Bereits seit Wochen hat Lufthansa Probleme wegen fehlenden Mitarbeitenden. Es kommt zu reihenweise Flugstreichungen. Jetzt droht zusätzlich noch der nächste Streik.
Am 30. Juni liefen die Tarifverträge von Lufthansa aus. Verdi verlangt aus diesem Anlass heraus mehr Geld für das Bodenpersonal der Lufthansa – falls sich die beiden Parteien nicht einigen können, kann es zu Warnstreiks kommen, wie bei den heute begonnenen Verhandlungen bereits angedroht wurde. Das berichtet die FAZ. Doch was genau fordert Verdi?
„Natürlich ziehen wir auch Warnstreiks in Betracht”
Im Zuge der Corona-Pandemie gab es zahlreiche Sparmaßnahmen, die das Unternehmen am Leben halten sollten. Kürzungen wurden besonders bei der Bezahlung von Mitarbeitenden vorgenommen. Nun, da die Krise vorerst überwunden scheint und sich zumindest die Reisebranche nach und nach erholt, soll sich auch der Lohn der Beschäftigten wieder erhöhen. Gleichzeitig sollen sich die Arbeitsbedingungen wieder verbessern. Verdi-Vizechefin Christine Behle führt die Verhandlungen, ein Sprecher der Gewerkschaft droht derweil mit Warnstreiks.
Natürlich ziehen wir auch Warnstreiks in Betracht, wenn die Verhandlungen nicht in die richtige Richtung gehen.
Statement eines Verdi-Sprechers
Die Friedenspflicht endete am 30. Juni und Streiks sind damit im Rahmen des möglichen. Vor allem aber gehe es der Gewerkschaft auch darum, auf die aktuellen Arbeitsbedingungen der verbliebenden Angestellten hinzuweisen. Der Personalmangel führe nämlich zu einer deutlich höheren Belastung für die verbliebenden Angestellten. Das müsse sich schnellstens ändern. Behle ist auch als stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende bei der Lufthansa tätig und erhält damit einen detaillierten Einblick in das Unternehmen.
9,5 Prozent mehr Gehalt für das Bodenpersonal
Verdis Forderungen beziehen sich auf diverses Bodenpersonal der Lufthansa. Der Lohn soll um mindestens 9,5 Prozent bzw. 350 Euro monatlich ansteigen. Zusätzlich soll der Mindestlohn für Lufthansa-Angestellte in diesen Bereichen bei 13 Euro, also einen Euro über dem geplanten gesetzlichen Minimum, liegen. Die Laufzeit für den neuen Tarif soll lediglich auf zwölf Monate begrenzt sein.
Lufthansa reagiert zurückhaltend
Die Verhandlungen werden nicht einfach. Lufthansa reagiert zurückhaltend auf die Forderungen von Verdi und verweist auf die aktuelle Lage. Das Unternehmen sei nach der Corona-Krise noch lange nicht über dem Berg, der Angriffskrieg in der Ukraine sorgt für neue Herausforderungen und auch sonst sieht sich die Fluggesellschaft mit einigen wirtschaftlichen Risiken konfrontiert.
Dennoch: einen Streik kann sich die Airline im Moment nicht leisten. Wegen fehlendem Personal wurde der Sommerplan bereits ausgedünnt und kurzfristige Flugannullierungen häufen sich in den letzten Tagen wegen Krankheitsausfällen. Dementsprechend äußerte die Fluggesellschaft bereits Verständnis für die Situation der Angestellten. Das versuchte der Kranich jüngst auch in einem öffentlichen Schreiben klarzumachen. Dabei sei sich die Lufthansa über die aktuell chaotische Situation bewusst. Man würde bereits alles tun, um dem entgegenzuwirken.
Doch neue Mitarbeitende erwartet der Konzern erst gen Winter. Erst dann würde sich die Situation für Angestellte und Passagiere gleichermaßen entspannen. Bis dahin bittet der Kranich um Geduld.
Erste Verhandlungsrunde bleibt ergebnislos
In einem Hotel am Frankfurter Flughafen gab es am Donnerstag, dem 30. Juni, pünktlich zum Auslaufen der bisherigen Tarife eine erste Verhandlungsrunde. Die Gespräche blieben jedoch ergebnislos – was zu erwarten war. Proteste gab es begleitend zu der Verhandlung noch nicht. Eine zweite Gesprächsrunde wurde von der Airline auf den 13. Juli vorgezogen. Eigentlich wurde die Weiterführung der Verhandlungen erst für August eingeplant – entsprechend der Dringlichkeit der Lage verschob Lufthansa jedoch den Termin. Verdi Vertreterin Behle sieht das als ein positives Signal.
Auch an Bord herrscht Unzufriedenheit
Nicht nur das Bodenpersonal ist mit den momentanen Arbeitskonditionen unzufrieden. Auch an Bord gibt es Streitigkeiten. So beklagte sich erst vor kurzem das Kabinenpersonal über das SMK-Modell, das vor allem in den Sommermonaten gang und gäbe ist. Die Lufthansa lenkte jedoch schnell ein und setzte sich gemeinsam mit den Vertretern der Arbeitnehmer an einen Tisch. Einer internen Quelle zufolge gibt es zudem immerhin eine Abmachung zwischen fliegendem Personal und den verhandelnden Parteien seitens der Lufthansa: Zumindest zur Sommerreisezeit soll garantiert werden, dass es zu keinen Streiks kommen wird.
Fazit zum drohenden Streit bei der Lufthansa
Lufthansa hat zurzeit tiefgreifende Probleme mit den Mitarbeitenden. Und es werden einfach nicht weniger. Neben signifikantem Personalmangel kommen nun auch die Gewerkschaften zwecks der Arbeitsbedingungen und Entlohnung auf das Unternehmen zu. Es muss schnell an einer grundlegenden Lösung gearbeitet werden. Ob die zweite Verhandlungsrunde im Juli bereits ausreichend Ergebnisse bringt, ist fraglich. Verdi ist jedoch in einer guten Verhandlungsposition.