Die Debatte um die umstrittenen Slot-Regelungen an Flughäfen geht in eine neue Runde. Lufthansa Chef Carsten Spohr fordert die EU zu einem längeren Verzicht der Regeln auf und droht mit Leerflügen.
Bereits der internationale Luftverkehrsverband IATA hatte im November die Notwendigkeit zu Verlängerung der bislang ausgesetzten Slot-Regelungen betont, nachdem die EU für den Sommerflugplan 2021 die Rückkehr zu den Vergaberegeln der Start- und Landerechte beschlossen hatte, die zu mindestens 40 Prozent genutzt werden müssten. Lufthansa-Chef Carsten Spohr sieht sich in einer Ausnahmesituation wie dieser ebenfalls dazu gezwungen, auf die aus seiner Sicht unverantwortlichen Geisterflüge zurückzugreifen und Flüge für nur 9 Euro anzubieten.
Geisterflüge zu 9-Euro-Tarifen könnten bei Lufthansa Realität werden
Seitdem Ausbruch der Pandemie leiden die Fluggesellschaften nach wie vor an einem massiven Rückgang der Passagierzahlen und sind infolge der Einreiserestriktionen, die aufgrund der Lockdown-Maßnahmen kontinuierlich verschärft werden, gezwungen sämtliche ihrer Flüge zu streichen und die Kapazitäten auf ein Minimum herunterzufahren. Seit März letzten Jahres sind deshalb infolge von heftigen Debatten die Slot-Regelungen für Flugzeuge durch die Zustimmung der Europäischen Kommission nach wie vor ausgesetzt. Doch das könnte sich demnächst ändern, sofern die Forderung des Lufthansa-Chefs nicht erhöht wird. Die Europäische Kommission plant die Slot-Regeln für den Sommerflugplan 2021 wieder einzuführen – ein Alptraum für große Airlines, wie Lufthansa.
Dem Airline-Chef Carsten Spohr, der eine Maßnahme wie Geisterflüge zuvor noch als ökologisch und ökonomisch unverantwortlich bezeichnete und erklärte, dass solche Günstig-Tarife den Ruf der Luftfahrtindustrie schädigen würden, sind in der aktuellen Situation jedoch die Hände gebunden. Er sieht keinen anderen Ausweg, und zieht daher in Erwägung 9-Euro-Tarife für Flüge anzubieten, sollte Lufthansa umweltschädliche Leerflüge durchführen müssen, um ihre Slots zu bewahren. Immerhin würden die günstigen Tarife vielleicht den ein oder anderen Passagier mehr an Bord holen, anstatt leer zu fliegen. Der Vorstandschef der Lufthansa Gruppe sieht sich verpflichtet Geisterflüge wahrzunehmen, sofern die “Use it or lose it”- Regel wieder in Kraft treten wird, wie er der Organisation Eurocontrol mitteilte.
Jede Airline, die wie wir auf das Hub-System angewiesen ist, wird alles tun, um ihre Slots zu sichern. Wenn wir leer fliegen müssen, werden wir wahrscheinlich selbst Neun-Euro-Tickets anbieten, um diese Flüge im System zu halten… Die Aufgabe wichtiger Slots an einem Drehkreuz ist ein Schaden für Generationen von Lufthansa-Mitarbeitern oder Air-France-Mitarbeitern oder British-Airways-Mitarbeitern oder KLM-Mitarbeitern in der Zukunft.
Lufthansa-Chef Carsten Spohr
Für die angeschlagenen Fluggesellschaften, die durch die Krise bereits genug gestraft sind, könnte eine Verlängerung der Aufhebung der Regeln für eine Erholung und die zahlreichen betroffenen Arbeitsplätze von entscheidender Bedeutung sein.
Druck über Medien soll EU-Kommission zur Verlängerung überzeugen
Während die Low-Cost-Airlines gegen die Sonderregelung protestieren, um von neuen freien Slots zu profitieren, setzen die großen Fluggesellschaften alles daran, die EU-Kommission bezüglich ihrer Entscheidung zur Rückkehr der Slot-Regelung umzustimmen. In der Annahme, dass ein Verkehrsaufkommen von 50 Prozent des Niveaus von 2019 erreicht werden kann, wurde zum Unmut vieler Airlines die “Use it or lose it”-Regel für den Sommerflugplan ab März wieder eingeführt, jedoch von 80 Prozent auf 40 Prozent reduziert. Der Lufthansa-Chef erhofft sich über die Verbreitung der Unzufriedenheit in den Medien und in der Öffentlichkeit dem Thema neue Aufmerksamkeit zu schenken und die Europäische Kommission dazu “zwingen” zu können, die Slot-Verzichtserklärung zu verlängern. Spohr erhöht den Druck erneut und wettert ein weiteres Mal auf die EU-Kommission ein:
Auf der einen Seite will die Europäische Kommission den CO2-Fußabdruck reduzieren. Auf der anderen Seite, wenn sie uns zwingen würden, leer zu fliegen, wäre das verrückt. Ich denke, das würde sehr schnell publik werden. Deshalb bin ich immer noch optimistisch, dass der Slot-Waiver auf die eine oder andere Weise verlängert wird.
Lufthansa-Chef Carsten Spohr
Ob ein Verkehrsaufkommen von der Hälfte des Vorkrisenniveaus erzielt werden kann, bleibt fraglich, könnte aber in Hinblick auf den Sommer und möglichen Erleichterungen der Reisebeschränkungen nicht ganz abwegig sein. Dennoch ist auch die Unzufriedenheit der Fluggesellschaften nachzuvollziehen, die mitunter andere Sorgen haben dürften, wie eine Erholung im Flugverkehr zu erreichen und ihre Millionen Arbeitsplätze auf Dauer zu sichern, als sich um die Auslastung ihrer Slots Gedanken zu machen. Es bleibt spannend, ob sich die EU-Kommission ein weiteres Mal für eine Verlängerung der Slot-Verzichtserklärung überzeugen lässt oder an ihren Vorhaben festhält. Das dürfte sicherlich abhängig davon sein, welche Entwicklungen die Pandemie für uns in der kommenden Zeit bereithält!
Fazit zur Lufthansa-Forderung zur Verlängerung der Slot-Verzichte
Die Empörung zur Rückkehr der Slot-Regeln auf den Flughäfen ist bei Lufthansa deutlich zu spüren, die erneut eine Debatte zu dem Thema auslöst. Der Airline-Chef sieht sich in einer Ausnahmesituation wie dieser gezwungen, mit 9-Euro-Tarifen sämtliche umweltschädliche Leerflüge durchzuführen, um die Start- und Landerechte zu erhalten, sofern die Slot-Regelungen nicht auch im Sommerflugplan noch ausgesetzt bleiben. Er fordert von der EU-Kommission eine Verlängerung der Slot-Verzichtserklärung und droht mit unvermeidbaren Geisterflügen!