Wer von London nach Edinburgh reist, der kann fliegen oder sich für den Schnellzug entscheiden. Was einen bei der umweltfreundlicheren Reisemöglichkeit erwartet, zeige ich Euch in dieser LNER Azuma First Class Bewertung!
Inhaltsverzeichnis
Das System unterscheidet sich in Großbritannien grundlegend vom deutschen, wenn es um die Eisenbahn geht. Durch eine starke Privatisierung und eine Vergabe der Streckenrechte an private Spieler (nicht nur im Sinne von Franchise) hat den Markt zu einem Flickenteppich mit Dutzenden verschiedenen Anbietern gemacht, die wiederum staatliche Leistungen erhalten.
Von London nach Edinburgh fuhr dabei bis vor einiger Zeit noch Virgin Trains, nach der Insolvenz des Unternehmens hat mit LNER nun ein staatliches Unternehmen übernommen. Grundlegend allerdings unterscheiden sich die verschiedenen Angebote auf den vielen Strecken (auf denselben Routen sind nur teilweise verschiedene Anbieter unterwegs) rein qualitativ nicht allzu sehr, zumal häufig auch dasselbe Wagenmaterial in anderen Farben genutzt wird.
LNER Azuma First Class – die Buchung
Gebucht habe ich meine Fahrt in der LNER Azuma First Class ungefähr zwei Wochen vor der Fahrt, weswegen die Preise auch schon relativ sportlich waren. Ähnlich wie in Deutschland gibt es auch in Großbritannien eine Art Sparpreis, der allerdings oft noch flexibler ist, als hierzulande. So gibt es je Tag und Zug teilweise hunderte verschiedene Preise, sofern man die Buchungsmöglichkeiten länger im Blick behält.
Neben der Unterscheidung zwischen Tickets mit Zugbindung (deutlich günstiger) und ohne Zugbindung gibt es außerdem noch die Unterscheidung zwischen Off-Peak (außerhalb der besonders gefragten Zeiten) und Peak (besonders gefragte Zeiten), womit sich auch bei den flexiblen Tickets noch einmal unterschiedliche Preise ergeben.
In meinem Fall konnte ich recht unproblematisch ein Ticket mit Zugbindung buchen und habe dafür einen Preis von etwa 150 Euro bezahlt – nicht gerade günstig, aber noch einer der günstigeren Züge an diesem Vormittag. Zur Auswahl stehen auf der Strecke von London nach Edinburgh dabei mit jeweils leicht kürzeren oder längeren Fahrzeiten (zwischen knapp über vier und knapp über fünf Stunden) Abfahrten etwa alle 30 Minuten. In der zweiten Klasse hätte ich etwa 50 Euro weniger bezahlt.
Wer etwas häufiger in Großbritannien Zug fährt, kann sich zudem eine sogenannte Railcard anschaffen, die vergleichbar mit der BahnCard Rabatte auf alle Fahrten bringt. In der Vergangenheit hatte ich schon einmal eine solche und würde sagen, dass sie sich je nach konkreter Nutzung ab etwa fünf Fahrten lohnt. Die Buchung des LNER Azuma ist dabei ganz einfach online am Computer oder auch über das Smartphone möglich. Das Ticket kommt per E-Mail und kann dann entweder als Handyticket genutzt oder ausgedruckt werden.
LNER Azuma First Class – das Boarding
Ein weiterer wichtiger Aspekt, der in meine LNER Azuma First Class Bewertung einfließt, ist der Buchungsprozess. Der LNER Azuma fährt von London King’s Corss im Norden der englischen Hauptstadt nach Edinburgh Waverley im Herzen der Innenstadt der schottischen Metropole. Der Bahnhof ist sehr gut an die U-Bahn angebunden, sowohl die Circle als auch die Metropolitan, die Piccadilly, die Northern, die Hammersmith und die Victoria halten hier. Dies ist insofern wichtig, als die Zufahrten gerade zu beliebten Zeiten oft verstopft sind.
Von Mayfair (mein Biltmore Mayfair London Erfahrungsbericht) hätte es mit dem Taxi länger als eine halbe Stunde gedauert, mit der U-Bahn geht es dagegen meist deutlich schneller. Der Bahnhof selbst ist modern und bietet alle möglichen Shops, um sich vor der Fahrt noch mit Snacks, Getränken oder Zeitschriften einzudecken.
Wie in England üblich, wird die Abfahrt vom entsprechenden Gleis – das Signal für das Boarding – erst etwa 15 bis 20 Minuten vor Abfahrt bekannt gegeben. Sobald ein Gleis zugeteilt ist, scannt man sein Ticket an einem Gate und kann dann zum Zug gehen und dort einfach seinen Sitzplatz aufsuchen. Das System ist damit etwas anders als in Deutschland, wo man sich auch vor dem Start des Boardings schon am Gleis aufhalten kann. Das Vorgehen hat mich eher an meinen Erfahrungsbericht zur 1. Klasse in chinesischen Schnellzügen erinnert.
LNER Azuma First Class – der Sitz
Die LNER Azuma First Class kommt in einer auch aus Deutschland bekannten Anordnung der Sitze daher. So gibt es auf der einen Seite des Ganges je einen Sitz, auf der anderen zwei Sitze. Im Eingangsbereich der Wagen gibt es zudem Gepäckfächer. Über den Sitzen ist zudem ebenfalls Platz für Trolleys und Taschen.
Die Sitze sind dabei angenehm breit und gut gepolstert. Auswählen kann man Einzelsitze, Doppelsitze sowie jeweils gegenüberliegende Sitze an einem großen Tisch (sowohl auf der Einzel- als auch Doppelseite).
Relevant ist dabei die Unterscheidung zum deutschen ICE insofern, als auch die Sitze “ohne” Tisch eine so große Fläche bieten, auf der man arbeiten kann. Ich würde als Alleinreisender also die “normalen” Einzelplätze empfehlen.
Neben zwei Armlehnen ist der Tisch dabei für mich auch der beste Aspekt der Sitze in der LNER Azuma First Class, denn dieses ist ausgesprochen robust und so breit, dass man problemlos einen Laptop und noch mehrere andere Utensilien darauf unterbringen kann.
Durch die Höhe des Tisches ist auch der Fußraum nicht eingeschränkt, sodass man sich problemlos ausstrecken kann. Zudem verfügt jeder Sitz über eine Steckdose, allerdings sollten Zentraleuropäer daran denken, einen Adapter mitzubringen. Außerdem gibt es aber auch die Möglichkeit, Geräte via USB zu laden.
Insgesamt habe ich die viereinhalb Stunden nach Edinburgh sehr bequem gesessen und kann die Erste Klasse im LNER Azuma nur empfehlen. Gerade wer einige Stunden arbeiten möchte, bekommt hier einen hohen Komfort.
LNER Azuma First Class – die Verpflegung
Anders als in Deutschland oder auch in der 1. Klasse im TGV, gibt es in britischen Zügen in der First Class immer auch inkludiertes Catering. Dieses fällt je nach Anbieter, Strecke und Tageszeit anders aus. Im LNER Azuma gibt es aktuell nur ein kaltes Snackangebot, in den nächsten Monaten soll allerdings ein umfassenderes Menü mit warmen Mahlzeiten angeboten werden. Daneben gibt es verschiedene Softdrinks, Kaffee, Tee, heiße Schokolade, Wasser, Saft sowie Wein, Bier und Ale (erst ab der Mittagszeit).
Das Menü bietet bei den Speisen verschiedene Sandwiches und Salate, zudem gibt es Obst und ein paar Süßigkeiten. Getränke werden die ganze Fahrt über gereicht, das gilt für Kaffee, Wasser, aber auch Softdrinks. Kurios fand ich allerdings, dass man nur einmal einen Snack auswählen kann – egal ob man nur eine Stunde oder fünf Stunden fährt. Zur Auswahl standen, jeweils aufgewärmt, eine Bacon Roll oder ein vegeatrische Ciabatta mit Tomaten und Pilzen. Alternativ gab es vier kalte Optionen: ein New York Deli Sandwich, ein Falafel und Hummus Sandwich (vegan), eine Tart mit Ziegenkäse (vegetarisch) und ein Salat mit Erbsen und Bohnen (vegan und glutenfrei). Dazu sind zwei süße Snacks auf dem Menü zu finden: Ein Loaf Cake und ein Schokocroissant.
Die Qualität des Caterings war durchaus gut und auch der Service war sehr prompt – so wurden sicher alle halbe Stunde Getränke angeboten. Im ICE sieht man trotz der notwendigen Zahlung deutlich seltener die Servicemitarbeiter im Zug 😉
LNER Azuma First Class – die Annehmlichkeiten
Die LNER Azuma First Class bietet nicht allzu viele Annehmlichkeiten. So gibt es etwa keine Zeitungen oder Zeitschriften, dafür allerdings WLAN. Dieses hat meines Erachtens jedoch nur mittelprächtig funktioniert, ich würde sogar behaupten schlechter als auf einer durchschnittlichen ICE-Fahrt. Dennoch konnte ich insgesamt recht solide arbeiten.
Erwähnenswert ist ansonsten noch, dass jeder Wagen zwei moderne und saubere Toiletten bietet, die auch während der Fahrt mehrfach aufgefrischt wurden.
LNER Azuma First Class – Fazit
Abschließend möchte ich in dieser LNER Azuma First Class Bewertung noch ein Fazit abgeben. Meine Fahrt war insgesamt sehr angenehm. Gerade wenn man an einem Arbeitstag fährt und die Zeit im Zug effizient nutzen kann, bietet sich die erste Klasse meines Erachtens an. Der Fußraum ist ebenfalls sehr angenehm und das inkludierte Catering zusätzlich ein netter Bonus. Zwar gibt es auch ein paar Schwächen, aber dennoch kann ich die Nutzung des Zuges zwischen Edinburgh und London nur empfehlen – auch wenn die Preise nicht allzu niedrig sind.