Da sich bislang keine Interessenten für die Lufthansa-Slots in Frankfurt und München bemerkbar gemacht haben, darf Lufthansa bis zum Sommer 2022 alle Slots behalten.

Die Bundesregierung hatte dem Lufthansa Konzern infolge der Coronakrise stark unter die Arme gegriffen und die Airline mit enorm hohen Staatshilfen in Höhe von neun Milliarden Euro vor noch stärkeren finanziellen Katastrophen bewahrt. Diese finanzielle Unterstützung wurde allerdings nicht nach Lust und Laune vergeben, sondern unterliegt gewissen Abmachungen und Umweltauflagen. Um den Wettbewerb im Luftverkehr fair zu halten, musste Lufthansa 48 Slots zum Verkauf anbieten. Bislang fanden sich allerdings noch keine Käufer, weshalb zunächst alle Slots im Besitz der Airline bleiben, wie die Website aero.de berichtet.

Je 24 Slots in Frankfurt und München stehen zum Verkauf

Die EU-Kommission will über Neuvergaben der Start- und Landerechte einen fairen Ausgleich im Wettbewerb zwischen Airlines herstellen. Das Vorhaben soll insbesondere den Fluggesellschaften zugute kommen, die die Krise aus eigener Kraft ohne finanzielle Hilfen vom Staat überstanden haben. Im Zuge dessen stehen seit einiger Zeit insgesamt 48 Lufthansa-Slots, je 24 in München und Frankfurt zum Verkauf, also rechnerisch drei Start- und drei Landerechte pro Flugzeug und Tag. Irgendwann in absehbarer Zeit sollte der Kranich diese Slots an die Konkurrenz abgeben müssen, allerdings hat sich bislang noch kein Käufer gefunden.

Bild: Fraport AG / © Christoph Mäckler Architekten

Der Konzern hatte dahingehend schon zum zweiten Mal Glück, da im jeweiligen Bewerberzeitraum kein adäquates Gebot abgegeben wurde. Nun sind auch die Anmeldefristen für die Winterflugplanperiode 2021/2022 verstrichen – ohne einen Interessenten. Aus diesem Grund bleiben alle 48 Slots zunächst bis zum Sommer 2022 nach wie vor im Besitz der größten deutschen Airline. Die neuen Bewerberfristen für die Sommerflugplanperiode 2022 sind bislang nicht bekannt. Bleibt abzuwarten, ob sich in diesem Zeitraum ein passender Käufer finden wird.

Das Angebot von Slots im Rahmen der beihilferechtlichen Zusagen erfolgt durch den Monitoring Trustee (den Treuhänder Smith & Williamson, Red.), der Ablauf und das Ergebnis einer Ausschreibung steuert. […] Entsprechend bestimmt dieser auch Fristen für Interessenten und Gebote für die kommenden Flugplanperioden, in denen Lufthansa Slots anbieten muss.

Thomas Jachnow, Sprecher der Lufthansa AG

René Maysokolua, Geschäftsführer von Fluko, der für Deutschland zuständigen Slot-Koordinationsstelle, bestätigt gegenüber aero.de, dass die verfügbaren Slots weiterhin alle ohne Ausnahme der Lufthansa AG zugeteilt seien, da bislang keine “Informationen über erfolgreiche Gebote oder eine Entscheidung (…) der Europäischen Kommission beziehungsweise vom Monitoring Trustee” vorliegen würden.

Strikte Wettbewerbsbedingungen für den Erwerb der Slots

Es erscheint zunächst fragwürdig, wieso es derart wenige Interessenten an den durchaus beliebten Slots gibt und weshalb sich immer noch kein passender Käufer gefunden hat. Bei genauerer Betrachtung der Auflagen für eine Anmeldung fällt jedoch auf, dass der Erwerb der Slots für die Konkurrenz nicht nur mit finanziellen Mitteln verbunden ist.

Die Anforderungen besagen, dass nur europäische Airlines ein Anrecht auf die Slots haben, weshalb alle größeren internationalen Fluggesellschaften schon mal aus der engeren Auswahl fallen. Außerdem stehen die Zeitfenster für Start und Landung nur neuen Wettbewerbern an den Flughäfen Frankfurt und München für zumindest anderthalb Jahre zur Verfügung. Die Option wird erst dann auf vorhandene Wettbewerber an den jeweiligen Flughäfen erweitert, sofern sich keine neuen Anwärter auf die Slots finden lassen. Zugeteilt werden die Zeitfenster dann letztendlich über das Bieterverfahren. Darüber hinaus greifen Mindestlaufzeiten für die verfügbaren Slots, was den Erwerb für einige Airlines, die selbst hart von der Krise getroffen wurden und sich derzeit erst in der Erholungsphase befinden, aufgrund fehlender finanzieller Mittel unattraktiv erscheinen lässt.

Fazit zu den beliebten Lufthansa-Slots in München und Frankfurt

Vor der Coronakrise waren die Drehkreuze in München und Frankfurt überlastet, sodass die Zeitfenster für Starts und Landungen knapp – und gerade deshalb äußerst beliebt – waren. In Betracht auf die Ausmaße der Pandemie ist von der ursprünglichen Euphorie über die verfügbaren Slots kaum mehr etwas zu spüren. Als potenzieller Anwärter wird derzeit die britische Airline easyJet vermutet, da der Billigflieger in der Vergangenheit Expansionsabsichten und Interesse an den Slots bekundet hatte. Ob dieses Interesse aber wirklich ernsthaft ist, bleibt mit den neuen Anmeldefristen abzuwarten.

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Autor

Emily reist schon seit sie denken kann und ist fasziniert von der Luftfahrt. Den Traum, Flugbegleiterin zu werden, hat sie erst einmal hinten angestellt und studiert derzeit Internationales Tourismusmanagement an der Nordseeküste. Sie freut sich darauf, Euch auf ihrem Weg mitzunehmen!

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