthansa auf dem Rückweg schlägt. Insgesamt muss ich sagen, dass ich hier deutlich weniger angetan war.
Keine Lounge & komplexer Check-in
In Dubai fliegt die Lufthansa seit jeher ab dem Terminal 1 ab, wo sich auch die eigene Lounge befindet. Diese ist aber schon seit längerem geschlossen und Lufthansa fliegt nun ab dem Terminal 3. Der Check-in öffnete hier zu meinem Glück schon ganze vier Stunden vor Abflug. Zuvor hatte ich schon online eingecheckt, was laut Lufthansa auch soweit es möglich ist immer gemacht werden sollte, um den Kontakt am Flughafen zu minimieren. Wie genau der Online-Check-in dabei hilft, ist mir aber gänzlich unklar, denn man erhält keine Bordkarte wie es früher der Fall war, sondern nur eine Bestätigung des Check-ins und einen Hinweis auf den Schalter am Flughafen, dessen Besuch somit für jeden Gast notwendig ist. An besagtem Schalter war ich dann der Dritte in der Business Class Schlange und dachte mir: Wie lange kann das schon dauern? Geschlagene 30 Minuten später war ich dann mit dem Check-in fertig – etwas schockiert darüber, dass der Check- in mehr als zehn Minuten je Person brauchte.
Ganz unverständlich ist das ganze aber nicht, schließlich müssen PCR-Test, digitale Einreiseanmeldung und Pass ausführlich kontrolliert werden und bei dem ein oder anderen Passagier fehlte dann etwas. Etwas überrascht war ich dann, als man mir mitteilte, dass keine Lounge zur Verfügung stünde, was ich persönlich nicht ganz optimal finde. Es gibt im Terminal 3 mehrere Vertrags-Lounges, eine davon sogar direkt vor dem Gate des Lufthansa-Fluges. Glücklicherweise gehört die Lounge zum Priority Pass Netzwerk, sodass ich mir die Terrace Lounge anschauen konnte.
Diese war auch wirklich in Ordnung – allerdings hätte ich von der Lufthansa schon erwartet, dass man bei geschlossener eigener Lounge in Dubai eine Alternative wie eine Vertragslounge anbietet.
Gewohntes Bordprodukt & von Anfang unangenehme Stimmung an Bord
Obwohl Service und die Verpflegung einen Business Class Flug außergewöhnlich machen, ist in der Regel der Sitzkomfort und bei einem Nachtflug wie meinem vor allem der Schlafkomfort der wichtigste Aspekt. In dieser Hinsicht hat sich bei der Lufthansa natürlich ähnlich wie auch bei meinem Hinflug mit Qatar Airways nicht besonders viel verändert. Wie üblich erwartete mich die Kabine mit 2-2-2 Bestuhlung.
Obwohl die Lufthansa Business Class aufgrund der engen Fuß-Bereiche nicht mein Lieblingsprodukt ist, kann man in der Kabine schon einen angenehmen Flug verbringen. Seit Mitte 2018 gibt es in der Kabine auch neues Bettzeug, welches ich auf diesem Flug das erste Mal testen konnte.
Während es beim Sitz und der Kabine nichts zu beanstanden gab, lag direkt ab der ersten Sekunde eine komische Stimmung in der Luft. Das Kabinenpersonal ist normal gekleidet und trägt zum Schutz lediglich Masken. Offensichtlich ist das nicht genug Schutz, denn vom Moment an als ich das Flugzeug betrat, hatte ich das Gefühl, dass niemand in der Crew wirklich dort sein wollte. Ich verstehe, dass das berufliche Fliegen nicht der ideale Job während einer Pandemie ist – man kommt mit vielen Menschen in Kontakt und durch die Ziele auf der ganzen Welt ist das Risiko einer Ansteckung erhöht. Allerdings hat man vor jedem Flug eine Wahl: Man kann voller Angst vor einer Ansteckung in das Flugzeug steigen oder eben die Umstände des Jobs akzeptieren und versuchen ein angenehmes Erlebnis an Bord für alle zu schaffen. Wenn die Crew nervös und ängstlich ist, überträgt sich das natürlich auch direkt auf die Passagiere.
Nun ja, bei meinem Flug hatte sich die Crew eindeutig für die unangenehme Variante entschieden. Von dem Moment an, an dem ich an Bord ging, herrschte eine komische Stimmung und eine gewisse Nervosität, besonders was die Passagiere anging. Dies wurde dann besonders klar, als ein Passagier ein leichtes Hüsteln von sich gab und direkt zwei Flugbegleiter zu ihm eilten, um ihn in Verhör-ähnlicher Manier darüber auszufragen, wie sein Gesundheitszustand genau sei und ob er andere Covid-Symptome hatte. Ich verstehe, dass sich die Crew um die eigene Gesundheit sorgt, aber ein solches Verhalten bei einem einzigen Husten ist meiner Meinung nach nicht nur völlig übertrieben, sondern auch einfach unhöflich und schafft nur eine schlechte Stimmung. Besonders für den Passagier war es natürlich besonders unangenehm, der daraufhin überrumpelt sagte, dass er sich nur verschluckt hatte. Von dem Zeitpunkt an, waren alle anderen Passagiere nämlich stets besorgt, dass sie keine auffälligen Geräusche machten, um nicht als nächstes verhört zu werden.
Dieser Eindruck setzte sich auch nach diesem Vorfall fort, auch weil ich das Gefühl hatte als Rückreisender aus Dubai irgendwie verurteilt zu werden. Ich kann mich irren, aber die Blicke und klar betonten Fragen der Crew wie denn der Urlaub war hatten schon einen gewissen Beigeschmack.
Gewohnt leckeres Essen und guter Schlafkomfort
Da es sich um einen Nachtflug handelte, war das Service-Angebot relativ eingeschränkt. Das begann schon damit, dass man kein Willkommensgetränke anbot. Mir erschließt sich nicht ganz, warum das aus Corona-Gründen nicht mehr möglich ist.
Anschließend wurden die Menüs verteilt. Angeboten wurden ein paar kleinere Snacks nach dem Abflug und ein Frühstück vor der Landung in Frankfurt. Ich verzichtete auf die Snacks, da ich in der Lounge etwas gegessen hatte und mir um zwei Uhr nachts auch nur noch nach Schlaf zumute war. Nachdem ich aufgewacht war, erwartete ich gespannt das Frühstück. Hier war ich zunächst überrascht, dass das Eindecken des Tisches aus einer von der Flugbegleiterin auf meinem Schoß abgelegte Serviette bestand, die ich dann selbst auf den Tisch legen konnte. Nicht weiter schlimm, nur ich fand das schon eine sehr komisch ausgewählte Maßnahme zum Infektionsschutz. Das Frühstück selbst war zwar nicht das, was ich bestellt hatte, aber auch das, was ich bekam, schmeckte eigentlich ganz gut.
Positiv muss ich aber unabhängig ob Corona oder nicht, dass ich vom Schlafkomfort in der Lufthansa Business Class positiv überrascht war. Ich habe das Produkt auf diesem Flug das erste Mal selbst getestet, nachdem ich über die Jahre viele meist negative Einschätzungen gehört habe. Obwohl das “Füßeln” schon etwas gewöhnungsbedürftig ist, habe ich fast sechs Stunden komplett durchgeschlafen und wachte sehr ausgeruht etwa eine Stunde vor der Landung wieder auf – und das sogar mit FFP2-Maske!
Viel Abstand und keine besonderen Hygiene-Maßnahmen
Was das Sicherheitskonzept an Bord angeht, hat mich die Lufthansa nicht so wirklich überzeugt. Viel Lärm um nichts bzw. nicht viel könnte man sagen. Während man die Passagiere an Bord schon per se als ansteckend ansieht und sehr stark auf Abstand geht, ist ansonsten nicht viel mit Hygiene. Das Schutzmaterial der Crew besteht nur aus Masken, in vielen Fällen auch nur normale Klinikmasken und keine FFP-2 Masken. Das Thema Desinfektion beschränkt man zudem auf ein einziges Tuch, welches am Anfang verteilt wird.
Bei Qatar Airways gab es hier für jeden Passagier ein eigenes Hygiene-Kit, was ich für eine gute Maßnahme halte. Selbst wenn man diese Kosten aber nicht auf sich nehmen möchte, könnte man zumindest dafür sorgen, dass jederzeit Desinfektionsmittel zur Verfügung steht. Dies war aber weder in der Kabine der Fall, noch in den Toiletten konnte ich etwas finden.
Mich wunderte das ein wenig, schließlich scheint das Thema Infektionsschutz berechtigterweise eine große Rolle zu spielen, für genügend Desinfektionsmittel waren aber scheinbar nicht die Mittel da.
Zum Thema Maskenpflicht muss ich glaube ich nicht viel sagen, denn die Wachsamkeit der Crew bezüglich dieser Maßnahme war nach dem Vorfall nach dem Boarding so ziemlich allen klar. Entsprechend blieben die Masken bei allen Passagieren auf, natürlich auch zwischen den einzelnen Schlucken beim Trinken, was zu Anfang nochmal speziell per Durchsage bekanntgegeben wurde.
Fazit zu meinem Eindruck der Lufthansa Business Class in Covid-Zeiten
Obwohl ich eigentlich großer Fan der Lufthansa bin und die Werte, wofür sie steht schätze, war dieser Flug wirklich nicht besonders angenehm. Positiv muss ich anmerken, dass das Schlaferlebnis wirklich gut war und ich mir hier auch gut vorstellen könnte, längere Flüge zu absolvieren. Der Umgang mit der aktuellen Situation war in diesem Fall aber nicht besonders gut, jedenfalls bei diesem Flug.