Die Lufthansa Business Class auf Inlands- und Europaflügen hat sich trotz Corona kaum verändert – heißt das, dass sich der Aufpreis lohnt? Ich zeige Euch in diesem Review meine Erfahrungen!
Normalerweise ist mir die Business Class in Europa keinen allzu großen Aufpreis wert, während ich den Komfort auf der Langstrecke enorm zu schätzen weiß. Der Hintergrund dürfte klar sein: Die Sitze sind bei fast allen Airlines identisch, sodass die Unterschiede primär beim Catering, dem Service und bei den Leistungen am Boden liegen. Doch in aktuellen Zeiten spielen eben auch andere Aspekte eine wichtigere Rolle. Deshalb möchte ich Euch in diesem Erfahrungsbericht zeigen, was Ihr in der “Premium-Reiseklasse” der Lufthansa aktuell erwarten könnt!
Lufthansa Europa Business Class während Corona – die Buchung
Gebucht habe ich meinen Hin- und Rückflug in der Lufthansa Business Class von Berlin nach Mallorca etwas weniger als zwei Wochen vor Abflug. Da es zu diesem Zeitpunkt noch keine Direktflüge und auch sonst wenige Optionen gab, waren die Flüge der Lufthansa Group die einzige echte Möglichkeit. In der Economy Class lag der Preis für die Verbindungen über Frankfurt bei knapp über 200 Euro, in der Business Class bei knapp weniger als 300 Euro. Auf die einzelnen Segmente gerechnet, musste ich also etwas weniger als 25 Euro zusätzlich für den Komfort der Business Class bezahlen. In Anbetracht dessen, dass ein freier Nebensitz aktuell ein gewisses zusätzliches Sicherheitsgefühl bietet und ich davon ausging, dass die Flüge voll werden würden (was sie auch alle waren), entschied ich mich schlussendlich für die Business Class.
Ein weiterer Vorteil war dabei auch die Meilengutschrift, denn gerade durch die aktuelle Aktion mit doppelten Statusmeilen durfte ich mich über insgesamt mehr als 10.000 Statusmeilen freuen – auch weil ich den Rückflug kurzfristig noch einmal umgebucht hatte und damit anders als beim Hinflug nicht in Buchungsklasse P, sondern in Buchungsklasse D unterwegs war.
Lufthansa Europa Business Class während Corona – am Boden
Die Lufthansa Business Class bietet auch in Corona-Zeiten so einige Vorzüge am Boden. Dazu gehört sicherlich neben dem zusätzlichen Gepäck, dass man beim Check-in nicht anstehen muss und die Fast Lane nutzen kann. Diese Bereiche bedeuten gemeinhin einfach auch mehr Abstand. Eine kleine Überraschung hat mich dabei aber doch erwartet: Am BER bezahlt die Lufthansa nämlich bis auf Weiteres nicht für die Fast Lane, auch Business Class Passagiere nutzen also die normale Sicherheitskontrolle – in Palma de Mallorca gilt dasselbe. Die Nutzung der Lounges, immerhin ein Standard-Benefit der Business Class, ist auch stark eingeschränkt.
In Berlin und Frankfurt ging es zwar problemlos in die Lounge, hier gibt es mit Blick auf die Bestimmungen in Deutschland aber keinerlei Catering. Erst beim Weg nach draußen darf man sich ein Sandwich und ein Getränk mitnehmen. Das ist so natürlich auch völlig in Ordnung. Überraschend fand ich dann doch, dass die Lufthansa außerhalb ihres eigenen (und des der Star Alliance) Netzwerks nicht mehr für die Lounge-Nutzung bezahlt. In Palma de Mallorca steht an der Lounge sogar ganz explizit dabei, dass die Lufthansa momentan nicht zahlt – es gab wohl schon einige Nachfragen.
Aus Perspektive dessen, dass man Kosten sparen muss, ist das sicherlich nachvollziehbar. Gleichzeitig finde ich es doch gerade in diesen Zeiten ganz angenehm, auf Distanz gehen zu können und in einem abgetrennten (und in diesen Zeiten ziemlich leeren) Warteraum vor dem Flug zu entspannen. Mit dem Priority Pass über die American Express Platinum Card ging es dann ganz problemlos in die Lounge auf Mallorca.
Lufthansa Europa Business Class während Corona – das Boarding
Normalerweise würde ich dem Boarding keinen gesonderten Absatz widmen, dieses Mal war ich aber doch ein wenig überrascht. Geändert hat sich am Prozedere nämlich genau gar nichts. Für die Business Class bedeutet das erst einmal, dass man nach den Kindern und Mobilitätseingeschränkten recht früh an Bord darf. Dennoch geht man durch die vielen Wartenden in einer Menschentraube hindurch, was nicht unbedingt ein Sicherheitsgefühl in diesen Zeiten bietet. Das Boarding nach Gruppen wird zwar perfekt eingehalten, aber dennoch staut sich am Gate, im Gate und an Bord alles – hier wäre eine bessere Regelung in diesen Zeiten sicherlich wünschenswert.
Das De-Boarding läuft dann im Verhältnis deutlich besser ab. Hier werden nach und nach die Reihen aufgerufen, sodass es nicht zu einem vergleichbaren Gedränge kommt wie sonst. Was das aber bringt, wenn beim Boarding alle eng an eng stehen, darf man natürlich auch infrage stellen. Pluspunkt für die Business Class: Man kommt noch schneller und ohne Gedränge aus dem Flugzeug.
Lufthansa Europa Business Class während Corona – der Sitz
Ganz offensichtlich hat sich am Sitz in der Lufthansa Europa Business Class nichts geändert – einzig bei einem Flug durfte ich erstmals die “neuen” Sitze testen, die sich aber im Grunde kaum unterscheiden.
Der größte Vorteil in der Business Class ist ganz klar der freie Nebensitz, der in diesen Zeiten meines Erachtens nochmal einen höheren Wert hat. Ansonsten erwartet einen ein ordentlicher Sitzabstand, dazu genügend Stauraum.
Der Komfort war schon vor der Krise für längere Flug nicht allzu großartig, allerdings war ich auch jeweils weniger als zwei Stunden im Flugzeug, sodass ich mich nicht beklagen kann.
Aktuell erhalten alle Passagiere beim Boarding ein Desinfektionstuch, das man für eine weitere Säuberung des Sitzes nutzen kann. Allerdings wirkten die Sitze bei allen meinen vier Flügen sehr sauber und vom Geruch her auch zuvor schon desinfiziert.
Lufthansa Europa Business Class während Corona – das Catering
Zweifelsfrei interessant ist in der Lufthansa Europa Business Class genauso wie auf Inlandsflügen das Catering. In der Economy Class gibt es auf den meist kürzeren Flügen innerhalb von Europa nur eine Flasche Wasser, in der Business Class wird im Prinzip dasselbe Catering wie zuvor geboten, wenngleich es keine Getränkerunde vor der Mahlzeit gibt (früher wurde diese auf einigen Strecken angeboten). Selbst auf dem kurzen Hüpfer von Berlin nach Frankfurt gibt es jedoch eine “volle” Mahlzeit.
Während dieser wird natürlich die Maske abgenommen, in der Business Class entsprechend natürlich auch bei jedem zur gleichen Zeit. Neben der Mahlzeit, die auf einem Tablett serviert wird, gibt es auch weiterhin dazu gereichte Brötchen und auf Wunsch mehrere Getränke.
Auf zwei von vier Flügen wurde auch noch einmal eine weitere Getränkerunde angeboten, womit die Maske dann auch für gut 30 Minuten fallen konnte. Ob das jetzt ein größeres Problem ist oder nicht, möchte ich nicht einschätzen, aber das komplett normale Catering in der Business Class hat mich dann doch überrascht. Immerhin gab es die Einschränkungen in der Economy Class über Monate primär aus Gründen des Infektionsschutzes.
Vom Infektionsschutz abgesehen, dürfen sich Business Class Passagiere aktuell natürlich darüber freuen, dass sie weiterhin ein vollwertiges Catering und einen freundlichen Service bekommen – bei mir sogar inklusive Ansprache mit Name auf zwei Flügen. Zudem ist es sicherlich auch angenehm, zwischendurch die Maske abnehmen zu können – wenn eben aus anderer Perspektive auch bedenklich.
Lufthansa Europa Business Class während Corona – das Entertainment
Mit Blick auf das Entertainment hat sich in der Lufthansa Business Class auf Kurz- und Mittelstrecken durchaus etwas verändert. Nachdem schon länger keine Zeitungen und Magazine mehr angeboten werden, gibt es jetzt auch kein Bordmagazin mehr.
Alle Angebote sind stattdessen jetzt digital, hier kann man sowohl Zeitungen als auch Zeitschriften lesen (man muss dafür zuerst die App herunterladen) und je nach Flug auch das Internet (gegen Gebühr) nutzen oder verschiedene Serien und Filme schauen – natürlich auf eigenen Geräten.
Lufthansa Europa Business Class während Corona – Fazit
Ein freier Nebensitz, vollwertiges Catering und signifikant mehr Meilen – bei einem moderaten Aufpreis finde ich die Lufthansa Business Class auf Flügen innerhalb Europas aktuell durchaus empfehlenswert. Ich finde es zwar störend, dass man das Boarding nicht besser geregelt hat und die Lufthansa sich den Lounge-Zugang an vielen Airports spart, aber ansonsten ist das Business Class Erlebnis weiterhin fast vergleichbar mit dem, was es “vor Corona” gab. Das war zwar auch nicht großartig, anders als in der Economy Class wurde aber nicht weiter gekürzt.
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