Ein Jahr nach der Rückholaktion der Bundesregierung wurden bisher lediglich ein Fünftel der Kosten in Rechnung gestellt.
Bereits ein Jahr ist vergangen als die Landesgrenzen weltweit dicht gemacht wurden. Reisende waren im Ausland gefangen, so auch viele Tausende Deutsche. Deshalb organisierte die Bundesregierung die wohl bisher größte Rückholaktion der Geschichte. Wie unter anderem faz.net berichtet, wurde von den dadurch entstandenen Kosten jedoch bisher nur ein Fünftel abkassiert.
17,9 Millionen Euro erst berechnet
Es war die wohl spektakulärste und größte Rückholaktion in der Geschichte der Bundesrepublik! Als im vergangenen Jahr die Landesgrenzen weltweit dicht gemacht wurden, da sich das Corona-Virus zunächst in Asien, dann in Europa und letztlich in Amerika rasend schnell verbreitet hat, waren viele Tausend Bundesbürger im Ausland gestrandet. Die regulären Flüge fielen aus, viele Fluggesellschaften blieben sogar gänzlich am Boden. Einige andere flogen im Sonderauftrag der jeweiligen Regierung – so auch in Deutschland. Insgesamt etwa 67.000 Deutsche und EU-Bürger wurden im Auftrag der Bundesregierung wieder nach Hause geflogen. Insgesamt wurden 240.000 Reisende zurückgebracht. Unterstützung erhielt man von den deutschen Fluggesellschaften. Darunter spektakuläre Flüge wie der Flug von Condor mit einer Boeing 767 aus Australien und Thailand. Auch die Lufthansa hat unzählige Rückholflüge durchgeführt, welche zum großen Teil die letzten Flüge der Boeing 747-400 und des Airbus A380 waren.
Mittlerweile ist ein Jahr seit Beginn dieser Rückholaktion vergangen. Mit 17,9 Millionen Euro wurde jedoch bisher erst ein Fünftel der Gesamtkosten von den Passagieren in Rechnung gestellt. Von den bereits erwähnten 67.000 wurden 21.000 Rechnungen noch gar nicht versendet. Die Gesamtkosten wurden damals auf circa 94 Millionen Euro geschätzt, wovon etwa 40 Prozent durch die Passagiere beglichen werden soll. Berechnet wurden die Tickets zu herkömmlichen Economy Class Tarifen entsprechend der jeweiligen Distanz. Vor den Flügen konnten sich die betroffenen Passagiere melden und mussten dann kurzfristig auf ein Rückholangebot reagieren. Während Reiseveranstalter und Fluggesellschaften die Touristen kostenlos nach Hause geflogen haben, charterte das Auswärtige Amt für Individualreisende und andere Rückkehrwillige alleine bis Ende April 260 Flüge. Auf diesen Flügen sind die besagten 67.000 Deutschen und EU-Bürger zurückgeholt worden.
80 Prozent der Passagiere zahlen fristgemäß
Begründet werden die Verzögerungen mit dem enorm hohen bürokratischen Aufwand und der erschwerten Arbeitsbedingungen wegen der weiterhin vorherrschenden Pandemie. Viele Unternehmen der Reisebranche befinden sich nach wie vor in Kurzarbeit. Nach Informationen der Deutschen Presseagentur wurden knapp 35.000 Rechnungen an die Passagiere in Deutschland verschickt. Laut bisherigen Erfahrungen des Auswärtigen Amts werden ungefähr 80 Prozent der Rechnungen fristgemäß beglichen. Auf der anderen Seite haben bereits 113 Deutsche eine Klage gegen die Zahlung dieser Rückholtickets eingereicht. Alle Verfahren laufen noch.
Am morgigen Mittwoch jährt sich die größte Rückholaktion Deutschlands zum ersten Mal. Am 17. März 2020 hat der Bundesminister des Auswärtigen Heiko Maas (SPD) die Rückholflüge mit den Deutschen Reiseveranstaltern und Fluggesellschaften geplant und veranlasst. Infolgedessen haben viele Fluggesellschaften für den vergangenen Sommer eine Rückholgarantie für ihre Passagiere ausgesprochen. Mit Ende der Rückholflüge im vergangenen Sommer blieb endgültig der Großteil der Flotten von Deutschen Fluggesellschaften am Boden. Aktuell ist es sogar fraglich, ob die Lufthansa jemals wieder den Airbus A380 zurückbringen wird. Gleichzeitig fordert Condor weitere Staatshilfen.
Fazit zur bisherigen Bilanz der Rückholaktion
Am morgigen Mittwoch ist bereits ein Jahr seit Beginn der größten Rückholaktion der Geschichte Bundesrepublik Deutschlands vergangen. Bisher wurde jedoch nur ein Fünftel der Gesamtkosten berechnet. Ab Juni dieses Jahres sollen die noch fehlenden Rechnungen versendet werden. Passagiere auf den Rückholflügen müssten die Kosten zu circa 40 Prozent selbst tragen, die Tickets wurden zu herkömmlichen Economy Class Tarifen berechnet. Dagegen stehen etwas mehr als 100 Klagen von Rückkehrern, die diese Ticketpreise gar nicht bezahlen möchten. Es bleibt spannend zu beobachten, wann die Bundesregierung dieses Kapitel abschließen kann und ob noch weitere Klagen folgen werden.