Nachdem vor etwas mehr als einem Monat bereits die LATAM Group und die meisten Töchter ein Insolvenzverfahren eingeleitet haben, trifft es nun mit LATAM Brasil auch die größte Tochtergesellschaft.
Die Situation für Fluggesellschaften in Südamerika ist in nahezu jeder Hinsicht fatal. Die Fallzahlen in den meisten Ländern steigen weiterhin, Flüge sind teilweise sogar komplett verboten. Gleichzeitig erhalten die Airlines in den seltensten Fällen Staatshilfen. Infolgedessen musste zuerst Avianca Insolvenz anmelden, einige Wochen später mit LATAM dann auch die größte Airline-Gruppe des Kontinents. Ausgenommen waren dabei aber einige Tochtergesellschaften. Nun allerdings ist klar: Mit LATAM Brasil muss auch die größte Tochter in die Insolvenz.
Restrukturierung durch Chapter 11-Insolvenz geplant
Wie bereits die LATAM Group sowie einige Töchter des Unternehmens, hat sich auch LATAM Brasil für ein sogenanntes Chapter 11-Verfahren in den USA entschieden. Dieses Insolvenzverfahren ermöglicht eine Restrukturierung ohne Druck der Gläubiger und soll der Stärkung des Unternehmens nach der Krise dienen. In der Regel endet ein solches Verfahren nicht damit, dass eine Fluggesellschaft liquidiert wird. Im Fall von LATAM ist dies entsprechend auch nicht zu erwarten, weder bei der Muttergesellschaft noch bei der nun ebenfalls in die Insolvenz gerutschten LATAM Brasil. Gegenüber Simpleflying erklärte die Airline demnach auch, dass es sich um einen “natürlichen Schritt” und “die beste Option” in den aktuellen Zeiten handele.
Mit über 150 Maschinen ist LATAM Brasil die größte Tochter der LATAM Group, die vor einigen Jahren durch die Fusion der chilenischen LAN und der brasilianischen TAM entstanden ist. Letztere ist in LATAM Brasil aufgegangen, firmiert offiziell allerdings weiterhin als TAM Linhas Aéreas. Eben jene Gesellschaft soll nun genauso wie die anderen LATAM-Töchter saniert werden. Der reguläre Flugbetrieb soll davon allerdings nicht betroffen sein. Alle geplanten Flüge werden weiterhin durchgeführt. Zudem behalten Tickets und ausgestellte ihre Gültigkeit und können weiterhin regulär verwendet werden. Generell verspricht LATAM, dass das Insolvenzverfahren keinen Einfluss auf den Passagierbetrieb haben soll.
Neue Finanzierung soll die Zukunft der Airline sichern
Im Rahmen des Insolvenzverfahrens hat die LATAM Group dabei auch bereits erste Fortschritte gemacht. Im Zuge der Insolvenzmeldung für die brasilianische Tochter hat LATAM auch den zweiten Teil einer Re-Finanzierung bekannt gegeben. Nachdem bereits zuvor 900 Millionen seitens Qatar Airways sowie den Cueto und Amaro Familien, allesamt Anteilseigner der Fluggesellschaft, zugesagt wurden, hat sich die Airline nun eine zweite Tranche gesichert. Oaktree Capital Management und verbundene Unternehmen hat der Fluggesellschaft insgesamt 1,3 Milliarden US-Dollar zugesagt, womit die Re-Kapitalisierung der Fluggesellschaft nun insgesamt 2 Milliarden US-Dollar übersteigt.
Diese Zeichen deuten darauf hin, dass LATAM auf einem guten Weg ist, die Insolvenz nach Chapter 11 schnell wieder hinter sich zu lassen. Mit der neuen Finanzierung sei man auch nicht mehr zwingend auf Staatshilfe angewiesen, heißt es seitens LATAM. Dennoch versucht zumindest LATAM Brasil weiterhin an Staatshilfen zu kommen, wie Simpleflying berichtet.
Klar ist im Zuge des Insolvenzverfahrens von LATAM allerdings bereits, dass die Tochter LATAM Argentina den Betrieb einstellt. Die Airline sieht für den Betrieb in Argentinien keine Zukunft mehr. Unklar ist noch die Zukunft von LATAM Paraguay, denn neben der argentinischen Tochter handelt es sich hierbei um den einzigen Unternehmensteil, der nun noch nicht in ein Insolvenzverfahren eingetreten ist.
Fazit zur Insolvenz von LATAM Brasil
Eine Insolvenz nach Chapter 11 ist weniger schlimm, als es im ersten Moment klingen mag. Dass nun auch LATAM Brasil in die Insolvenz muss, sollte man daher nicht überbewerten. Die brasilianische Tochter möchte im Zuge der Krise schlichtweg ebenfalls von den besseren Möglichkeiten zur Restrukturierung profitieren. Gerade durch die bereits zugesagten Finanzmittel von mehr als zwei Milliarden US-Dollar, darf man davon ausgehen, dass LATAM die Insolvenz und die Krise überstehen wird.