Die skandinavische Airline SAS musste Insolvenz anmelden. Trotz der momentanen Umstände und dem anhaltenden Streik der Piloten und Pilotinnen, soll der Flugbetrieb aber vorerst weitergehen.
Der Pilotenstreik ging gerade mal einen Tag, da verkündete SAS die Anmeldung der Insolvenz. Die Airline beantragte bei einem US-amerikanischen Gericht den Gläubigerschutz. Trotz der derzeitigen Lage, möchte die Airline den Flugbetrieb auch weiterhin aufrechterhalten. So berichtet das Handelsblatt.
Finanzielle Probleme reichen weit zurück
Der aktuelle Streik der Piloten und Pilotinnen war für die bereits angeschlagene Fluggesellschaft nach eigenen Aussagen das Zünglein an der Waage. Scandinavian Airlines ist nicht mehr zahlungsfähig. Doch die finanziellen Probleme reichen weit zurück.
Die Corona-Krise hat der Airline stark geschadet, es war schon seit längerem eine finanzielle Umstrukturierung geplant. Unternehmenschef Anko van der Werff kündigte deswegen vor einiger Zeit umfassende Sparmaßnahmen an. Auch Aussagen wie zum Beispiel, dass SAS ums Überleben kämpft, fielen immer wieder. Die Insolvenz kommt also nicht überraschend.
Chapter 11 des US-Amerikanischen Insolvenzrechts
Dass die Airline den US-Gläubigerschutz beantragt hat, hat durchaus einen Grund. Während beispielsweise deutsches Insolvenzrecht hauptsächlich die Gläubiger schützt und dafür sorgt, dass diese schnellstmöglich ihr Geld bekommen, ist die US-amerikanische Version davon – zumindest nach dem sogenannten Chapter 11 Verfahren – eher auf der Seite der Unternehmen. Mit diesem Schritt ist SAS nun erstmal zwischen neun und zwölf Monaten von der Pflicht, ausstehende Gläubiger zu bezahlen, befreit.
Während dieser Zeit hat die Airline die Möglichkeit – und auch den Plan – sich finanziell neu aufzustellen. Gläubiger müssen jegliche Absichten und Vorgehen hinsichtlich Zwangsvollstreckungen einstellen. Der Nachteil: Ebendiese Gläubiger bekommen im Gegenzug Aktien – je nach Höhe der Schulden. Im schlimmsten Fall kann das damit enden, dass nach erfolgreicher Restaurierung des Unternehmens die ursprünglichen Besitzer leer ausgehen.
30.000 Reisende derzeit betroffen
Auch wenn SAS das Ziel hat, den Flugverkehr aufrechtzuerhalten – im Moment sieht es eher schlecht aus. Aus dem Streik von ca. 900 Piloten und Pilotinnen resultieren bisher Flugausfälle und Verspätungen, die fast 30.000 Passagiere täglich betreffen.
Es muss also zu aller erst der Konflikt mit der Cockpit-Crew gelöst werden. Die Seiten sind hier jedoch verhärtet: Kapitäne und Kapitäninnen werfen SAS vor, den während der Krise entlassenen Kollegen zu Unrecht die Rückkehr zu verweigern. Die Airline hingegen gibt sich entsetzt über den Zeitpunkt des Streiks und wirft den Streikenden Rücksichtslosigkeit vor.
Fazit zur Insolvenzanmeldung von SAS
Die skandinavische Airline hat relativ geschickt dafür gesorgt, dass die Chance auf eine Umstrukturierung und Erholung des Unternehmens auch weiterhin bestehen bleibt. Dank des US-Insolvenzrechts bleiben SAS jetzt höchstens zwölf Monate, um dieses Vorhaben zu schaffen. Ob sie parallel jedoch auch die Aufrechterhaltung des Flugbetriebs gewährleisten können, ist anzuzweifeln – vor allem, wenn das Personal weiterhin unzufrieden bleibt.