Ich bin vor kurzer Zeit von Berlin nach Frankfurt gefahren. Zu meiner eigenen Überraschung fiel die Wahl schnell auf die Deutsche Bahn.

Wer mich mittlerweile kennt, sollte wissen, dass die Deutsche Bahn nicht meine natürliche Wahl des Transportmittels ist. Dennoch fiel meine Wahl für diese Fahrt spontan und einfach auf den ICE-Sprinter zwischen Berlin und Frankfurt. Gebucht habe ich die Fahrt in der 1. Klasse und musste dabei so einige Überraschungen feststellen. Meine Erfahrungen möchte ich mit Euch teilen.

Relikt aus vergangenen Tagen

Zugegeben: Ich bin nicht der größte Bahnexperte und -liebhaber. Wer bereits persönliche Beiträge von mir gelesen hat, wird erkannt haben, dass meine Leidenschaft bisher der zivilen Luftfahrt galt. Dennoch hat sich zumindest ein gewisses Interesse in den vergangenen Monaten und Jahren entwickelt. Gleichzeitig kommt man in Deutschland an die immer wieder “spektakulären” Schlagzeilen der Deutschen Bahn nicht vorbei. Das Thema beschäftigt wohl jeden Reisenden in Deutschland und jeder hat seine Meinung zum Konzern. Ich versuche diese in meinem Beitrag jedoch außen vorzulassen.

Vergangenen Freitag ging es für mich dienstlich von Berlin nach Frankfurt/Main. Meine Wahl fiel dabei relativ schnell auf die Deutsche Bahn. Die Preise waren zwar relativ hoch, im Vergleich zur Lufthansa jedoch immerhin noch deutlich günstiger. Ich fahre mittlerweile nur noch relativ selten mit dem Zug durch Deutschland. Lange Fahrten mit dem Zug oder gar dem Auto habe ich immer als unangenehm empfunden. Die Fahrt nach Frankfurt sollte knapp vier Stunden dauern. So wirklich wusste ich nicht, was ich von dieser Fahrt erwarten sollte. Ich kontaktierte vorher meinen besten Freund, der im Gegensatz zu mir eine Leidenschaft für den Bahnverkehr entwickelt hat.

Er konnte mir schnell sagen, welcher Zug sich auf dieser Strecke lohnt und welchen Sitzplatz ich reservieren sollte. Ich habe mich für den ICE-Sprinter mit Abfahrt um 11:04 vom Berliner Hauptbahnhof entschieden. Diese Fahrt sollte mit dem ICE 3 durchgeführt werden. Großer Vorteil: Das kleine Panorama-Abteil an den jeweiligen Enden des Zuges. Mit etwas Glück kann man von einem Sitzplatz hier die gesamte Fahrt mit Blick auf dem Zugführer verbringen. Ich fühlte mich in meiner Wahl bestätigt. Aus irgendeinen Grund wollte ich die 1. Klasse testen und hoffte auf einen wunderbaren Ausblick von meinem Sitzplatz.

Witzigerweise verfüge ich noch immer über ein Relikt der Vergangenheit: die Bahncard. Damals als Student beantragt, hat sich die Bahncard 25 bei mir zur Karteileiche entwickelt, für die ich jährlich den entsprechenden Beitrag leiste. Leider nutze ich sie nicht wirklich und für diese Buchung hat sie mir leider auch nicht geholfen. Um den Rabatt der Bahncard zu erhalten, muss man eine separate Bahncard 25 beantragen, die sowohl für Fahrten in der 2. Klasse als auch der 1. Klasse gilt. Ich musste den vollen Preis des Super-Sparpreises bezahlen, welcher übrigens nicht stornierbar oder zu ändern ist. Das steht zwar klar in den Bedingungen beschrieben, aber vor allem in der aktuellen Lage nicht gerade die Regelung, die man sich als Fahrgast wünscht.

Supermarkt ist meine Lounge

Der Freitag war gekommen und ich habe mich von meinem Wohnort zum Hauptbahnhof von Berlin begeben. Ich kenne noch die Zeiten als hier nur der kleine Lehrter Stadtbahnhof stand. In unmittelbarer Nähe bin ich geboren worden und aufgewachsen. Die Fahrt verlief bisher problemlos. Für die Fahrt wollte ich mich noch mit ein paar Snacks und ein paar Getränken eindecken. Dafür ist der Hauptbahnhof der ideale Ort. Die vielen Geschäfte bieten eine bunte Vielfalt verschiedenster Speisen. Mir reichte eine Brezel und ein Wasser sowie ein Saft.

Interessanterweise kommt man mit einem Ticket der 1. Klasse nicht automatisch in die Lounge der Bahn. Lediglich BahnComfort-Kunden oder Reisende mit dem teuersten Tarif der 1. Klasse erhalten Zugang zu den Lounges der Deutschen Bahn. Diese können dafür immerhin die neue Premium Lounge am Berliner Hauptbahnhof besuchen. Das entsprechende Ticket hätte mich mehr als doppelt so viel gekostet. In Anbetracht der derzeitigen Situation mit dem aktuell auch weiterhin stark eingeschränkten Service für mich nicht lohnenswert. Auch nach der Pandemie stellt dies für mich keine Option dar, da man lediglich die Wartezeit in einer ruhigen Umgebung verbringen kann. Das Speisen- und Getränkeangebot der DB-Lounges ist für mich nicht interessant und relevant.

Wie in alten Zeiten

Dennoch freute ich mich auf meine erste Zugfahrt seit langer Zeit. In meiner Erwartung habe ich mir einen ruhigen und vor allem leeren Zug vorgestellt. Gleis 2 im Untergeschoss des Hauptbahnhofs lehrte mich aber, dass auch viele andere Menschen dasselbe Ziel wie ich hatten: Frankfurt/Main. Das Gleis war voll als hätte es Corona nie gegeben. Immerhin konnte man sich auf die Wagenreihung verlassen. Der Zug fuhr pünktlich ein und zu meiner Enttäuschung musste ich feststellen, dass ich am falschen Ende des Zuges – nämlich am hinteren – meine Zugfahrt verbringen werde.

Der Einstieg verlief entspannt und ohne großes Drängeln. Auf den Abstand achteten viele der Fahrgäste. Ich stieg als Letztes an der hintersten Tür des Zuges ein und bog gleich links ab. Die Panorama-Lounge an beiden Enden des Zuges ist ein kleines Abteil mit lediglich neun Sitzplätzen. Dabei sollte man beachten, dass es sich hierbei um einen Ruhebereich handelt. Sollte man das Glück haben und in die richtige Richtung sitzen, wird man durch die Scheibe zwischen Abteil und Fahrerkabine mit einem atemberaubenden Ausblick belohnt. Ich konnte die Fahrt zumindest mit einem Blick auf die Schienen und die Landschaft verbringen.

Sprinter mit kurzem Atem

Ich habe meinen Sitzplatz für die knapp vierstündige Fahrt eingenommen. Aktuell werden in der 1. Klasse alle Nachbarsitze blockiert. Im gesamten Waggon sind die Sitze in einer 2-1-Konfiguration angeordnet. Ich hatte die Doppelbank für mich alleine. Die Sitze sind bequem, verfügen über ein kleines Leselicht, verstellbare Sitz- und Rückenlehnen sowie einen Schutz für mehr Privatsphäre zwischen den Rückenlehnen. Die Sitze sind gemütlich, der Komfort in der ersten Reihe jedoch leider nicht enorm. Ich bin nicht sehr groß, hatte aber aufgrund des Sitzplatzes hinter der Glasscheibe relativ begrenzten Freiraum für Beine und Füße. Dennoch eignet sich der Platz auch zum Arbeiten – selbst das Internet funktionierte während der gesamten Fahrt sehr gut.

Nur wenige Minuten außerhalb Berlins kamen die Schaffner im Doppelgespann, um die Tickets der Fahrgäste zu kontrollieren. Mit Kopfhörern auf den Ohren machte ich es mir gemütlich. Neben Komfort spielt vor allem in der aktuellen Zeit die Hygiene eine große Rolle. Die Sitze machten einen guten, gepflegten und vor allem sauberen Eindruck. Gleiches gilt auch für die Toiletten, die sich im nächsten Waggon befinden. Weiteren Service darf man in der 1. Klasse jedoch auch nicht erwarten. Speisen und Getränke gehörten schon vor Corona-Pandemie nicht zum Konzept der Bahn. Dafür haben die Zugbegleiter Bestellungen des Bordbistros zum Platz gebracht. Dieses hat zwar auch aktuell geöffnet, der Service an sich entfällt jedoch ebenfalls aktuell. Dafür können Fahrgäste der 1. Klasse noch immer eine Tageszeitung kostenfrei erhalten.

Weitere Vorzüge hat die Fahrt in der 1. Klasse jedoch nicht. Auch der Sprinter selbst kam mir eher wie ein regulärer Intercity vor. Nicht mal 30 Minuten ist dieser zur herkömmlichen Verbindung zwischen Hauptstadt und Main-Metropole schneller. Auf der Fahrt nach Frankfurt wird lediglich Halt in Berlin-Südkreuz, Halle und Erfurt gemacht. Daher beschleicht mich das Gefühl, dass die Zeitersparnis nur aus den fehlenden Zwischenstopps resultiert. In den meisten Fällen ist der Zug um die 140 km/h gefahren, nur selten etwas schneller. Das liegt leider auch daran, dass es in Deutschland auch weiterhin nur zwei Schnellfahrstrecken gibt, auf denen der ICE seine Geschwindigkeit auch wirklich nutzen kann. Bei all den berechtigten Diskussionen zum Wechsel des Zubringerverkehrs aus der Luft zur Schiene, stellt die Deutsche Bahn damit auf lange Sicht kein wirkliches Konkurrenzprodukt.

Fazit zu meiner Bahnfahrt in der 1. Klasse während der Pandemie

Wie schon eingangs erwähnt, bin ich kein Bahnexperte und werde es vermutlich auch nie sein. Das liegt auch daran, dass meine Erwartungen an die Deutsche Bahn immer zu hoch sein werden. Ich sehe jedoch keine Vorteile der 1. Klasse. Fahrgäste erhalten nicht automatisch Zugang zur Lounge und kostenfreie Speisen und Getränke darf man ungeachtet einer Pandemie auch nicht erwarten. Das ist auch nicht weiter schlimm. Dafür sind mir dann jedoch die Preise zu hoch und das Tarifsystem zu komplex. Ein höherer Preis für einen ICE-Sprinter wird mit wenigen Minuten geringerer Fahrzeit und weniger Zwischenstopps meiner Meinung nach ebenfalls nicht gerechtfertigt. Immerhin: die Fahrt verlief problemlos und pünktlich. Die Sitze waren sauber, die Fahrgäste hielten sich an die Maskenpflicht. Ich kam am gewünschten Ziel an, aber eine Fahrt in der 1. Klasse rechtfertigt das nicht.

Dafür kann der Sitz im Panorama-Abteil ein interessantes Gimmick sein. Dafür solltet Ihr den Fahrplan der Deutschen Bahn prüfen. Meines Wissens gibt es dieses Abteil nur im ICE 3 und ICE T.

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Autor

Alexander Fink ist als Content Editor seit Januar 2021 für reisetopia tätig. Zuvor war er als Account Manager in der Industrie beruflich unterwegs und schrieb von seinen Reiseerfahrungen im eigenen Blog. Heute ist er Euer Ansprechpartner für alle Airline- und Kreditkartenthemen.

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