Seit der airberlin Insolvenz vor knapp vier Monaten und der darauf folgenden topbonus Insolvenz ist die Zukunft des ehemaligen Vielfliegerprogrammes der airberlin mehr als unklar. Im letzten Glaskugel Artikel haben wir uns der mittlerweile feststehenden “Zukunft” von airberlin gewidmet, nun geht es um die mögliche Zukunft von topbonus, dem Vielfliegerprogramm der Airline.
Wie beim letzten Mal gilt: Wir bleiben bei unserem hohen Niveau der Artikel und möchten nicht wild spekulieren, doch durch die vielen Leserfragen zur Zukunft von topbonus in den letzten Monaten möchten wir Euch gerne an unseren Gedanken teilhaben lassen!
Wie ist Eure Meinung zu diesem Thema? Habt Ihr ein anderes mögliches Szenario? Wir freuen uns auf Eure Kommentare!
Was bislang rund um topbonus passiert ist
Mitte August musste airberlin Insolvenz anmelden, nachdem der Miteigentümer Etihad Airways die Zusicherung für Zahlungen zurückgezogen hatte. In Folge dessen musste wenige Wochen später auch das Vielfliegerprogramm von airberlin, topbonus, Insolvenz anmelden.
topbonus ist seit einigen Jahren keine 100-prozentige Tochter von airberlin, sondern gehört lediglich zu 30 Prozent airberlin und zu 70 Prozent Etihad Airways. Damals hatte airberlin das Vielfliegerprogramm zur Geldbeschafftung zu einem (von neutraler Seite betrachtet) völlig überzogenen dreistelligen Millionenbetrag an den Großaktionär verkauft.
topbonus agierte bislang wie ein klassisches Vielfliegerprogramm: Für von airberlin und von airberlin-Partnern durchgeführte Flüge wurden Meilen im Programm gutgeschrieben, die anschließend für Prämien wie Flüge eingesetzt werden konnten. Im Prinzip alles analog zu etwa Miles and More. Mit der Insolvenz von airberlin und dem damit verbundenen Austritt aus der oneworld Allianz, brach ein Großteil der Partner auf einen Schlag weg. Vor wenigen Wochen wurde allerdings bekannt, dass bei Flügen von Germania und bmi regional Meilen gesammelt werden können und das Einlösen von Meilen für Germania Flüge in Vorbereitung sei.
Erwähnenswert ist auch, dass mittlerweile wieder Meilen für Umsätze mit der airberlin Visa Kreditkarte gutgeschrieben werden und für die letzten Monate auch nachträglich gutgeschrieben wurden. Eine sinnvolle Einlösung ist aktuell aber auch weiterhin nicht möglich, weswegen die Fortschritte immer mit Vorsicht zu betrachten sind.
Als unabhängiges Bonusprogramm in die Zukunft
Kommen wir zu den Überlegungen, wie diese Situation gelöst werden könnte und wie topbonus in der Zukunft funktionieren kann oder könnte:
- topbonus wird von einem strategischen Investor übernommen, der die Unabhängigkeit vorantreibt
- statt exklusiv das Vielfliegerprogramm einer Airline zu sein, wird topbonus ein allgemeines Bonusprogramm (ähnlich wie Payback)
- mehrere Fluggesellschaften werden zu einem Partner von topbonus
- das Statusprogramm wird mit Vorteilen bei verschiedenen Partnern fortgeführt
In diesem Artikel will ich nun versuchen, zu erklären, wie das unter Umständen funktionieren könnte.
Die Zukunft von topbonus ohne Etihad
Momentan ist topbonus zum großen Teil noch in Besitz von Etihad. Die Airline aus Abu Dhabi hat mit Etihad Guest bereits ein eigenes Vielfliegerprogramm, weswegen eine Übernahme nicht unbedingt Sinn ergibt. Theoretisch könnte man alle Daten integrieren, doch würde Etihad hier einen großen Vorteil sehen, hätte die Airlines dies wohl längst getan. Etihad ist auch eher nicht der richtige Eigentümer, um aus topbonus einen unabhängigen Player im Markt der Bonusprogramme aufzubauen. Schlichtweg weil keine Expertise in diesem Bereich vorhanden ist.
Somit bleibt die einzig mögliche Zukunft des Programmes in dem Verkauf an einen strategischen Investor, der sich um die Unabhängigkeit des Programmes kümmert. Dies sollte am besten ein Unternehmen sein, dass bereits Erfahrung auf diesem Gebiet hat. Auch wenn ich kein großer Experte auf diesem Gebiet bin, liegt der Gedanke an American Express hier sehr nahe – mit Payback hat das Kreditkartenunternehmen bereits den größten deutschen Player aufgekauft und hätte hier die Möglichkeit, mit topbonus einen eigenen Konkurrenten mit anderer Ausrichtung zu schaffen. Auch eine enge Kooperation der beiden Programme erscheint möglich.
Erwähnenswert ist hier auch, dass der aktuelle Geschäftsführer von topbonus, Anton Lill, früher über viele Jahre bei American Express tätig war und sich auch hier um Bonusprogramme gekümmert hat. Einen gewissen Draht zwischen den beiden Unternehmen könnte es also noch geben – für die Zukunft von topbonus wäre das möglicherweise förderlich.
Der Wert von topbonus aktuell und in der Zukunft
Man kann sich mitunter auch fragen – ist topbonus überhaupt etwas wert? Den größten Wert stellen auf jeden Fall die 4,3 Millionen Mitglieder des Programmes dar, viele von denen mit umfangreichem Flugprofil und eine fünf- oder sechsstellige Zahl zusätzlich mit der airberlin Kreditkarte. Die Daten sind natürlich am lukrativsten für Anbieter auf dem europäischen Reisemarkt, da beispielsweise eine amerikanische Airline keinen großen Gewinn mit dem Wissen erreicht, welche innerdeutsche Strecke ein topbonus Kunde häufig bucht.
Genau aus diesem Grund hatten wir eigentlich erwartet, dass die Lufthansa zuschlägt und topbonus in Miles and More integriert – doch anscheinend fand man im Konzern keine Verwendung dafür, berücksichtigt man das nun herrschende Quasi-Monopol auf dem deutschen Flugmarkt. Ändern könnte sich dies allerdings mit der möglichen Übernahme von Niki durch die IAG-Group. Wenn Niki beispielsweise in Vueling integriert wird und auch deutsche Flugstrecken durchgeführt werden, könnten die Daten durchaus einen großen Wert darstellen. Dies könnte natürlich auch wieder ein neuer Anreiz für die Lufthansa Group sein, um genau dies zu verhindern.
Besonders wahrscheinlich ist dieses Szenario gleichzeitig aber nicht, da Vueling sich in Zukunft wohl weiterhin auf den Ferienverkehr und Strecken nach Südeuropa konzentrieren will. Der Fokus wird demnach mit großer Wahrscheinlichkeit nicht auf dem innerdeutschen Markt und damit auch nicht an den Daten des Vielfliegerprogramms topbonus liegen.
topbonus Meilen bei mehreren Partnern nutzen
Nach der airberlin Insolvenz wurden topbonus Konten zuerst gesperrt und es war keine Einlösung mehr möglich. Im Oktober überraschte uns alle die Nachricht, dass topbonus Meilen für kurze Zeit für Etihad Economy Class Flüge einlösbar waren. Durch hohe Zuzahlungen von Steuern & Gebühren und die Begerenzung auf die Economy Class war dies allerdings kein sonderlich guter Deal. Seit dem Ablauf dieser Aktion gibt es lediglich den Pop-Up Store, in dem man Produkte wie Gutscheine zu horrenden Preisen erwerben kann. Eine Einlösung ist aktuell also nicht sinnvoll möglich.
Ende 2017 wurde bekanntgegeben, dass man die Einlösung von topbonus Meilen für Germania Flüge anstrebe. Wann es in dieser Sache Fortschritte geben wird, ist bislang noch nicht bekannt. Es sieht aber so aus, als könnte man die Meilen demnächst auch wieder für Flüge einlösen. Wie hoch der Gegenwert in diesem Fall ist, bleibt vorerst abzuwarten.
Als unabhängiges Bonusprogramm hätte topbonus die Möglichkeit, Einlösungen bei vielen Partnern zu erlauben, sodass man mit Meilen Flüge bei mehreren Airlines, Hotelnächte in einigen Ketten und weiteres buchen könnte. Damit hätten die Meilen wieder eine repräsentativen Wert, anders als bei der aktuellen Möglichkeit im Pop-Up Store. Notwendig wären dafür aber Verträge mit verschiedenen Ketten und Fluggesellschaften, sodass dieses Szenario aktuell nur wenig realistisch ist.
Die Zukunft von topbonus durch Differenzierung mit Statusprogramm
topbonus hat neben der Möglichkeit Prämienmeilen zu sammeln, natürlich auch die Möglichkeit, einen Status zu erreichen. Dieser brachte bis auf wenige Ausnahmen ausschließlich Vorteile beim Fliegen mit airberlin oder einem airberlin Partner. Doch hier liegt die große Chance der Differenzierung: Schafft man es, über viele Partner hinweg Statusvorteile anzubieten, sieht der Kunde einen Vorteil gegenüber anderen Bonusprogrammen und wählt seine Reisepartner nach seinen Vorteilen aus, ganz genauso wie ein ehemaliger airberlin Vielflieger wohl meistens oneworld Airlines buchte, um Vorteile zu genießen.
Wenn topbonus nun zusätzlich mit einigen Airlines gepartnert ist, die untereinander nicht in Konkurrenz stehen, können die Statusvorteile auch in der Luft gelten. Zumindest in gewissem Maße ähnlich ist hier das Programm von Alaska Airlines. Dadurch, dass die Airline unabhängig von einer der großen Luftfahrtallianzen arbeitet, können Mitglieder Meilen bei zahlreichen Partnern sammeln und einlösen. Auch Statusvorteile gibt es bei ausgewählten Partnern. Mit Hotelketten arbeitet Alaska Airlines allerdings nicht zusammen und fokussiert sich stattdessen auf Fluggesellschaften. Bei topbonus könnte eine weitere Differenzierung also für eine echte Neuerung auf dem Markt sorgen.
Die Zukunft von topbonus – Fazit
Es gibt mehrere Szenarien für eine Zukunft von topbonus. Das Programm hat eine längere Durststrecke hinter sich, scheint sich aktuell aber ein wenig zu erholen. Noch immer gibt es eigentlich keine sinnvolle Einlösungen, dafür aber neue Partner und einige Lichtblicke. Es scheint, als hätte das Programm möglicherweise eine Zukunft. Entweder alleinstehend durch eine Differenzierung von anderen Programmen oder durch die Integration in ein anderes Programm beziehungsweise das finanzielle Investment eines starken Partners. Es gilt daher vorerst weiterhin abzuwarten, eine gewisse Hoffnung darf man aber haben.