Fast täglich kommt es zu neuen Streik-Ankündigungen. Diese kommen der Lufthansa teuer zu stehen. Um weitere Arbeitsniederlegungen zu unterbinden, müssen sie höhere Kosten in Kauf nehmen.
Der Februar war ein Streik-intensiver Monat, und auch im März sehen die Prognosen nicht besser aus. Arbeitskämpfe begleiten den Lufthansa-Konzern nun schon mehrere Monate. Immer wieder kocht das Konfliktpotenzial an unterschiedlichen Stellen hoch und stagnierende Tarifverhandlungen führen zu Arbeitsniederlegungen. Und diese kommen den Kranich teuer zu stehen, wie Reuters berichtet.
Verfehlt Lufthansa aufgrund von Streik ihr Gewinnziel?
Für das Jahr 2024 hatte sich der Konzern einiges vorgenommen. Doch das Gewinnmargenziel scheint aktuell aufgrund von Streiks und belastenden finanziellen Umständen nicht mehr realistisch. Die Arbeitsniederlegungen haben die Fluggesellschaft bereits viele Flugausfälle und Unannehmlichkeiten für Passagiere gekostet. Um künftig noch mehr lange Ausstände zu vermeiden, muss der Konzern tief in die Tasche greifen, um die Forderungen der Gewerkschaften zu erfüllen.
Der Kranich hatte für 2024 von einem bereinigten Gewinn vor Zins- und Steuermargen (EBIT) wenigstens von acht Prozent und einer bereinigten Kapitalrendite (ROCE) von zehn Prozent gerechnet. Diese Werte werden laut Analystenumfragen nicht erreich. Einen genauen Bericht zu den Gewinnen aus dem Vorjahr wird die Lufthansa im März herausgeben.
Die Forderungen der Gewerkschaften beinhalteten in den vergangenen Monaten jeweils Gehaltserhöhungen. Das bedeutet höhere Ausgaben für die Lufthansa, sollte sie Frieden schließen wollen, um mehr Streiks zu vermeiden.
Aktuelle Streik-Lage bei der Lufthansa
Der aktuellste Streik beim Kranich betrifft das Bodenpersonal, welches seit Mittwoch die Arbeit niederlegt, allerdings ohne, dass Passagierflüge betroffen sind. Damit folgt der Arbeitskampf auf den erst kürzlich beendeten letzten Streik des Bodenpersonals am 20. Februar, der für massive Einschränkungen gesorgt hat. Die Flugbegleiter der Lufthansa stehen schon in den Startlöchern – hier ist ein Streik ab nächstem Monat denkbar. Auch bei den Tochter-Airlines ist die Stimmung hitzig. Nachdem Discover Airlines Mitte des Monats die Arbeit niedergelegt hat, haben sich die Piloten der Lufthansa aus Solidarität angeschlossen. Eine Urabstimmung bei Lufthansa CityLine wird bis zum 6. März über einen eventuellen nächsten Streik entscheiden.
Abgesehen vom Streik sind auch die aktuellen Umstände in der Luftfahrt-Branche kein Zuckerschlecken. Personalmangel, Inflation und steigende Kosten dominieren den Geschäftsalltag. Zudem verzeichnet die Airline einen Rückgang an der Anzahl Geschäftsreisender.
Lufthansa has to confront a new world with less corporate travel in it – the highest-yielding passengers, and a good 40% of pre-pandemic passenger revenue.
Alex Irving, Bernstein-Analyst
Analysten schätzen den Stand der Lufthansa zudem noch einmal schlechter ein als den von anderen europäischen Airlines.
We think Lufthansa is facing greater challenges from industrial relations than its European peers, as a result of the broad industrial relations climate in Germany.
Andrew Lobbenberg, Barclays-Analyst
Indes geht im Sommer eine neue Tochter-Airline an den Start. City Airlines ist damit Teil einer Finanz-Strategie der Lufthansa. Denn durch die Auslagerung gewisser Sparten auf Tochter-Unternehmen will der Konzern seine Arbeitskosten senken.
Fazit zur finanziellen Lage der Lufthansa
Die andauernde Streik-Situation ist nicht nur anstrengend für viele Reisende, sondern extrem kostspielig für die Lufthansa. Um zukünftige Streiks zu unterbinden, muss der Konzern höhere Kosten in Kauf nehmen, um die Gewerkschaften zufriedenzustellen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Verhandlungen in den nächsten Monaten verändern.