Die Corona-Pandemie hat die wirtschaftliche Lage der Swiss weiterhin fest im Griff. Für das dritte Quartal meldet die Airline nun operative Verluste in Höhe von 148,3 Millionen Schweizer Franken (gut 138,5 Millionen Euro).
Aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie hat Swiss auch im dritten Quartal weniger Passagiere als im Vorjahr befördern können und somit erneut hohe Verluste geschrieben. Das erste halbe Jahr 2020 traf die Airline bereits schwer. In den Sommermonaten sah es dann kurzfristig wieder nach einem Aufwärtstrend aus, aber nach der leichten Erholung haben die letzten Wochen das Betriebsergebnis weiter belastet. Swiss’ kumulierte operative Verluste für die ersten neuen Monate des Jahres belaufen sich nun auf 414,7 Millionen Schweizer Franken (über 387 Millionen Euro). Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Pressemitteilung der Fluggesellschaft hervor.
Die kurzzeitige Sommer-Erholung hielt nicht lange an
2020 sollte für Swiss ganz im Zeichen des Erfolges stehen. Noch Anfang des Jahres sah man voller Zuversicht in die Zukunft, doch dann traf die Corona-Pandemie die Welt in einem völlig unerwarteten Ausmaß. Insbesondere die Akteure des internationalen Tourismus, wie Airlines, Flughäfen und Reiseveranstalter fanden sich in einer Situation wieder, in der ihr Kerngeschäft nicht mehr wie gewohnt funktionierte. So sieht sich auch die Swiss mit einer der größten Krisen aller Zeiten konfrontiert.
Die Passagierzahlen der Airline gingen aufgrund von Reisebeschränkungen und Quarantäneregelungen drastisch zurück. Insgesamt flogen in den ersten neun Monaten dieses Jahres fast 70 Prozent weniger mit Swiss als in der Vorjahresperiode. Diese Zahl beinhaltet allerdings noch die ersten beiden “normalen” Monate des Jahres. Wirft man einen Blick auf die einzelnen Monate des letzten Quartals, wird der Passagierrückgang noch deutlicher. Im Juli betrug der Rückgang verglichen zum Vorjahresmonat 77,2 Prozent, im August 76,7 Prozent und im September sogar 84 Prozent. An der Zahl aus dem September erkennt man auch den sich aktuell wieder verschlechternden Trend.
Der Anfang des dritten Quartals versprach nämlich noch etwas Hoffnung. In den Sommermonaten konnte die Swiss ihr Angebot langsam wieder ausbauen und auch die Nachfrage nahm aufgrund der Sommerferien und des sich entspannenden Infektionsgeschehen wieder zu. Dadurch konnten zeitweise sogar wieder 40 Prozent des geplanten Flugprogramms durchgeführt werden. Doch die aufkeimende Hoffnung wurde durch steigende Fallzahlen, eine Ausweitung der Quarantänepflicht und Reiserestriktionen wieder ausgebremst. Das spiegelt sich nun in den Zahlen des dritten Quartals wider.
Angesichts des lähmenden Effekts, den die vielfältigen Quarantänebestimmungen in den letzten Monaten auf das Buchungsverhalten unserer Kunden hatten, entspricht das operative Ergebnis unseren Erwartungen. Dank eines sehr strikten Cash- und Kostenmanagements ist es uns jedoch im dritten Quartal gelungen, den Mittelabfluss zu minimieren. Trotz des äusserst schwierigen Marktumfeldes sind wir bezüglich des Bankenkredits auf Kurs. Die Liquidität ist damit nicht gefährdet.
Markus Binkert, CFO von Swiss
Das erste Mal seit 15 Jahren erwartet Swiss ein negatives Jahresergebnis
Die umfangreichen Auswirkungen der Pandemie bestimmen das Quartalsergebnis der Swiss. Es konnten in den letzten drei Monaten lediglich Erträge in Höhe von 370,5 Millionen Schweizer Franken (fast 346 Millionen Euro) erwirtschaftet werden. Im Vorjahr waren es noch 1,45 Milliarden Franken (rund 1,35 Milliarden Euro) in der gleichen Periode. Dieser deutlich geringere Ertrag stand hohen Kosten gegenüber, sodass ein operativer Verlust in Höhe von 148,3 Millionen Franken (knapp 138,5 Millionen Euro) in den Büchern der Airline verzeichnet wurde. Kumuliert man dieses Ergebnis mit den Verlusten aus den ersten beiden Quartalen, so zeigen die ersten neun Monate des Jahres 2020 insgesamt einen operativen Verlust in Höhe von 414,7 Millionen Schweizer Franken (über 387 Millionen Euro).
Die Zahlen des dritten Quartals sehen zwar – sofern man es bei Verlusten in dieser Höhe sagen kann – ein wenig besser aus als die des zweiten Quartals, jedoch zeichnete sich in den letzten Wochen wieder ein Abwärtstrend ab, der nicht viel Hoffnung für das Jahresende zulässt. Da die Fallzahlen weltweit wieder steigen, rechnet bei der Swiss niemand mehr damit, dass die Nachfrage im vierten Quartal noch einmal ansteigen wird. Man bereitet sich unterdessen auf noch weiter ansteigende Verluste und somit das erste negative Jahresergebnis seit 15 Jahren vor.
Der einzige Geschäftsbereich, der sich über die Krisenmonate hinweg positiv entwickelt hat, ist die Luftfracht. Hier wurden in diesem Jahr über 18.000 Tonnen Ware transportiert. Der Cargo-Bereich ist auch derjenige, der es der Swiss ermöglicht, weiterhin ein verhältnismäßig großes Langstreckenportfolio anzubieten.
Kostensenkungs-Maßnahmen sollen durch die Krise führen
Der Kredit, den die Fluggesellschaft im Zuge der staatlichen Unterstützung erhalten hat, reicht laut Angaben der Airline trotz anhaltender Verluste aus, um die Liquidität vorerst zu sichern. Jedoch müssen für die anstehenden Wintermonate weitere Kostensenkungsmaßnahmen eingeführt werden, um die Zukunft der Airline zu sichern. Dafür will die Fluggesellschaft alle nicht betriebsnotwendigen Projekte und Investitionen aussetzen. Außerdem sollen durch natürliche Fluktuation, Teilzeitmodelle sowie Frühpensionierungen 1.000 Stellen sozialverträglich abgebaut werden, um Personalkosten einzusparen. Auch die Flotte wird vorerst reduziert. Dafür werden die Flugzeuge der älteren Airbus A320-Familie vorübergehend stillgelegt und auf effizientere Maschinen der Flotte gesetzt.
Wir werden weiterhin alles tun, um unseren Auftrag, die Schweiz an die Welt anzubinden, bestmöglich zu erfüllen und unseren Fluggästen sicheres Reisen zu ermöglichen. Mit einer Erholung der Luftfahrt ist allerdings erst zu rechnen, wenn die Pandemie abflacht und auf Einreiseverbote und Quarantäneregelungen in der aktuellen Form verzichtet wird. Wenn die nächste Sommerflugplanperiode einen Aufschwung bringen soll, müssen bis dahin stabile, einheitliche und mobilitätsfördernde Rahmenbedingungen in Kraft sein.
Thomas Klühr, CEO von Swiss
Die Swiss will sich mit diesen Maßnahmen auf die Zeit nach der Pandemie vorbereiten, um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben und ihre starke Position auszubauen. Die Airline scheint dabei zuversichtlich, dass dies gelingt.
Fazit zu Swiss’ Quartalsergebnissen
Auch das dritte Quartal brachte die Swiss nicht aus den roten Zahlen heraus. Allerdings war das angesichts der sich immer weiter zuspitzenden Lage auch kaum anders zu erwarten. Die Airline selbst ging deshalb schon vor Veröffentlichung dieser Zahlen von derartigen Ergebnissen aus und bereitet sich aktiv darauf vor, noch einige weitere Monate im Krisenmodus durchzustehen. Dabei wirken die Maßnahmen geplant und gut durchdacht und machen Hoffnung darauf, dass die Airline nach der Krise in den kommenden Jahren zu alter Stärke zurückfindet.