Die Lufthansa hat am gestrigen Mittwoch die detaillierten Quartalsergebnisse veröffentlicht, die aufgrund des drastischen Rückgangs bei Flugreisen durch die Corona-Krise wenig überraschend nicht sonderlich positiv ausfielen – noch deutlich schlimmer dürften aber die Zahlen des zweiten Quartals werden.
Im Zuge der Corona-Krise musste der Lufthansa Konzern haufenweise Flüge einstellen und lies 700 seiner Flieger komplett am Boden. Dass man dies nun auch im schlechten Quartalsergebnis des Unternehmens sehen kann, ist keine Überraschung. Demnach hat Lufthansa über eine Milliarde Euro allein im ersten Quartal verloren – und das ist nur der Anfang. Mittlerweile gibt es auch alle relevanten Details zu der Verlustmeldung und der geplanten Restrukturierung des Konzerns.
Verlust von 1,2 Milliarden Euro & 18 Prozent weniger Umsatz
Bereits vor einigen Wochen warnte Konzernchef Carsten Spohr die Reisewelt vor einem belasteten Quartalsergebnis des Unternehmens. Dass diese Prognosen nun wirklich so eintreffen, kommt angesichts der aktuellen Lage wohl nicht überraschend. So heißt es im Quartalsbericht:
Der weltweite Luftverkehr ist in den vergangenen Monaten fast vollständig zum Erliegen gekommen. Das hat unser Quartalsergebnis in einer bisher noch nie dagewesenen Dimension belastet. Angesichts der absehbar nur sehr langsam verlaufenden Erholung der Nachfrage müssen wir nun mit tiefgreifenden Restrukturierungen gegensteuern.
Demnach sank der Umsatz des Kranichs im ersten Quartal um ganze 18 Prozent. Betrug der Umsatz in 2019 noch 7,8 Milliarden Euro, lag dieser in 2020 bei gerade einmal auf 6,4 Milliarden Euro. Auch wenn die Kosten im Unternehmen daraufhin deutlich reduziert wurden, konnten diese Maßnahmen das Ergebnis doch kaum ausgleichen. Für das erste Quartal 2020 beläuft sich der Verlust so auf 1,2 Milliarden Euro, das gesamte Konzernergebnis betrug sogar minus 2,1 Milliarden Euro und war dabei so schlecht wie nie zuvor in einem Quartal.
Die Differenz zwischen dem Konzernergebnis und dem Verlust mag auf den ersten Blick relativ hoch klingen. Dies ergibt sich jedoch aus mehreren Faktoren. So musste der Kranich zum Beispiel Wertberichtigungen auf die 700 stillgelegten Flugzeuge sowie auf die Firmenwerte von LSG Nordamerika und Eurowings vornehmen. Zudem konnte Lufthansa nicht von den niedrigen Treibstoffkosten profitieren, was auf sogenannte Absicherungsgeschäft für Treibstoffkäufe zurückzuführen ist.
Aber nicht nur der Verlust von 1,2 Milliarden Euro zeigt, wie hart es den Lufthansa Konzern trifft. Auch weitere Kennzahlen wie etwa die Eigenkapitalquote, die um fast 7 Prozentpunkte zurückgegangen ist sowie die Nettoverschuldung, welche um 5 Prozent stieg, bereiten Sorge. Weitere Kennzahlen lassen sich direkt im Quartalsbericht der Lufthansa einsehen.
Insgesamt betrug die Liquidität des Unternehmens zu Ende März jedoch noch rund 4,3 Milliarden Euro. Für diese Summe ausschlaggebend waren wohl die Senkung der Fixkosten um ein Drittel innerhalb kürzester Zeit. Pro Monat soll die Lufthansa Group jedoch weiterhin ca. 800 Millionen Euro der Liquiditätsreserve verbrauchen. Sorgen vor einer Insolvenz muss sich die Airline jedoch aktuell nun nicht mehr machen, da die Solvenz des Unternehmens gerade durch die staatlichen Hilfen gesichert wurde. Trotz allem will das Unternehmen aktuell keine Ergebnisentwicklung für das Jahr 2020 vorhersagen, dafür ist die aktuelle Lage zu ungewiss.
87.000 Mitarbeiter in Kurzarbeit, 26 Prozent weniger Passagiere
Neben den ausführlichen Zahlen über die Umsätze oder der Höhe des Verlustes gab Lufthansa auch weitere spannende Informationen preis. So arbeiteten am 31. März noch 136.795 Mitarbeiter für den Lufthansa Konzern, wovon bis Ende März 87.000 Mitarbeiter in Kurzarbeit waren. Zudem beförderte die Lufthansa im Quartal 1 (grau hinterlegte Zeile) 21,8 Millionen Fluggäste mit einem Ladefaktor von 73 Prozent. Dabei wurden bereits zwischen Januar und März schon 26 Prozent weniger Passagiere befördert als im Vorjahr, was wohl primär am Wegfall von Flügen nach China lag.
Aufgrund der Tatsache, dass Lufthansa erst am 6. März weitestgehende Kapazitätsanpassungen beschlossen hatte und der Flugverkehr bis dahin relativ normal ablief, kann man wohl davon ausgehen, dass diese Zahlen für das zweite Quartal signifikant geringer ausfallen werden. Im Newsroom bereits bekannt gegeben wurde, dass im April die Lufthansa Group 98,1 Prozent weniger Passagiere als im Vorjahresmonat verzeichnete. So sank das Angebot an Flügen ebenfalls um 96 Prozent.
Restrukturierung als Lösung für die Lufthansa
Doch der Lufthansa Konzern muss langfristig wieder nach vorne blicken und ein positives Konzernergebnis forcieren. Dies wird jedoch wohl nun passieren, wenn Lufthansa sich neu restrukturiert. Besonders wichtig sei etwa laut Finanzvorstand Thorsten Dirks zu Beginn den jährlichen Free Cashflow zu steigern, um Verbindlichkeiten wie etwa Kredite zurückzahlen zu können. Dass es sich hierbei um eine Herausforderung handelt, sollte jedem aufgrund der aktuellen Lage und geringen Nachfrage nach Flügen klar sein. So erklärt Dirks im Detail:
Um die Kredite und Coupons zügig zurückzahlen zu können, werden wir unseren jährlichen Free Cashflow gegenüber dem Vorkrisenniveau deutlich steigern müssen – und das, obwohl die weltweite Nachfrage nach Flügen noch über Jahre unter dem Vorkrisenniveau liegen wird. Dies wird nur gelingen, wenn wir in allen Konzernbereichen Restrukturierungsprogramme durchführen und uns mit den Tarifpartnern auf innovative Lösungen verständigen.
Geplant ist es seitens der Lufthansa, die Stückkosten gegenüber dem Vorkrisenniveau deutlich zu senken. Dies gelingt durch geringere Fixkosten, wie etwa die Kurzarbeit der Mitarbeiter, Streichungen von Projekten sowie Verschiebungen von Wartungsarbeiten. Weitere Kosten können darüber hinaus auch mit der Verschiebung von geplanten Flugzeugübernahmen sowie einer Veräußerung einzelner Geschäftsbereiche erzielt werden. Zudem wird es wohl Restrukturierungsprogramme bei allen Lufthansa-Airlines geben, bei denen sowohl die Flotte als auch die Belegschaft verkleinert werden könnten. Für Austrian Airlines und Brussels Airlines ist dies bereits beschlossene Sache.
Kapazitäten bei der Lufthansa werden wieder erhöht
Doch trotz der anhaltenden Krise, geht es langsam wieder bergauf. Dafür ausschlaggebend sind die Lockerungen der verschiedenen Länder sowie sicherlich das Auslaufen der globalen Reisewarnung zum 15. Juni. So haben die Airlines der Lufthansa Group bereits die Anzahl der angeflogenen Ziele für Juni auf 2.000 wöchentliche Verbindungen zu mehr als 130 Zielen weltweit erhöht und will bis September wieder 90 Prozent der Kurzstrecken anbieten. Die Kapazität soll dann ungefähr 40 Prozent der ursprünglich geplanten betragen.
Obwohl diese Nachrichten jedoch sehr positiv wirken, rechnet der Kranich-Konzern mit einer “schrittweise anziehenden Nachfrage”. So sollen im Jahr 2021 noch 300 Flugzeuge, im Jahr 2022 noch 200 Flugzeuge und im Jahr 2023 sogar noch 100 Flugzeuge geparkt bleiben – damit bestätigt die Airline eine Meldung, über die wir vor wenigen Wochen berichtet haben. Wann Lufthansa wirklich wieder zu ihrer vollen Stärke zurückgelangen wird, bleibt also weiterhin fraglich.
Trotz allem arbeitet Lufthansa natürlich daran, so schnell es geht, wieder auf das Vorkrisenniveau zurückzukehren. In der aktuellen Lage ist es deshalb wohl auch wichtig, das Vertrauen der Passagiere zurückzugewinnen und für deren Sicherheit an Bord zu sorgen, indem man neue Hygienemaßnahmen durchsetzt. Neu setzt die Lufthansa etwa generell auf eine Maskenpflicht.
Fazit zum Verlust der Lufthansa im ersten Quartal
Dass Lufthansa im ersten Quartal einen Verlust von 1,2 Milliarden Euro geacht hat, ist angesichts der aktuellen Lage wenig verwunderlich. Auch wenn Restrukturierungsmaßnahmen eingeleitet wurden und die Kapazitäten nun wieder erhöht werden, wird das Jahresergebnis des Konzerns wohl tiefrot ausfallen. Im zweiten Quartal wird der Verlust der Gruppe voraussichtlich neue Rekordhöhen erreichen und auch im dritten und vierten Quartal wird es wohl nur zu einer langsamen Erholung des Ergebnisses kommen. Immerhin allerdings, ist die Lufthansa Group aufgrund der Staatshilfen gut auf die schwierige Zeit eingestellt.