Die vielleicht wichtigste Studie zum weiteren Vorgehen in Deutschland nach dem Ende der Kontaktsperre bringt grundlegend gute Nachrichten für Reisen: Bei konstant niedrigen Infektionszahlen sollen geschäftliche wie private Reisen wieder möglich sein.
In den letzten Tagen wurde intensiv über ein “Exit”-Szenario aus der strikten Kontaktsperre, die bis auf Weiteres bis zum 19. April 2020 gilt, debattiert. Besonders in Hinblick auf die leicht sinkenden täglichen Neuinfektionen rund um das Coronavirus werden die Rufe lauter, bestimmte Dinge wieder zu erlauben. Dazu könnten auch Reisen gehören, zumindest wenn es nach Experten der Nationalakademie in Halle geht. Diese hatten in einem 26-köpfigen Komitee wichtiger Köpfe aus verschiedenen Bereichen in den letzten Tagen intensiv beraten und jetzt ihre Ergebnisse vorgestellt. Die Studie ist deshalb so bedeutend, weil Bundeskanzlerin Angela Merkel sie als sehr wichtige Grundlage für die anstehende Entscheidung rund um die weiteren Maßnahmen in Deutschland genannt hat.
Private genauso wie geschäftliche Reisen wieder möglich
Generell sind die Ergebnisse die Studie, die dem Speigel als “Ad-hoc-Stellungnahme” vorliegt, sehr interessant. Aus unserer Sicht ist aber natürlich besonders ein Blick auf das Thema Reisen spannend. Diesen hat das Experten-Team einen Teil der Studie gewickelt und dabei ein überraschend positives Urteil abgegeben – wohl auch, weil weiterhin unklar ist, welchen Einfluss Reisen auf eine Verbreitung des Virus haben. Grundlegend wichtig ist zu einer Einordnung der Empfehlung der Forscher die folgende Allgemeinformulierung:
Wenn die Zahl der Neuinfektionen stabil auf niedrigem Niveau verharre, sowohl Corona- als auch normale Patienten gesundheitlich versorgt werden könnten und die Menschen sich weiter an die Hygienemaßnahmen hielten, stünde der Normalisierung des öffentlichen Lebens nichts im Wege.
Unter diesen Voraussetzungen, also anhaltend hohen Hygienemaßnahmen, einer stabil auf niedrigem Niveau verharrende Infektionszahl und einer Sicherstellung einer Behandlung aller Patienten, soll laut den Leopoldina-Forschern auch das Reisen wieder möglich sein.
Der Spiegel formuliert die entsprechenden Ergebnisse der Leopoldina-Studie wie folgt:
Unter diesen Prämissen dürfte auch wieder gereist werden, dienstlich wie auch privat.
Dabei sollen allerdings deutlich striktere Regeln gelten als bisher. In allen Verkehrsmitteln sei auf größtmögliche Distanz geachtet werden, heißt es in der Studie. Darüber hinaus sollte es im Flugzeug genauso wie in Bahn und Bus eine Maskenpflicht geben. Mit Einhaltung dieser Bestimmungen aber wäre eine Öffnung in Hinblick auf Reisen wieder möglich. Besonders relevant ist hierbei, dass die Leopoldina explizit nicht nur geschäftliche Reisen erwähnt, sondern auch private Reisen. Ob das auch bedeutet, dass rein touristische Reisen innerhalb von Deutschland wieder erlaubt werden sollen, geht aus der Studie nicht hervor.
Bahn und Fluggesellschaften sollen neues System etablieren
Die Studie nennt für die neue Distanzierung in Flugzeugen wie Zügen besonders auch ein neues Reservierungssystem, das sicherstellen soll, dass entsprechende Distanzen gewährleistet sind. Beispielsweise könnte jede zweite Reihe komplett geblockt werden. Zudem sollte verhindert werden, dass fremde Menschen nebeneinander sitzen. Grundsätzlich sollte dies technisch recht problemlos einzurichten sein. Wie eine solche Maßnahme konkret aussehen könnte, zeigt beispielsweise die US-amerikanische Airline Delta, welche ein neues System der Sitzplatzzuteilung bekannt gegeben hat.
Auch andere Airlines haben vergleichbare Maßnahmen bereits ergriffen, so bleiben etwa bei der Lufthansa bis auf Weiteres alle Mittelsitze frei. Bei der Bahn gibt es so eine Strategie bislang offiziell nicht, allerdings fahren die meisten Züge so leer, dass manche Passagiere gar einen ganzen Waggon für sich haben. Problematisch ist weiterhin auch das Ein- und Aussteigen, da hier viele Passagiere auf engem Raum sind. Gerade hier und im öffentlichen Nahverkehr sind Masken entscheidend. Diese sollen laut der Leopoldina in allen öffentlichen Verkehrsmitteln allerdings sowieso zur Pflicht werden, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren.
Fazit zu den Ergebnissen der Leopoldina-Studie
Dass die Leopoldina-Experten der Bundesregierung dazu raten, Reisen wieder zu erlauben, lässt sicherlich den einen oder anderen aufatmen. Dennoch sollte man sich nicht zu früh freuen, denn zum einen handelt es sich nur um eine Empfehlung, zum anderen müssen zuerst wichtige Bedingungen erfüllt werden – etwa eine konstant niedrige Zahl an Neuinfektionen. Sollte die Bundesregierung der Empfehlung aber folgen und sollten die Reiseunternehmen die entsprechenden Maßnahmen umsetzen, könnten zumindest innerdeutsche Reisen im Mai wieder möglich sein. In jedem Fall sollten Reisende aber weiter auf eine maximale soziale Distanzierung achten und überlegen, ob eine Reise in diesen Zeiten wirklich notwendig und sinnvoll ist.
