Werden deutsche Flughäfen für internationale Airlines immer teurer? Eine Frage, mit der sich auch Lufthansa und Condor zunehmend auseinandersetzen.
Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) hat angesichts hoher Standortkosten und zusätzlicher Belastungen durch staatliche Abgaben bereits Alarm geschlagen. Schon Anfang August hatte der Verband so dringende Maßnahmen zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Flughäfen gefordert. Denn auch Lufthansa und Condor sehen sich zunehmend in einem unfairen Wettbewerb, wie airliners.de berichtet.
Das Wichtigste in Kürze
- Condor und Lufthansa kritisieren die hohen Standortkosten in Deutschland, dies führe zu einem unfairen Wettbewerb
- Lufthansa hat demnach sogar ihr Flugangebot ab Leipzig/Halle und Dresden deutlich reduziert
- Condor-Chef Peter Gerber weist darauf hin, dass Deutschland im europäischen Vergleich hinterherhinkt
Lufthansa CEO sieht Schuld in der Politik
Fluggesellschaften mit Standorten außerhalb Europas haben einen deutlichen Kostenvorteil, wie der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft berichtet. Diesen bekommen auch Lufthansa und Condor immer stärker zu spüren. Peter Gerber, CEO von Condor, kritisierte jüngst auf einer Unternehmerveranstaltung am Frankfurter Flughafen, dass die Airline insbesondere unter der unfassbaren Verteuerung staatlich veranlasster Steuern und Gebühren in Deutschland leide. So habe sich das Kostenvolumen aus Flugsicherung, Luftsicherheitskontrollen und Luftverkehrssteuer in den vergangenen vier Jahren von 3,5 auf sieben Milliarden Euro pro Jahr verdoppelt. Kein Wunder also, dass auch die Lufthansa ihr Flugangebot ab Leipzig/Halle und Dresden deutlich reduziert hat, wie die FVW berichtet.
Lufthansa-Chef Carsten Spohr macht dafür vor allem die Politik verantwortlich, die mit hohen Steuern das Fliegen immer unattraktiver mache. Außerdem sei die Zahl der innerdeutschen Flüge im Vergleich zur Zeit vor Corona um 75 Prozent zurückgegangen. Die Lufthansa bietet derzeit von Leipzig/Halle aus sogar keine Verbindungen nach Stuttgart und Köln/Bonn an. Auch nach München fliegt die Airline derzeit nicht von Leipzig aus. Hauptursache für die Streckenstreichungen seien neben dem Ausbleiben von Geschäftsreisen vor allem die in Deutschland deutlich gestiegenen staatlichen Abgaben. Spohr vergleicht dies mit dem Standort Prag. Während der Start eines Lufthansa Airbus, wie beispielsweise eines Airbus A320, in Dresden 4.500 Euro kostet, sind es im benachbarten Prag nur 500 Euro.
Luftverkehr hinkt hinterher
Das Flugangebot in Deutschland bleibt also immer noch hinter den Vorkrisenwerten. Auch Condor-Chef Peter Gerber betont, dass Deutschland im europäischen Vergleich hinterherhinkt, da die Erholungsquote des Luftverkehrs hier nur bei 82 Prozent des Niveaus von 2019 liegt. In den meisten anderen europäischen Ländern habe der Luftverkehr das Vorkrisenniveau hingegen bereits übertroffen und verzeichne sogar weiteres Wachstum. Der Billigflieger Ryanair hat laut Tagesspiegel sogar angekündigt, ein Fünftel seiner Flotte vom Berliner Flughafen abzuziehen. Ab dem kommenden Jahr sollen Ziele wie Brüssel, Luxemburg und Riga nicht mehr von Berlin aus angeflogen werden.