Die Lufthansa plant nach der Krise einen Strategiewechsel, was die Flottenzusammenstellung angeht. Statt primär selbst Maschinen zu kaufen, will die Airline den Leasing-Anteil erhöhen.

Es sind für alle Fluggesellschaften weltweit komplexe Zeiten. Für die Lufthansa gilt das sicherlich besonders, denn die deutsche Airline hat dieses Jahr viele Milliarden Euro verloren. Der Staatseinstieg rettete die prestigeträchtige Airline vor dem Untergang – für die selbstbewusste Airline war das schwer zu akzeptieren. Doch langsam kommt das Selbstvertrauen zurück, unter anderem konnte sich die Airline am Kapitalmarkt zwischenzeitlich 1,6 Milliarden Euro frisches Kapital sichern. Damit will die Airline wieder zum Angriff blasen, allerdings mit einer neuen Strategie mit Blick auf die eigene Flotte, wie das manager magazin berichtet.

Neue Maschinen sollen von Leasingfirmen kommen

Die Lufthansa geht seit jeher einen anderen Weg bei der Flotten-Zusammenstellung als viele andere Fluggesellschaften, sie kauft üblicherweise selbst anstatt Maschinen zu leasen. Das kann sich je nach Perspektive als Fluch oder Segen erweisen, in der Krise war es eher Ersteres. Wer Maschinen selbst kauft und lange nutzt, der macht mittelfristig meist das bessere Geschäft. Ebenfalls erfolgreich zeigen sich Günstigflieger wie easyJet oder Ryanair, die neue Maschinen in großen Stückzahlen mit hohen Rabatten kaufen und dann nach einigen Jahren weiterverkaufen – oft ohne allzu großen Verlust. Doch das für kapitalstarke Airlines in den letzten Jahren zuträgliche Modell hat sich in der Krise zu einem Problem entwickelt, denn weder gibt es in den nächsten Jahren einen relevanten Markt für gebrauchte Flugzeuge noch kann man Überkapazitäten einfach abbauen, in dem man Maschinen nach Auslaufen der Verträge an die Leasinggeber zurückgibt. Die Lufthansa steht vermutlich allein im kommenden Jahr mit mehreren hundert Maschinen mehr da als sie bräuchte.

Bild: Lufthansa

Aus diesen Erfahrungen scheint die Airline ihre eigenen Lehren zu ziehen, denn anstatt auch zukünftig nahezu ausschließlich auf eigene Maschinen zu setzen, befindet sich die Lufthansa aktuell im Gespräch mit großen Leasingfirmen. Sobald die Nachfrage anzieht, sollen diese der Lufthansa besondere Kleinraummaschinen vom Typ Airbus A320neo zur Verfügung stellen, um schnell Marktanteile zu gewinnen. Zwar hat die Lufthansa selbst eine große Flotte, neue Orders bei den großen Flugzeugbauern soll es aber wohl erst einmal nicht mehr geben. Stattdessen sollen Leasingfirmen in die Bresche springen und der Lufthansa die Maschinen zur Verfügung stellen. Mittelfristig sei ein Anteil von 20 bis 25 Prozent geleasten Maschinen bei der Lufthansa denkbar, heißt es aus Konzernkreisen. Aktuell ist der Anteil an fremden Maschinen in der Flotte einstellig, während andere Airlines oftmals fast ihre ganze Flotte geleast haben.

Erneuerung und Wachstum statt Kapitalgewinnung

Das Ziel der Lufthansa mit der neuen Strategie ist allerdings nicht die Kapitalgewinnung. Sogenannte ‘sale and lease back’-Geschäfte soll es bei der Lufthansa in den nächsten Jahren nicht geben. Diese Art von Geschäften hat gerade in Krisenzeiten Hochkonjunktur und wurde auch von der Lufthansa in den letzten Monaten genutzt. Sowohl ein Airbus A350 als auch eine Frachtmaschine wurden an eine Leasingfirma verkauft und zurück gemietet. Dadurch bekommt die Lufthansa zusätzliches Kapital und kann das jeweilige Flugzeug dennoch weiter nutzen. Einen ähnlichen Weg sind auch viele andere Fluggesellschaften gegangen, um sich frisches Geld zu beschaffen. Die Lufthansa allerdings will diesen Weg nicht weiter gehen, was nicht zuletzt an der erfolgreichen Rekapitalisierung auf dem Kapitalmarkt liegt.

Bild: Lufthansa

Dennoch sollen in Zukunft Maschinen von Leasingfirmen zur Flotte der Lufthansa stoßen. Wie das Portal aero.de berichtet, werden bis 2023 nur maximal 80 neue Maschinen von Airbus und Boeing an die Lufthansa Group ausgeliefert. Dadurch, dass die Lufthansa voraussichtlich aber mehr Maschinen braucht, soll die Lücke durch geleaste Flugzeuge gefüllt werden. Im Gegenzug werden wohl viele ältere Maschinen die Flotte verlassen oder nicht mehr in diese zurückkehren – ein Schicksal das besonders den verbleibenden Airbus A340 und Airbus A380 droht. Die Pläne der Lufthansa mit Blick auf die Flotte sollen also einer Erneuerung und mittelfristig auch wieder dem Wachstum dienen und nicht das Kapital der Fluggesellschaft erhöhen. Zudem hat die Lufthansa aus der Krise scheinbar gelernt, dass ein guter Mix zwischen Leasing und Eigentum die bessere Wahl ist, um auch in schweren Zeiten die eigenen Finanzen im Griff zu behalten.

Fazit zur neuen Flottenstrategie der Lufthansa

Die Lufthansa will zukünftig stärker auf Leasing setzen als in der Vergangenheit. Eine Lehre aus der Krise dürfte dabei sein, dass ein guter Mix aus beiden Varianten die bessere Wahl ist, um auch in schweren Zeiten zu bestehen. Dennoch möchte die Lufthansa keine Notverkäufe eingehen, sondern das Modell nutzen, um die Flotte weiter zu verjüngen und mittelfristig auch wieder auszubauen. Man kann gespannt sein, wann es so weit ist und wann die stolze Lufthansa wieder Wachstums- statt Schrumpfungsziele verkünden kann.

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Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels auf der ganzen Welt. Mittlerweile konnte er über 500 verschiedene Hotels testen und dabei mehr als 100 Städte auf allen Kontinenten kennenlernen. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen besonderen Erlebnissen teilhaben!

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