In der kommenden Nacht wird die allgemeine Testpflicht für Rückkehrer in Kraft treten – der Verband der Familienunternehmen fordert auch eine Testpflicht für Bahnreisende.
Die Infektionszahlen steigen weiterhin in Deutschland, Rückkehrer von Urlaubsreisen aus dem Ausland werden jedoch erst nach Ostern erwartet. Diese müssen sich ab der kommenden Nacht vor Rückreise mit dem Flugzeug gegen das Virus testen lassen. Der Präsident des Verbands der Familienunternehmen fordert nun auch die Einführung einer Testpflicht für Bahnreisende und hofft gleichzeitig auf Perspektiven für Öffnung von Hotels für touristische Reisen im Inland, wie unter anderem die “Bahnblogstelle” nach einem Interview des Präsidenten mit der “Rheinischen Post” berichtet.
Testpflicht für Bahnreisende gefordert
Die Pandemie-Lage in Deutschland scheint sich nicht zu entspannen. Der monatelang andauernde zweite Lockdown wirkte nur kurzzeitig, mittlerweile steigen die Infektionszahlen. Der Fortschritt der Impfkampagne ist in Deutschland noch nicht signifikant genug, um weitere Lockerungen beschließen zu können. Eine ausgedehnte Teststrategie wird schon seit Monaten gefordert. Nun wird sie sukzessiv umgesetzt, jedoch nicht ausschließlich, um den Bürgern mehr Freiheiten zu geben. Beim Bund-Länder-Treffen wurde eine allgemeine Testpflicht für Reiserückkehrer beschlossen, die morgen in Kraft treten soll. Zudem soll auch im Einzelhandel und in öffentlichen Einrichtungen die Masken- und Testpflicht ausgebaut werden. Warum dann nicht auch für Bahnreisende fragt sich der Präsident des Verbands der Familienunternehmen:
Es spricht absolut nichts dagegen, Flug- und Bahnreisende vor Reiseantritt obligatorisch auf Corona zu testen. Freiwillige Tests beim Check-in in Hotels oder in Ferienwohnungen oder vor dem Betreten von Restaurants oder Speisesälen sollten im Bereich des Möglichen liegen. Das fördert nicht nur die Gesundheit der Bürger, sondern hilft auch der Wirtschaft wieder auf die Beine.
Reinhold von Eben-Worlée, Präsident des Verbands der Familienunternehmen
Seiner Meinung nach würde nichts gegen eine Übertragung der Testpflicht für sämtliche Reisende sprechen. Die entsprechenden Testkapazitäten können bereits die Länder zur Verfügung stellen. Berliner sind beispielsweise vom Senat dazu angehalten, die kostenfreien Schnelltest-Einrichtungen wöchentlich in Anspruch zu nehmen. Diese Möglichkeiten sollten nach Ansicht des Verbands-Präsidenten auch Bahnreisende verpflichtend nutzen. Damit würde das Reisen noch ein Stück sicherer gemacht und dem inländischen Tourismus eine Perspektive geschaffen werden können.
Allgemeine Testpflicht für Flugreisende tritt in Kraft
Dass die allgemeine Testpflicht nicht überall auf Unterstützung trifft, stellt auch der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) Joachim Lang klar. Größter Kritikpunkt von ihm ist, dass die Verantwortung von der Bundesregierung an die Unternehmen übergeben werden würde. Diese müssten innerhalb kürzester Zeit entsprechende Vorkehrungen treffen: Tests organisieren und bereitstellen und eventuelle technische Voraussetzungen schaffen. Wie bei positiven Ergebnissen der Tests umgegangen wird, ist noch immer nicht vollständig geklärt. Auch deshalb fordert er zumindest die Quarantäne bei Vorlage entsprechender Tests entfallen zu lassen. Ein neues Reisekonzept der Reisebranche sah ähnliche Pläne vor, die auch der Bundesregierung vorliegen. Die Umsetzung dieses Konzepts ist jedoch mit der allgemeinen Testpflicht für Reiserückkehrer und möglicher Reiseverbote in weite Ferne gerückt.
Die Wirtschaft bedauert, dass die Politik ihre Verantwortung zur Umsetzung der bislang mangelhaften Impfstrategie mit einer Schnellschuss-Testaktion im Flugverkehr auf die Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen abwälzt. Eine Testpflicht auf Flugreisen ergibt dann Sinn, wenn diese mit einem Wegfall der bisher geltenden Quarantänepflicht bei der Einreise aus Risikogebieten einhergeht. Für die Vielfalt der Unternehmen und Betriebe ist die Zielvorgabe von 90 Prozent eine enorme Herausforderung, die zusätzlich zum Hochlauf der Impfinfrastruktur stattfindet.
Joachim Lang, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI)
Ende der vergangenen Woche hat die Bundesregierung die Einführung der allgemeinen Testpflicht erst in der Nacht vom Montag auf Dienstag um 0:00 mitgeteilt. Diese Neu-Regelung betrifft vorerst lediglich Reisende, die per Flugzeug in Deutschland einreisen und dementsprechend ein Testergebnis dem Transportunternehmen vorlegen müssen, anderenfalls kann die Beförderung verweigert werden. Dabei ist es ab Montagnacht irrelevant, ob man aus einem Risiko-, Hochinzidenz- oder Virusvariantengebiet sowie aus einem Land oder einer Region ohne Reisewarnung zurückkehrt. Fluggesellschaften und Reiseveranstalter informieren bereits ihre Passagiere und stellen diese sogar designierte Einrichtungen zur Verfügung.
Fazit zur Forderung einer Testpflicht für Bahnreisende
Neben Kritik an der Vorgehensweise in Bezug auf die allgemeine Testpflicht für Rückkehrer, die mit dem Flugzeug aus dem Ausland einreisen, mischen sich nun auch Forderungen zu einer Ausdehnung dieser neuen Verordnung. Der Präsident des Verbands der Familienunternehmen fordert die Testpflicht auch für Bahnreisende. Diese Maßnahme würde den Reisenden mehr Sicherheit geben und der Reisebranche eine Öffnungsperspektive verschaffen. Ein entsprechendes Konzept legt der Verband jedoch nicht vor. Ob und inwiefern die Forderungen dennoch als Basis für weitere Maßnahmen dienen könnten, bleibt zum aktuellen Zeitpunkt fraglich. Das Infektionsgeschehen zu den kommenden Osterfeiertagen und den folgenden Wochen könnten maßgeblich für weitere Entscheidungen sein.
